"FRG räumte dem Frieden keine Priorität ein"
Fijáte 226 vom 10. Jan. 2001, Artikel 5, Seite 4
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"FRG räumte dem Frieden keine Priorität ein"
Guatemala, 29. Dezember. Der vierte Jahrestag der Unterzeichnung der Friedensabkommen war der guatemaltekischen Jugend gewidmet. Die Feierlichkeiten begannen mit der Ankunft von über 150 Jugendlichen in der Hauptstadt, die aus siebzehn Departementen zu einem Workshop über die Friedensabkommen zusammentrafen. Organisiert wurde dieser vom Nationalen Jugendrat (CONJUVE), dessen Leiter Juan Pablo Ríos, ein Enkel von Ríos Montt ist. Auf dem Platz vor dem Regierungsgebäude wurde das historische Ballspiel der Mayas inszeniert, das vor Jahrhunderten als pazifistisches Mittel zur Konfliktregelung galt. Mit einem eher populären Ballspiel, nämlich mit einem Fussballturnier, wurde im Departement San Marcos der Jahrestag der Friedensunterzeichnung gefeiert. Gegeneinander angetreten sind die Teams der Diözese von San Marcos, der Militärzone Nr. 18, der ArbeiterInnenunion von Quetzaltenango (UTQ) und der URNG. Im Final verlor die URNG gegen das Militär. Unter den ZuschauerInnen befand sich unter anderem eine Gewerkschaftsdelegation aus Chiapas. In der Hauptstadt legte unterdessen Präsident Portillo eine weisse Rose am Friedensdenkmal nieder, das im Hof des nationalen Kulturpalastes steht. In diesem wurde auch die Ausstellung "Guatemala exportiert den Frieden" eröffnet. In seiner Rede zum Jahrestag der Friedensunterzeichnung bat Portillo das guatemaltekische Volk, den Traum des Friedens nicht aufzugeben. "Ich weiss, dass viele Leute unzufrieden sind, und sie sind es zu recht", sagte Portillo und versprach, seinen Teil der Verantwortung wahrzunehmen in der Zeit, die ihm als Präsident noch bleibt. Die URNG bat er, "mit dem selben Mut, mit dem sie zu den Waffen griff, nun zu eine Friedensstrategie zu greifen". Die Feierlichkeiten fanden in einem Klima der Kritik an der Republikanischen Front Guatemala (FRG), statt, der vorgeworfen wird, die Umsetzung der Abkommen zu verhindern. Nach oben |
Dass die FRG dem Frieden keine Priorität in ihrem Regierungsprogramm einräumt, ist die einhellige Meinung verschiedener Personen, die damals an den Verhandlungen teilnahmen. "Vier Jahre nach der Friedensunterzeichnung und nach einem Jahr FRG-Regierung sind alle desillusioniert", war die Meinung von Otto Pérez Molina, der fürs Militär an den Verhandlungen teilgenommen hatte. Noch kategorischer lautete das Urteil von Héctor Rosada, Hauptverhandler während der Regierung von Ramiro de León Carpio: "Ich habe das Gefühl, der Friedensprozess stirbt einen langsamen Tod. Die FRG hat im Jahr 2000 den Begriff 'Friedensabkommen' mit Füssen getreten und wenn es in diesem Land jemanden gibt, der den Inhalt der Abkommen nicht kennt, so ist das unser Präsident. Alfonso Portillo." Gabriel Aguilera, Leiter des Friedenssekretariats (SEPAZ), akzeptierte die an der Regierung geäusserte Kritik, gab sich aber optimistisch hinsichtlich der Anstrengungen, die im nächsten Jahr unternommen werden sollen. Mit der Aufstellung eines neuen Zeitplans, der die Umsetzung der verbleibenden 119 Punkte der Abkommen umfasst, sei ein Zeichen des politischen Willens gesetzt worden, in den nächsten vier Jahren die Umsetzung abzuschliessen, meinte Aguilera. Auch die URNG veröffentlichte eine Erklärung zum Jahrestag. Darin hiess es, die Umsetzung der Friedensabkommen sei in den letzten vier Jahren gar nicht zufriedenstellend gewesen. Im Gegenteil, das wenige Erreichte sei nicht zum Tragen gekommen. Als Schuldige nannte die URNG ebenfalls die Regierung mit ihrem mangelnden Willen, sowie die im Hintergrund agierenden Kräfte, übernahm jedoch selbstkritisch auch einen Teil der Verantwortung. |
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