Der Friede im neuen Millenium
Fijáte 226 vom 10. Jan. 2001, Artikel 6, Seite 4
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Der Friede im neuen Millenium
Guatemala, 30. Dezember. Dies ist der Titel des Leitartikels der Prensa Libre am 30. Dezember. Der Artikel spricht eine klare Sprache, weshalb wir hier einige Ausschnitte davon wiedergeben möchten: "Vier Jahre sind vergangen seit den Feierlichkeiten, die 36 Jahre Bürgerkrieg beendeten. Auch der diesjährige Jahrestag wurde feierlich begangen, mit einer emotionalen Rede von Präsident Portillo, die sich durch die Abwesenheit vieler, die zur Unterzeichnung beigetragen hatten, charakterisierte. In den vergangenen vier Jahren hat sich gezeigt, dass es für Frieden mehr braucht als das Schweigen der Waffen. Entwicklung und Fortschritt stellen sich nicht automatisch ein. Die Hauptfrage, die sich bewusste GuatemaltekInnen stellen müssen, lautet: Weshalb ist der laue Enthusiasmus, den wir bei der Friedensunterzeichnung noch verspürten, nun gänzlich eingefroren? Die Antworten auf diese Fragen sind einfach, aber oft schwer zu akzeptieren. Um es mit wenigen Worten auszudrücken: Wir GuatemaltekInnen haben unsere Rolle als ErbauerInnen des Friedens nicht erfüllt. Diese Aufgabe geht alle etwas an. Aber die einen müssen etwas mehr Verantwortung übernehmen als die andern und zu diesen einen gehört die Regierung und die anderen mächtigen Kräfte. Die schlechten Angewohnheiten der Vergangenheit gehen weiter und haben dazu geführt, dass die Früchte des Friedensprozesses rar werden oder gänzlich verschwinden. Wir können die Geschichte weder stoppen noch rückgängig machen. Der Frieden braucht Loyalität, Mut, Kühnheit, Ehrlichkeit und Transparenz. Er darf von niemanden für sich allein beansprucht werden, denn er gehört allen, wie das gestern auch Präsident Portillo in seiner Rede gesagt hat. Aber es stellt sich die Frage, ob die Regierung, nicht nur diejenige, die während der Friedensunterzeichnung an der Macht war, sondern auch die aktuelle, diese Kriterien erfüllt. Die Antwort ist einfach: Nein. Der Frieden hat an Popularität verloren, denn er hat für den grössten Teil der Bevölkerung keine Verbesserung ihrer Lebenssituation zur Folge. Die Straflosigkeit geht weiter, geschützt durch sogenannte demokratische Prinzipien und Gesetze. Nach oben |
Nun ist es Zeit zu agieren, wirkliche Veränderungen herbeizuführen, fundamentale Verbesserungen zu erreichen, damit der Enthusiasmus der neuen Generation geweckt wird. In den vier Jahren seit der Unterzeichnung der Friedensabkommen sind 1.3 Millionen GuatemaltekInnen geboren worden, weitere 1.2 Millionen waren am 29. Dezember 1996 zwischen null und vier Jahren alt. Dies bedeutet, dass für ungefähr 20% der Bevölkerung, oder für jede fünfte Person, diese schmerzhafte Etappe nur eine unter vielen in der Geschichte ist. Sie haben keinen direkten Bezug dazu. Das gute Beispiel, von dem der Präsident spricht, muss die Regierung selber geben, speziell er selber. Wir andern haben auch alle unsere Rolle zu übernehmen, ausgehend von den individuellen Möglichkeiten. Doch dies nützt alles nicht, wenn die Regierung nicht bereit ist, die schlechten Gewohnheiten von früher abzulegen. |
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