Mitglieder von FREPOGUA im Hungerstreik
Fijáte 220 vom 11. Okt. 2000, Artikel 4, Seite 4
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Mitglieder von FREPOGUA im Hungerstreik
Guatemala, 8. Oktober. Sechs Personen, Mitglieder des Zusammenschlusses der ElendsviertelbewohnerInnen (FREPOGUA) begannen am 25. September vor dem Sitz von MINUGUA in der Hauptstadt einen Hungerstreik. FREPOGUA protestiert mit dem Hungerstreik gegen die Wohnungsknappheit, gegen die von der Regierung angeordneten gewaltsamen Räumungen und für die Einhaltung der Friedensabkommen zum Thema Landbesitz, erklärte William Mazariego, Vertreter von FREPOGUA und selber im Hungerstreik. Weiter fordern die Streikenden eine angemessene Überwachung des Guatemaltekischen Wohnungsfonds (FOGUAVI), jedoch ohne Korruption, wie es in der bisherigen Regierungszeit der FRG der Fall war. Eine bevorzugte Behandlung und juristischen Schutz aller Familien, die während des Hurrikans Mitch ihre Häuser verloren, und derjenigen Familien, die seit Jahren entlang der stillgelegten Bahnlinie wohnen, ist eine weitere Forderung. Weitere Forderungen betreffen aktuelle oder strukturelle Wohn- und Landprobleme. Am 27. September wurde der Streik vor das Regierungsgebäude verlegt, wo sich 25 weitere Personen anschlossen. Dort wurden sie von Vizepräsident Juan Francisco Reyes López besucht, der erklärte, er wisse nicht, was das Motiv dieses Streiks sei, eine Aussage, die Mazariego als "lächerlich" bezeichnete. Die Bewegung fand sehr schnell Unterstützung und es fanden an verschiedenen Orten gleichzeitig Solidaritätskundgebungen statt, z.B. vor dem Hotel, wo der dritte Gipfel der Präsidenten Zentralamerikas, der Dominikanischen Republik und Canadas stattfand, ebenso vor dem Verfassungsgericht und vor dem Kongress. Die URNG, die Stiftung Guillermo Toriello, die Kommission zur Verteidigung der Menschenrechte in Zentralamerika (CODEHUCA) und andere solidarisierten sich in Presseerklärungen mit den Hungerstreikenden. Anlässlich des 'Tags des Kindes' überreichten am 2. Oktober die Kinder der FREPOGUA-Mitglieder dem Präsidenten, Alfonso Portillo ein Bittschreiben, er solle auf die Forderungen ihrer Eltern eingehen, die seit bereits acht Tagen im Hungerstreik sind. Kurz darauf informierte der Generalsekretär der Organisation, Miguel Quiej, den Kinder sei vom Sekretariat für spezielle Belange des Präsidenten gedroht worden, aus der Schule geworfen zu werden, womit das Problem auch nicht gelöst sei, sondern sich im Gegenteil noch zuspitze. Nach oben |
Eine Frau, die vom Ort, wo sie wohnte, polizeilich geräumt wurde und die sich den Hungerstreikenden angeschlossen hatte, gebar am 2. Oktober ein Kind und gesellte sich wenige Stunden später mit ihrem Neugeborenen Namens Fidel Ernesto wieder zu den Protestierenden. Am frühen Morgen des 3. Oktobers fuhr eine Gruppe schwerbewaffneter Männer mehrere Male an den Streikenden, am nahegelegenen Polizeiposten und am Gebäude des Präsidialen Generalstabs (EMP) vorbei, bevor sie in unmittelbarere Nähe der Protestierenden mehrere Male in die Luft schossen. Die Polizei erschien erst fünfzehn Minuten nachdem die Schützen den Tatort verlassen hatten. Am selben Tag wurde bekannt, dass der 28-jährige Sohn einer der streikenden Frauen seit dem 18. September von unbekannten Männern entführt worden war. Der Entführte trug ein Mobiltelefon bei sich, von dem aus die Entführer die Mutter anriefen und ihr schilderten, mit welchen Methoden ihr Sohn gefoltert würde. Seither haben sie sich nicht mehr gemeldet und auch kein Lösegeld gefordert, woraus die Mitglieder von FREPOGUA schliessen, dass es sich um einen reinen Einschüchterungsversuch handelt, mit dem Ziel, die Bewegung zu verunsichern. Am 5. Oktober solidarisierte sich auch der Kongress mit den sich im Hungerstreik befindenden Mitglieder und SympathisantInnen von FREPOGUA. Sie forderten von den zuständigen Behörden, das Problem der Betroffenen prioritär zu behandeln und eine effiziente Wohnpolitik einzuführen, die allen EinwohnerInnen des Landes eine würdevolle Unterkunft garantiere. Auch die Nationale Instanz für Wohnungsbau, der die Versammlung der entwurzelten Bevölkerung (ACPD), der Rat der Vertriebenen Guatemalas (CONDEG), die Stiftung Guillermo Toriello, die FREPOGUA selber sowie weitere 37 Organisationen angehören, forderte von der Regierung den sofortigen Stopp aller Drohungen und Einschüchterungsversuche gegen die betroffene Bevölkerung und das Ende der Räumungspolitik der Regierung, der mehr als 30'000 Personen ausgesetzt sind. |
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