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Nicht eine Tote mehr! Kampagne gegen Frauenmorde in Guatemala

Fijáte 316 vom 11. Aug. 2004, Artikel 1, Seite 1

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Nicht eine Tote mehr! Kampagne gegen Frauenmorde in Guatemala

Die Reaktion der Regierung Die bisherige Reaktion der Regierung war eher zögerlich und hilflos. Der (unterdessen Ex-) Innenminister Arturo Soto erklärte am 1. März, er wolle die Unterstützung der mexikanischen Regierung einholen und auf deren Erfahrungen in Ciudad Júarez zurückgreifen, da er Ähnlichkeiten in der Vorgehensweise der Täter sehe. Diese Idee wurde von Laura Asturias stark kritisiert: "Hilfe bei der mexikanischen Regierung zu beantragen ist das Dümmste, das sie machen können und ein enormer Zeitverlust. Die mexikanischen Behörden sind von VGAmnesty InternationalNF und der VGInteramerikanischen MenschenrechtskommissionNF (CIDH) als inaktiv und ineffizient bezeichnet worden. Die Lösung des Problems von Guatemala liegt nicht in Ciudad Júarez, sondern bei den guatemaltekischen Behörden." Unterdessen wurden weitere oberflächliche Massnahmen beschlossen, um der Gewalt zu begegnen. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, auffällige Personen in ihren Wohnvierteln anzuzeigen, eine Entwaffnungskampagne wurde zwar eingeleitet, stösst aber auf keine grosse Begeisterung in der Bevölkerung, da sich diese lieber "selber schützt, wenn es die Polizei schon nicht tut" und seit Juli patrouillieren in den als "Roten Zonen" deklarierten, besonders gefährlichen Gebieten der Hauptstadt kombinierte VGMilitärNF-/Polizeitruppen, ein von der guatemaltekischen Gesellschaft aus historischen Gründen nicht als vertrauenswürdig eingestuftes Duo. Internationaler und nationaler Protest Das guatemaltekische Drama der Frauenmorde hat dazu geführt, dass im Februar dieses Jahres die VGUNONF-VGSonderbeauftragteNF für das Thema Gewalt gegen Frauen, Yakin Ertürk, das Land besuchte und in ihrem Bericht ebenfalls auf die geschlechtspezifische Dimension des Phänomens verwies. Damit stützt sie eine Kampagne des Netzwerks gegen Gewalt gegen Frauen, welche seit November 2003 läuft. "Für das Leben der Frauen ­ nicht eine Tote mehr" ist der Slogan dieser Kampagne, in deren Verlauf die guatemaltekische Regierung vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission verklagt wurde und Protestaktionen vor dem VGInnenministeriumNF und der Staatsanwaltschaft durchgeführt wurden. Der Frauenkommission des guatemaltekischen Kongresses wurde ein Forderungskatalog überreicht, in dem u.a. die sofortige Verabschiedung und Umsetzung einer bereits im März 2002 von der Frauenbewegung eingebrachten Revision des Strafgesetzes bezüglich häuslicher Gewalt gefordert wird. Die Kampagne des Netzwerks gegen Gewalt gegen Frauen wird nun auch mit einer Unterschriftenaktion in VGDeutschlandNF, VGÖsterreichNF und der VGSchweizNF unterstützt. Zusammen mit den Unterschriften soll der guatemalteki-

schen Regierung ein Schreiben überreicht werden, aus dem wir im Folgenden zitieren: "Verschiedene Organisationen und Frauengruppen der Solidarität mit Guatemala unterstützen die Forderungen des Frauennetzwerkes gegen Gewalt Red de la No Violencia contra la Mujer. In Solidarität mit der guatemaltekischen Zivilgesellschaft, den Frauen und den Familienangehörigen der Opfer fordern wir, die Gewalt umgehend zu stoppen und die Tötungsdelikte aufzuklären. Wir unterstützen die Forderungen der Red de la No Violencia contra la Mujer und fordern, dass 1. das Innenministerium eine Kampagne zur Sensibilisierung gegenüber und Vermeidung der Gewalt gegen Frauen durchführt; 2. eine geographische Übersicht über die für Frauen gefährlichsten Zonen Guatemalas darstellt und dort eine konstante und effektive Polizeipräsenz garantiert ist; 3. eine intensive Untersuchung gestartet wird, die die Verantwortlichen der Mordtaten genau bestimmt; 4. die Untersuchungen der einzelnen Fälle in Koordination zwischen der VGNationalen ZivilpolizeiNF und dem Innenministerium stattfinden; 5. das Innenministerium die Nachforschungen und Untersuchungen fortsetzt, die Verantwortlichen verfolgt und eine rechtmässige Strafe erlässt. Mit den Strukturen des Terrors, der Männerdominanz, der Repression und der steten Unsicherheit, die im Land herrschen, muss sofort Schluss gemacht werden. Guatemala hat u.a. die Konvention gegen jegliche Form der Gewalt gegen Frauen unterzeichnet. Im Sinne der internationalen Menschenrechtskonvention fordern wir den guatemaltekischen Staat auf, das Leben und die VGMenschenrechteNF aller Frauen zu schützen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Ethnie, politischen Überzeugung oder sexuellen Orientierung. Ausserdem fordern wir, dass die VGklandestinen StrukturenNF umgehend aufgelöst und die patriarchalen Strukturen transformiert werden. Wir fordern ein würdevolles Leben für alle GuatemaltekInnen, und dass endlich nach vielen Kriegsjahren eine demokratische Gesellschaft aufgebaut wird und die Wurzeln der VGStraflosigkeitNF bekämpft werden." Kampagnenmaterial wie Unterschriftbogen, Musterbrief und weiterführende Texte (auf VGSpanischNF) zum Thema können bestellt werden bei: ines_rummel@yahoo.com.mx


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