guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Frauen in den Maquilas, die Aschenbrödel der Region

Fijáte 309 vom 5. Mai 2004, Artikel 1, Seite 1

PDF Original-PDF 309 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte

Frauen in den Maquilas, die Aschenbrödel der Region

verbessern. In Guatemala dauert ein Prozess vor dem Arbeitsgericht im besten Fall sechs Monate, im schlechtesten Fall bis zu drei Jahren. In Zentralamerika ist die Arbeitslosigkeit von Frauen signifikant höher als die der Männer. So sind auch mehr Frauen gezwungen, im informellen Sektor oder, zwar im formellen Sektor, jedoch zu prekären Bedingungen zu arbeiten. Die Maquilas sind einer der wenigen Industriezweige des formalen Sektors, wo arme und ungebildete Frauen Arbeit finden können. Diese Arbeit ist entsprechend schlecht bezahlt und es gibt keine Arbeitssicherheit. Obwohl es keine genauen Zahlen gibt, geht man davon aus, dass in Zentralamerika 60-80 % aller MaquilaarbeiterInnen Frauen sind. Trotzdem verdienen sie durchschnittlich 36% weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Maquilaarbeiterinnen kleiden zwar die ganze Welt ein, verdienen aber nicht genügend, um sich selber zu kleiden. Ihre Gehälter reichen zum Überleben, jedoch nicht zum Leben. Die in den zentralamerikanischen Maquilas ausbezahlten Mindestlöhne reichen gerade einmal aus, um 60% der Kosten des Grundnahrungswarenkorbes der jeweiligen Länder abzudecken. In VGHondurasNF sind die Löhne der Maquilaarbeiterinnen zwar etwas über dem landesüblichen VGMindestlohnNF, doch gemäss offiziellen Zahlen der honduranischen Regierung können damit bloss 33% der Grundbedürfnisse einer Familie abgedeckt werden. In Guatemala wird den meisten Maquilaarbeiterinnen der Mindestlohn von 1´026 Quetzales pro Monat (ca. US$ 130) ausbezahlt. Dieser Lohn ist aber für eine Arbeitszeit von täglich 8 Stunden berechnet und nicht für 12 Stunden, wie die meisten von ihnen zu arbeiten gezwungen sind. Solch niedrige Mindestlöhne und die Möglichkeit, die Frauen zu längeren Arbeitszeiten zu zwingen, sind natürlich verlockend für US-amerikanische und koreanische Mode-Unternehmen. Sie sind die am meisten verbreiteten in Zentralamerika. Mit dem in den VGUSANF üblichen Mindestlohn von US-$ 5 pro Stunde können in Nicaragua, wo der Stundenlohn US-$ 0,30 beträgt, 17 Arbeiterinnen bezahlt werden. Viele FabrikbesitzerInnen fühlen sich durch die Möglichkeit, dass sich ihre Angestellten gewerkschaftlich organisieren und einen Bewusstseinsbildungsprozess durchlaufen, bedroht. In Guatemala gibt es genau in zwei Maquila eine Gewerkschaft, in VGEl SalvadorNF sind es 16 und in Nicaragua, das diesbezüglich etwas offener ist, sind es 31. In Gua-

temala hat der geringe Organisierungsgrad sicher mit der alten Angst vor Repression zu tun. Ein weiterer Grund, sich nicht für die eigenen Rechte einzusetzen, ist laut Edda GaviolaNF, Direktorin des Menschenrechtszentrums VGCALDHNF, das sich u.a. auch für die Rechte der Maquilaarbeiterinnen einsetzt, das in Guatemala verbreitete Misstrauen gegen die Justiz. Die Angst und das Misstrauen sind nicht unbegründet: Viele Maquilas verbieten es den Arbeiterinnen, sich gewerkschaftlich zu organisieren ­ tun sie es trotzdem, müssen sie mit einer Kündigung rechnen. In den vergangenen sechs Jahren wurden beim guatemaltekischen Arbeitsgericht 45'196 Klagen eingereicht, gemäss Oxfam wurde in 12'152 Fällen (26.8%) ein Urteil gefällt. Ein weiteres Problem ist, dass, wenn das Arbeitsgericht eingreift und ein Unternehmen genauer unter die Lupe nimmt, dieses oft von einem Tag auf den anderen ,,schliesst", die Angestellten ohne Lohn geschweige denn einer Abfindung auf die Strasse stellt und kurze Zeit später unter anderem Namen wieder eine neue Maquila eröffnet. In den vergangenen vier Jahren schlossen in Guatemala 122 Maquilas ihre Tore, derweil 81 neu eröffnet wurden.


PDF Original-PDF 309 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 --- Nächstes Fijáte