Flexibilität: Ein Armutsurteil für die Frauen
Fijáte 316 vom 11. Aug. 2004, Artikel 3, Seite 3
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Flexibilität: Ein Armutsurteil für die Frauen
Guatemala, 04. August. Der Begriff "Flexibilität" im Arbeitsabkommen des Freihandelsvertrags TLC, das derzeit zwischen den USA und Zentralamerika zur Ratifikation steht, bedeute, dass die Arbeiterin in einer Maquila (transnationaler Lohnveredelungsbetrieb, in dem unter meist prekären Arbeitsbedingungen Textilien und Computerteile massenweise hergestellt werden, die Red.), noch mehr Stoffe in noch kürzerer Zeit fertigen muss - ein Anspruch, der die bestehende Ausbeutung und geringe Bezahlung bei Nichterfüllung noch verschärfen wird, so Alejandrina Marroquín, Vertreterin des Gender-Programms vom Menschenrechtszentrum CALDH. Das Kriterium "Flexibilität" sei Voraussetzung dafür, qualitative Exportprodukte zu fabrizieren, die zu einem höheren Preis verkauft werden könnten. Mit den (zentralamerikanischen) Ländern, in denen die Unternehmen ihre Fabriken unterhalten, haben die transnationalen Firmen ausgehandelt, dass auf den Export der fertigen Produkte keine Steuern erhoben werden, was den Gewinn nochmals erhöht. Durch die vereinbarte Flexibilität erhoffen sich die jeweils verantwortlichen Verhandlungsakteure der zentralamerikanischen Länder einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Asien und Europa. Von der Zusicherung nötiger Gesundheitskonditionen am Arbeitsplatz oder gar von Mindestlöhnen sei dagegen keine Rede, so Marroquín. Die "Fleixibilitätspflichten", die die Maquila-Besitzenden den Arbeitenden auferlegen, darunter ständige Überstunden, das Ertragen einer prekären hygienischen Situation und das Fehlen von Lohnzusatzleistungen, trügen gemäss der Expertin dazu bei, dass die Frau weder fachliche Fähigkeiten noch physische Kräfte entwickeln kann, um wirklich im Schneidern von Kleidung wettbewerbskompetent zu werden. Nach oben |
Die CALDH-Aktivistin ist der Ansicht, dass die guatemaltekische Regierung die Gründung von nationalen Fertigungsstätten vorantreiben sollte. Derzeit seien alle Maquilas in transnationalem Besitz, die die Frauen ausbeuten und Kapital generieren, das ausschliesslich ins Ausland fliesse. Die Mesoamerikanische Initiative für Handel, Integration und Nachhaltige Entwicklung (CID) schätzt in ihrer Publikation "Regionaler Vorschlag in Bezug auf die Verhandlungen eines Freihandelsvertrages", dass rund 80% der in Maquilas Beschäftigten weiblich seien. Diese Frauen seien, so der Bericht, schon jetzt ständig der Lohndiskriminierung, der Erhöhung der Intensität der Arbeitszeit, dem Mangel an Lohnzusatzleistungen und sexueller Belästigung ausgesetzt. |
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