Neuer Anlauf für Steuererhöhung
Fijáte 236 vom 30. Mai 2001, Artikel 7, Seite 5
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Neuer Anlauf für Steuererhöhung
Guatemala, 23. Mai. Nachdem die Diskussion um die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Sand verlaufen war, reichte die Exekutive am 13. Mai dem Kongress den Vorschlag für ein neues Steuerpaket ein. Mit dem Argument, es sei ein sozialer Vorschlag, da diese Steuern nur ein kleiner Teil der guatemaltekischen Bevölkerung (nämlich die Reichen) zu bezahlen hätten, wirbt Finanzminister Weymann für das neue Paket. Der Gesetzesvorschlag enthält die Erhebung bzw. Erhöhung von vier Steuern: Die Abgaben für eine Fahrzeugnummer sollen verdoppelt werden von 100 auf 200 Quetzales (ca. 26 US-$). Weiter sollen die Benzin- und Dieselpreise angehoben werden, indem die Preise dem täglichen Dollar-Wechselkurs angepasst werden. Dazu kommen auch neue Importsteuern auf Fahrzeuge. Als weiterer Punkt soll der Gebrauch von Mobiltelefonen teurer werden. Ebenso werden die Kommissionen auf Geldtransaktionen via Kreditkarte und Scheck erhöht. Verschiedene KritikerInnen des neuen Steuerpaketes weisen darauf hin, dass durchaus auch die ärmere Bevölkerung betroffen sei. So würde zum Beispiel die Erhöhung des Benzinpreises einen direkten Einfluss auf die Preise der Grundnahrungsmittel haben. Von den höheren Preise für Mobiltelefongespräche sei rund eine Million Personen betroffen, die jeglicher sozialen Schicht angehören, erklärte die Vereinigung der Mobiltelefonbetreiber. Aber auch die guatemaltekische Handelskammer sprach sich gegen das Steuerpaket aus, da es für nationale und internationale Investoren unattraktiv sei. Auch die URNG sprach sich dagegen aus. "Wir haben damals den Steuerpakt unterstützt, der irgendwo in einer Schublade verstaubt. Wir sind dagegen, einfach willkürlich irgendwelche Steuern zu erhöhen ohne ein umfassendes Konzept zu verfolgen", erklärte der Generalsekretär der URNG, Rodrigo Asturias. Nach oben |
Aber auch innerhalb der Regierung ist man sich uneinig über die vorgeschlagenen Steuererhöhungen. Einerseits werben Finanzminister Weymann und Erziehungsminister Torres dafür, mit der Begründung, dass der Staat sonst wichtige soziale Aufgaben nicht mehr erfüllen könne. Andererseits befürchten aber oppositionelle Kongressmitglieder, dass die durch das Steuerpaket erzielten Mehreinnahmen nicht in die sozialen Ministerien, sondern z.B. ins Verteidigungsministerium abgezweigt werden. Diese Befürchtung ist nicht unberechtigt, wurde doch in diesen Tagen bekannt, dass das ursprüngliche Militärbudget von 836 Millionen Quetzales über undurchsichtige 'Umbuchungen' auf 1,12 Milliarden aufgestockt wurde. Die Finanzkommission des Kongresses gab bekannt, das eingereichte Steuerpaket käme auf die Warteliste. Es dauere sicher zwei Monate, den Vorschlag zu analysiert und zu diskutieren. |
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