Archive mit über 650 Tausend Namen gefunden

Guatemala, 8. Mai. Der Leiter des umstrittenen Sekretariats für strategische Analysen (SAE), Edgar Gutiérrez, gab die Existenz einer Liste mit über 650'000 Tausend Namen bekannt, die er auf dem Computersystem obengenannter Institution gefunden hat. Darin erfasst sind die Namen von PolitikerInnen, StudentInnen, Mitgliedern der Ex-Guerilla, UnternehmerInnen, GewerkschafterInnen, KirchenvertreterInnen, aber auch von Personen, die nie ins politische Rampenlicht getreten sind wie z.B. diejenigen diverser Fussballspieler oder von Jugendlichen und Kindern.

Zu den in den Dokumenten aufgelisteten Personen gehören u.a. Erzbischof Juan Gerardi, die Anthropologin Myrna Mack und die seit über einem Monat verschwundene Universitätsprofessorin Mayra Gutiérrez, nur um einige der Personen zu nennen, über deren Schicksal Unklarheit herrscht. Unter der Nummer 282574 ist selbst der heutige Präsident Alfonso Portillo eingetragen.

Während einer Pressekonferenz und in Anwesenheit des Menschenrechtsbeauftragten der Regierung, Julio Arango Escobar, informierte Gutiérrez über die Details des Fundes und erklärte, die Liste sei bereits vor einigen Wochen der Staatsanwaltschaft und der UNO-Mission für Guatemala (MINUGUA) überreicht worden, damit diese eine Untersuchung einleite.

Am 10. März seien die Daten per Zufall auf der Festplatte des Computers gefunden worden, wo sie wegen ihrer Grösse aufgefallen seien, sagte Gutiérrez. Ein einzelnes Dokument habe den Umfang von 33 Disketten. Es handle sich um drei (zum Teil im Doppel vorhandene) Archive.

Das erste enthält Namen von 650'428 Personen und Organisationen. Im zweiten, das noch nicht vollständig entschlüsselt wurde, geht es um eine Auflistung von 147'000 Personen, die ein öffentliches Leben geführt haben, bzw. über die in der Presse geschrieben wurde. Das dritte umfasst sehr ausführliche Daten über Personen, wie zum Beispiel Vorstrafen, Parteizugehörigkeit, Beruf, etc. Die Logik, die hinter der dritten Liste steckt, wurde noch nicht herausgefunden.

Die Daten seien zwischen dem 26. Dezember 1995 und dem 18. Januar 1996 (Übergangszeit von der Regierung Ramiro de Leon Carpio zur Regierung Alvaro Arzú) auf das System seiner Computer kopiert worden, was bedeute, dass sie nicht darauf geschrieben worden sind. Das Zusammentragen all dieser Daten sei eine Arbeit von mindestens zehn Jahren gewesen, meinte Gutiérrez, es seien mehr Namen aufgelistet als im nationalen Telefonbuch.