Rassismus à la Huntington
Fijáte 306 vom 24. März 2004, Artikel 2, Seite 3
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Rassismus à la Huntington
Washington, 3. März. Hispanische MigrantInnen, in erster Linie mexikanischer Herkunft, seien eine Bedrohung für die US-amerikanische Kultur und die nationale Einheit, ist die Schlussfolgerung, zu der der umstrittene Theoretiker Samuel Huntington in seinem jüngsten Buch Who we are kommt. In seinem neuesten Werk verbreitet der Autor des Buches Kampf der Kulturen die These, dass "gegenwärtig die unermessliche und andauernde Einwanderung aus Lateinamerika, insbesondere aus Mexiko, die unmittelbarste und ernsteste Herausforderung für Amerikas traditionelle Identität darstellt". Der wirkliche american dream sei ein Verdienst der anglo-protestantischen Gesellschaft und die Latinos könnten ihn nur mitträumen, wenn sie in der Lage seien, auf Englisch zu träumen. Er beschuldigt die Hispanics, sich keine Mühe beim Englischlernen zu geben, sich in die Latino-Viertel zurückzuziehen, eine schlechtere Schulbildung zu haben als andere soziale Gruppen und zuwenig Ehrgeiz und Führer-Charisma zu haben. Bevor das Buch im Handel ist, hatte ein Vorabdruck in der Zeitschrift "Foreign Policy" bereits für Furore gesorgt. Mit der Behauptung, dass sich die mexikanischen MigrantInnen wegen ihrer grossen Zahl und der Nähe zum Heimatland gar nicht mehr in die angelsächsisch geprägte Leitkultur der USA integrieren wollten, zog sich Huntington in Mexiko den Vorwurf zu, unsachlich zu argumentieren und Vorurteile zu schüren. Der mexikanische Politologe und frühere UN-Botschafter Adolfo Aguilar Zinser schrieb in der Tageszeitung ,,Reforma", dass Huntington mit seiner Befürchtung, die USA könnten in ,,zwei Völker, zwei Kulturen und zwei Sprachen" zerfallen sicherlich ein weit verbreitetes Denken im Nachbarland wiedergebe. Nach oben |
,,Die nordamerikanische Gesellschaft ist aber schon jetzt keine vorwiegend anglo-protestantische nationale Gemeinschaft mehr, auch wenn die Nostalgie Huntingtons und vieler anderer dies nicht akzeptieren mag", fügte er hinzu. Selbst Präsident George W. Bush habe dies erkannt und Wahlkampfspots auf Englisch und auf Spanisch produzieren lassen. |
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