Bananen für Zacapa
Fijáte 306 vom 24. März 2004, Artikel 5, Seite 5
Original-PDF 306 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte
Bananen für Zacapa
Zacapa, 17. März. Als Teil des Programms "Front gegen den Hunger", mit dem die Regierung Berger in verschiedenster Form der Problematik der Unter- und Mangelernährung in vielen Teilen des Landes zu begegnen plant, wurden nun an die regionale Niederlassung des Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (MAGA) in Zacapa 4´781 Kisten Bananen weitergeleitet, deren Inhalt an die SchülerInnen der Vor-, Grund- und weiterführenden Schulen verteilt werden. Das Hand-in-Hand-Gehen zwischen Regierung und Wirtschaft scheint zu funktionieren. So bezeichnete der Agronom Mario Godínez von der Vereinigung Ceiba und Mitglied des Globalen Rundtisches von Guatemala, diese Millionen-Bananen-Spende als eine "positive Aktion der Monopol-Unternehmen" dieser Frucht. Sie sei eine Hilfsaktion der Privatinitiative, die in der Wahlkampagne die Partei Grosse Nationale Allianz (GANA) unterstützt habe; wobei just diese, nun an der Regierung, derzeit in finanziellen Klemmen steckt, um die vielfältigen gegebenen Versprechen zu erfüllen. Für den Bananen-Sektor bot sich dabei die Gelegenheit, die vom US-amerikanischen Markt nicht zugelassenen Exportprodukte grosszügig in Spenden umzudeklarieren, müssen diese doch keinen Standards entsprechen. Von den Modifikationen der Importlegislation der USA sind viele guatemaltekische Produkte betroffen, die nicht die Kontrollen gegen den "Bioterrorismus" und der verstärkten Hygienestandards passieren. Folge davon ist ein grosser Wettbewerbsnachteil für Guatemala und der Rückfluss vieler zum Export bestimmter Produkte, die schliess-lich im eigenen Land vermarktet oder verschenkt - werden müssen. Doch im Endeffekt stelle auch diese Massnahme lediglich eine Palliativpolitik gegenüber der Problematik der Ernährungsversorgung mit eigentlich obligatorisch vom Staat zu stellenden Frühstück, Zwischenmahlzeit und Mittagessen in den Schulen dar, die aufgrund des erhöhten Haushaltsdefizits in keiner der offiziellen Schulen ankämen, so Godínez. Ein Vertreter des MAGA gab bekannt, dass die Bananen von der Bananengesellsschaft von Guatemala (COBIGUA), auch bekannt als "Chiquita" dem Regierungsprogramm zur Verfügung gestellt wurden, das von der Präsidentengattin Wendy Witman und dem Vizeministerium zur Bekämpfung des in Guatemala weit verbreiteten Hungers in die Wege geleitet wurde. Wie gut, dass man einander helfen kann. Guatemala, 19. März. Die guatemaltekische Regierung lässt sich die Suche nach den flüchtigen, der Korruption verdächtigen ehemaligen Staatsangestellten etwas kosten. Insgesamt will sie 1 Mio. Quetzales (ca. US-$ 125´000) an Kopfgeldern aufwerfen, allein 200'000 Q für Hinweise, die zur Verhaftung von Marco Tulio Abadío, Ex-Chef der Steuerbehörde (SAT) führen. Im ganzen Land sollen Wanted-Bilder des Flüchtigen aufgehängt werden, damit sich die Bevölkerung an der "Suche" beteiligen kann. Um eine mögliche Flucht zu verhindern, wurde präventiv der ehemalige Innenminister Byron Barrientos erneut verhaftet. Nach oben |
Der Skandal im Innenministerium war im Jahr 2001 einer der ersten, der im Verlauf der FRG-Regierung aufflog. Barrientos, der Hinterziehung von 81 Mio. Quetzales angeklagt, verbrachte bereits mehrere Monate im Gefängnis, wurde dann aber auf Kaution freigelassen. Ebenfalls freigekauft, und damit einer Gefängnisstrafe entkommen, haben sich der ehemalige FRG-Abgeordnete Jorge Arévalo, zwei Enkel von Ex-General Ríos Montt sowie weitere AnhängerInnen der FRG. Sie alle waren angeklagt im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ereignissen vom 24. und 25. Juni 2003 bzw. mit den tätlichen Angriffen auf Rigoberta Menchú am 9. Oktober 2003. Gegen den nach wie vor flüchtigen Ex-Präsidenten Alfonso Portillo soll gemäss Wunsch der Staatsanwaltschaft ein internationaler Haftbefehl ausgestellt werden. Portillo hält sich vermutlich in Mexiko auf, wo er sich, solange kein internationaler Haftbefehl vorliegt, frei bewegen bzw. auch das Land verlassen kann. Erstaunlich ist, dass Portillo nicht etwa wegen seiner Verwicklung in den Korruptionsfall Conexión Panamá gesucht wird, sondern wegen Komplizenschaft bei den Ereignissen vom letzten Juni, in deren Verlauf der Journalist Héctor Ramírez verstarb. Ebenfalls in dieser Sache (und NUR in dieser, nicht etwa wegen der seit langem unbearbeiteten Anklage wegen Fälschung des Alkoholgesetztes oder wegen Massakern und weiteren Menschenrechtsverletzungen, deren er sich während seiner Regierungszeit verantwortlich machte) wurde am 8. März Ríos Montt auf die Anklagebank geladen. Und obwohl laut Staatsanwaltschaft genügend Beweise für eine Beteiligung des Ex-Generals an den Unruhen vom 24. und 25. Juni vorliegen, hat der zuständige Richter bloss einen Hausarrest gegen ihn ausgesprochen und nicht, wie allgemein erwartet wurde, Präventivhaft. Unter Hausarrest versteht Richter Víctor Hugo Herrera lediglich, dass Ríos Montt das Land nicht verlassen darf, ansonsten kann er machen, was er will. Offenbar traut man sich in Guatemala nach wie vor nicht, El General zu nahe zu treten. Wer es trotzdem tut, wie die Staatsanwältin Thelma Peláez de Lam, zuständig für die Untersuchung von Angriffen auf MenschenrechtsaktivistInnen, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Sie wurde von zwei Männern auf einem Motorrad verfolgt und mit Waffen bedroht und als ihre Leibwächter anhielten und |
Original-PDF 306 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte