Staatsterror gegen Zamora
Fijáte 302 vom 28. Jan. 2004, Artikel 8, Seite 6
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Staatsterror gegen Zamora
Guatemala, 21. Jan. Der Journalist und Präsident des Verlagsrates der Tageszeitung elPeriódico, Jose Rubén Zamora, gab in diesen Tagen die Identität von vier Personen bekannt, die mit sieben weiteren am Morgen des 24. Juni vergangenen Jahres, sich als Angestellte der Staatsanwaltschaft ausgebend, in sein Wohnhaus, eindrangen und die anwesende Familie nebst Hausangestellten mit Waffengewalt angriffen und bedrohten (vgl. ¡Fijáte! 289). Drei Tage nach dem Vorfall verliess die Familie aus Sicherheitsgründen das Land. Drei voneinander unabhängige Untersuchungen auf Zamoras eigene Rechnung stimmten im Ergebnis überein und weisen auf vier in das Verbrechen involvierte Personen hin, die derzeit noch im Staatsdienst tätig sind. Dabei handelt es sich um den Oberfeldwebel Eduviges Funes Velásquez vom inzwischen aufgelösten Präsidialen Generalstab (EMP), dem EMP-Militär Belter Armando Álvarez Castillo, Erick Alexander Johnston Barrera, Vertrauensmann von Generalstaatsanwalt David de León Argueta und der Staatssicherheitsagentin der Nationalen Zivilpolizei (PNC) Iris Edith Soto López. Zur Zeit des Überfalls bis zum 30. Oktober war Funes Velásquez Chef der ,,Gruppe B", verantwortlich für ,,Spezialaufgaben" des EMP. Damit hatte er denselben Hierarchieposten wie Obdulio Villanueva inne, Chef der ,,Gruppe A", der wegen Mordes an Bischof Juan Gerardi verurteilt und dann im Gefängnis ermordet wurde. Obwohl Ex-Präsident Portillo von der Beteiligung Funes Velásquez am 24. Juni wusste, entschädigte er ihn bei seiner Entlassung aus dem EMP mit mehr als 100´000 Quetzales (ca. US-$ 12´500) und versetzte ihn in die Steuerverwaltungsbehörde SAT. Nach oben |
Dessen Leiter Marco Tulio Abadío gab seine Zustimmung. Johnston Barrera ist Mitglied der Staatsanwaltschaft und gehörte in der Zeit des Überfalls zum Spurensicherungsteam. Mit dieser ,,Erklärung" versuchte er sich nun auch aus der Anschuldigung herauszuwinden, doch Zamora blieb bei seiner Aussage gegen ihn als Mitangreifer. Wenige Monate nach dem Vorfall wurde Johnston zum Leiter eines der technischen Spurensicherungsteams und berichtet seitdem direkt dem Generalstaatsanwalt. Álvarez Castillo arbeitete laut elPeriódico im ,,Archiv" des EMP und war für ,,dreckige Aufgaben" angestellt. Für gleiches sei er auch vom Innenministerium beschäftigt worden, so die Zeitung. Aufgrund der Tatenlosigkeit der verantwortlichen staatlichen Stellen setzte Zamora einen Privatermittler zur Untersuchung des Falles ein, liess die Untersuchungen über den periodistischen Weg verfolgen und zählte zudem mit einem von Ex-Präsident selbst eingesetzten Offizier als Ermittler. Bereits im September 2003 teilte Zamora die Ergebnisse sowohl Portillo als auch Ex-Aussenminister Édgar Gutiérrez mit. Mit letzterem als Zeugen bot Portillo die Veröffentlichung der Anklage an aber erfüllte sein Angebot nie. Adolfo Reyes Calderón, Ex-Innenminister, versuchte schon letztes Jahr die Involvierten zu entlasten: Laut Aussagen vom Sicherheitspersonal des Journalisten habe sich dieser die Geschichte vom Überfall ausgedacht, da er grosse Schulden gehabt habe und sein Image aufbessern musste. Dumm nur, dass Zamora seit rund sechs Jahren gar kein Sicherheitspersonal mehr hat. Die Regierung Berger verpflichtete sich bereits zur Ermittlung. |
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