guatemala.de > Guatemalagruppe Nürnberg e. V. > Fijate
Fijáte
 

Zucker im Regierungsgetriebe

Fijáte 302 vom 28. Jan. 2004, Artikel 7, Seite 6

PDF Original-PDF 302 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte

Zucker im Regierungsgetriebe

Die Marktöffnung wäre für die nationale Produktion folgenreich. Präsident VGOscar BergerNF steht somit vor einer besonderen Herausforderung und Gratwanderung zwischen dem Aufrechterhalten seiner Glaubwürdigkeit hinsichtlich seines politischen Diskurses, dem Vertreten der Interessen des ihm auch in der Wahlkampagne ­ nahe stehenden Industriesektors und schliesslich der Minimalisierung der Folgen der Preiserhöhung für die VerbraucherInnen. Die Preisangleichung auf dem internen Markt findet zu einer Zeit statt, in der der Zuckerpreis auf dem Weltmarkt US-$ 5,90 pro Zentner Rohzucker beträgt. Dabei liegt dieser laut einer Studie der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) deutlich unter den Produktionskosten. Ursachen dafür ist das Überangebot und die Subventionen, die Industrieländer ihrer Produktion gewährleisten. In diesem Zusammenhang weisen die guatemaltekischen ProduzentInnen darauf hin, dass die Zuckerpreise des nationalen Verbrauchs die niedrigsten in der Region seien und selbst durch die vollzogene Erhöhung bleiben würden. Guatemala exportiert 70% seines Zuckers. Laut CEPAL-Studie funktioniert der interne Vertrieb des Zuckers derweil über Unternehmen, die von den Produktionsbesitzenden gegründet sind. Für neue Vertriebe ist eine Integration praktisch unmöglich, da die ProduzentInnen der impliziten Verpflichtung folgen, nur über die eigenen Firmen ihre Produktion zu vermarkten, um auf diese Weise den

Markt zu sichern und sich auf dem immer härteren Weltmarkt über Wasser zu halten. Allein die Möglichkeit der Importöffnung des Zuckers stellt zwar die Öffnung des nationalen Marktes und die Gelegenheit der Entmonopolisierung eines Sektors dar, der schon immer privat gewesen ist und auf dem politischen Feld über viel Macht verfügte. Gleichzeitig wäre die Folge, einer Produktion den Schutz zu nehmen, die relativ wettbewerbsfähig ist. Diese hat es trotz des widrigen Marktes geschafft, als Exporteurin auf weltweitem Niveau zu konkurrieren und bietet so immerhin temporär eine recht ansehnliche Zahl an Arbeitsplätzen auf dem Land ­ von den Arbeitsbedingungen einmal abgesehen. Nun ist es an Oscar Berger, seine Unabhängigkeit von der Oligarchie zu beweisen und durch seine Entscheidung die Wahlkampfmottos zu bekräftigen, die ihn haben Präsident werden lassen: ,,Der freie Wettbewerb und klare Regeln für alle" und vor allem die Idee, dass es ,,keine Privilegien für niemanden" geben wird.


PDF Original-PDF 302 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 --- Nächstes Fijáte