Ein Mitch-Vorzeigeprojekt?
Fijáte 224 vom 6. Dez. 2000, Artikel 12, Seite 6
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Ein Mitch-Vorzeigeprojekt?
Guatemala, 25. November. Santa Catarina Ixtahuacán, Sololá, wurde während des Hurrikans Mitch vor zwei Jahren beinahe von einer Schlammlawine weggeschwemmt. Die BewohnerInnen des Dorfes wurden behelfsmässig evakuiert und schon bald wurde von der Regierung das Projekt entworfen, das ganze Dorf umzusiedeln. Der dazu ausgewählte Ort heisst Alaska, liegt an der Panamericana und grenzt an das Gemeindegebiet von Nahualá. Schon in der Anfangsphase des Projektes kam es wegen Landstreitigkeiten zu Handgreiflichkeiten zwischen BewohnerInnen von Nahualá und den Umgesiedelten. Dabei wurde ein Mann aus Nahualá getötet. Nun wurde das Neue Santa Catarina Ixtahuacán offiziell von Präsident Portillo und dem Projektverantwortlichen der Regierung, Harris Whitbeck, eingeweiht. Portillo lobte Whitbeck als einen vorbildlichen Staatsangestellten, dieser wiederum sprach vom aussergwöhnlichsten Sozialwerk in der Geschichte Guatemalas. Gebaut wurden rund 500 Häuser, ein Markt, ein Mehrzweckgebäude und ein Park. Versehen wurde das ganze mit Strom, nicht nur in den Häusern, sondern auch auf den Strassen, die selbstverständlich gepflästert sind. Mitfinanziert wurde die Umsiedlung und der Aufbau des neuen Dorfes von der Deutschen Regierung. Leider hat das Geld nur noch für eine Primarschule gereicht, was für einen Gemeindehauptort nicht gerade viel ist und auch für den Bau des Gesundheitspostens muss noch andersweitig Geld gesucht werden... Auch wird in den lobenden Reden nicht erwähnt, dass sich 93 Familien des ursprünglichen Dorfes Santa Catarina Ixtahuacán geweigert haben, umzusiedeln. Sie protestierten gegen Präsident Portillo, der ihr Gebiet zur 'Risikozone' erklärte. Ebenfalls forderten sie die Regierung auf, die Radio- und Fernsehspots zurückzuziehen, in denen mit dem Begriff 'Risikozone' für die Umsiedlung geworben wurde. Die Familien, die blieben, begründeten ihren Entscheid damit, dass auf diesem Land schon ihre Eltern und Grosseltern gelebt hatten. Der Ort Santa Catarina Ixtahuacán ist vor über 465 Jahren gegründet worden und somit einer der ältesten im Departement Sololá. Nach oben |
Doch diesen Teil der Geschichte interessiert weder die guatemaltekische Regierung noch die deutsche GTZ und Portillo und Whitbeck hecken bereits ihr nächstes 'Sozialwerk' aus: Für den Gemeindehauptort Senahú, Alta Verapaz, planen sie eine ähnliche Umsiedelung wie in Santa Catarina Ixtahuacán. Auch Senahú ist an einen Hang gebaut und bei starken Regenfällen vom Wegschwemmen bedroht. Im Zusammenhang mit diesen Umsiedlungsprojekten muss ein wichtiger Aspekt berücksichtigt werden: Das Projekt von Senahú soll laut Harris Whitbeck in enger Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsrat der Gemeinde ausgeführt werden. Vor einigen Tagen aber haben die FRG-Abgeordneten Leonel Soto Arango und Juan Luis Gonzáles einen Gesetzesvorschlag eingereicht, der die Autonomie der Entwicklungsräte stark einschränken soll. Würde die Initiative angenommen, hätten in Zukunft die jeweiligen Kongressabgeordneten einer Region ein Mitspracherecht in den Entwicklungsräten und könnten somit über die Verteilung und den Einsatz der Gelder mitbestimmen. GegnerInnen dieser Initiative befürchten, dass die Entwicklungsräte so zu einem entscheidenden Element jeder zukünftigen Wahlkampagne werden. |
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