Celgusa: Schwamm drüber und von vorne los
Fijáte 236 vom 30. Mai 2001, Artikel 6, Seite 5
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Celgusa: Schwamm drüber und von vorne los
Guatemala, 19. Mai. Im Rahmen eines Besuches der Zellulosefabrik Celgusa in El Ranco, Progreso, erklärte der guatemaltekische Vizepräsident Juan Francisco Reyes zuversichtlich, der Verkauf dieses 'Sorgenkindes' stünde kurz bevor. Im Moment werde eine Schätzung über den Wert der Fabrik gemacht, danach würde sie auf dem internationalen Markt an den Meistbietenden verkauft, es gäbe bereits diverse Interessenten. Die guatemaltekische Regierung erhoffe sich, rund 70 Millionen aus dem Verkauf von Celgusa zu erhalten, womit eine Restschuld an die Spanische Regierung beglichen werden könne. Bevor dieses düstere Kapitel internationaler Investitionen und Entschuldungsprogramme, von den einen auch Wirtschaftshilfe genannt, endgültig geschlossen wird, wollen wir noch einen Blick hineinwerfen: 1977 begann die Corporación Financiera Nacional, CORFINA, mit einem Darlehen der spanischen Nationalbank über damals 18 Millionen Queztales, den Bau der Zellulosefabrik Celgusa. (CORFINA wurde 1970 gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes anzutreiben, doch die Institution wurde zu einem Politikum und wurde immer mehr zu Privatzwecken einiger Weniger missbraucht.) Als 1982 guatemaltekische Umweltschutzorganisationen auf die gravierende Umweltbelastung einer Zellulosefabrik hinwiesen (Gewässerverschmutzung sowie Abholzung sämtlicher Holzreserven im Land) wurde das Projekt sistiert und die Fabrik nie in Betrieb genommen. Im Verlauf der letzten 24 Jahre stieg die Schuld für den Bau von Celgusa auf 3946 Millionen Quetzales und wurde auf Verlangen der spanischen Regierung in eine Dollarschuld umgewandelt. Die Schuld wurde von der guatemaltekischen Nationalbank übernommen, ein Akt, der noch heute als illegal bezeichnet wird, da es nie einen entsprechenden Kongressentscheid gab. Entsprechend wird kritisiert, dass es sich nicht um eine Schuld Guatemalas sondern nach wie vor um eine Schuld CORFINA's gegenüber der spanischen Bank handelt. Der Brand der spanischen Botschaft 1980 und die offene Schuld bezüglich Celgusa hätten die Beziehung der beiden Länder stark belastet und auch spanische Investoren von Guatemala ferngehalten, erklärte Finanzminister Eduardo Weymann. Deshalb kam ihm der Vorschlag sehr gelegen, den der spanische Präsident José Maria Aznar im März dieses Jahres anlässlich des internationalen Gebertreffens in Madrid machte. Aznar schlug ein 'Dreieckentschuldungsprogramm' vor, das beinhaltete, dass Spanien Guatemala die Celgusa-Schuld erlässt, falls Guatemala bereit sei, Nicaragua eine Schuld in der selben Höhe zu erlassen. Nach oben |
Guatemala war nur allzu gerne bereit, auf dieses Geschäft einzutreten. Der Betrag der Schuld, die gegenseitig erlassen wird, beträgt 506 Millionen US-$. (El Salvador, nach Mitch und zwei Erdbeben noch tiefer verschuldet, wurde ein ähnlicher Deal angeboten, jedoch von der Regierung El Salvadors abgelehnt.) Nun reist also der Vizepräsident Guatemalas durchs Land und spricht vom Bombengeschäft, das mit dem Verkauf von Celgusa erzielt werden könne. Tatsache ist jedoch, dass es schwierig sein wird, einen Käufer für die Zellulosefabrik zu finden. Es gibt nämlich genau zwei Möglichkeiten, was mit der Fabrik gemacht werden kann: Entweder sie wird in Einzelteile zerlegt und in ein Land gebracht, dessen Waldreserven etwas grösser sind als die Guatemalas. Oder es wird Holz, bzw. Rinde importiert (dazu, schlägt Vizepräsident Reyes vor, könne ja das stillgelegte Eisenbahnnetz Guatemalas wieder in Betrieb genommen werden) und die Fabrik bleibt im Land. Auf alle Fälle kann sie mit dem technologischen Standard, mit dem sie momentan ausgerüstet ist, nicht in Betrieb genommen werden. Wie auch immer, der spanische Botschafter in Guatemala, Víctor Fagilde, hat bereits angedeutet, dass ein Kredit für die Aufnahme des Betriebs der Zellulosefabrik Celgusa durchaus im Bereich des Möglichen sei... |
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