Politische Gleichberechtigung: Indígenas sind weit davon entfernt
Fijáte 286 vom 4. Juni 2003, Artikel 2, Seite 2
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Politische Gleichberechtigung: Indígenas sind weit davon entfernt
Zur Vervollständigung des obenstehenden Interviews, fügen wir im folgenden einen weiteren Artikel zum Thema ein, der auf zwei Meldungen der Nachrichtenagenturen CERIGUA bzw. CEG (Centro de Estudios de Guatemala) von jeweils Mitte Mai beruht. Obwohl die Mehrheit der wählenden Bevölkerung Indígena ist, sind die politischen Spielräume für deren Führungspersönlichkeiten rar. In diesem Jahr scheinen sich nur wenige indigene RepräsentantInnen für Posten der Volkswahlen aufstellen zu lassen. In der vorhergehenden Wahlen vertraten Indígenas verschiedener Parteien und Fachleute die Meinung, dass die Wahlen eine Prüfung seien, ob die Diskriminierung überwunden würde und mehr und bessere Wahlposten von Indígenas übernommen werden könnten. Auch wenn seit 1986 die Zahl der indigenen Stadtoberhäupter zugenommen hat, bleiben die Parlamentssitze, Positionen in der Exekutive und Direktionsämter für die Maya-VertreterInnen weiterhin begrenzt. In der politischen Geschichte des Landes haben insgesamt nur drei Indígenas als KandidatInnen für die Vizepräsidentschaft teilgenommen, während in diesem Jahr der indigene Bürgermeister von Quetzaltenango, Rigoberto Quemé Chay, als erster Indígena für die Präsidentschaft kandidiert. Für ihn wie für seinen Amtskollegen aus San Juan Sacatepéquez, Édgar Ajcip, spiegelt sich in der Politik der anhaltend hohe Grad an rassistischer Diskriminierung der guatemaltekischen Gesellschaft wider. Der Politologe Álvaro Pop und der Direktor der Defensoría Maya, Juan León, weisen darauf hin, dass trotz aller in den letzten Jahren unternommenen Anstrengungen keine der Schlüsselpositionen von VertreterInnen der indigenen Völker besetzt sind. Für beide müssten sowohl die soziale als auch die politische Dynamik so transformiert werden, dass sie umfassender seien, was die zukünftigen Beteiligungsmöglichkeiten der Indígenas in der politischen Kampfarena vergrössern würde. Aufgrund der weitverbreiteten Diskriminierung leugnen viele PolitikerInnen ihre indigene Herkunft und vermeiden, in ihrer Muttersprache zu reden. So ist der Anteil indigener Abgeordneter in den Parteien oft unbekannt, da, so der Queqchí-Parlamentarier Haroldo Quej, es viele gebe, die sich nicht mit ihren Wurzeln identifizierten, weil sie auf diese nicht stolz seien. Ein weiteres Problem sei laut Quej der ,,Folklorismus", den die indigenen Gruppen zuliessen, und der darin bestehe, als ,,Füllsel" oder ,,Dekoration" in öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Grundsätzlich bestehe das Problem der mangelnden politischen Präsenz auf zwei Ebenen: ,,Wir sind in unserem politischen Agieren eingeschränkt worden, aber gleichzeitig bedürfen wir einer besseren Organisation," so Quej. Nach oben |
In Guatemala sind laut Schätzungen 60% der Bevölkerung indigener Herkunft; 89,5% der Indígenas leben in extremer Armut; in ländlichen Gebieten besteht eine enorme Differenz in den monatlichen Einnahmen: während eine indigene Person 910 Quetzales (rund US$ 115) bekommt, erhält eine nicht-indigene Person 1´723 Quetzales (ca. US$ 218); 66% der indigenen Bevölkerung im Schulalter geht nicht in die Schule; im Durchschnitt beläuft sich die Schulzeit dieser Bevölkerungsgruppe auf 1,3 Jahre; 65% der Indígenas sind AnalphabetInnen. Für die indigenen Frauen bestehen noch einmal zusätzliche Begrenzungen und Hindernisse, um sich an der Bürgerschaft und vornehmlich an den Wahlprozessen zu beteiligen, so Magalí Gómez von der Bürgerrechtseinrichtung der Indigenen Frau DEMI im Departement Huehuetenango. Zu dem angesprochenen hohen Grad des Analphabetismus kommt die Einsprachigkeit einiger Institutionen, wie dem Obersten Wahlgericht (TSE). Dies stelle in vielen Regionen eine Barriere für die Frauen dar, die des Spanischen nicht mächtig seien, so Gómez. Die Departements-Koordinatorin der DEMI weist darauf hin, dass der Grossteil der indigenen Frauen von ihren Ehemännern abhängig sei und nicht über die finanziellen Mittel verfüge, um u.a. die Fahrten in die Stadtzentren zu bezahlen. Zudem sei ihr Aktionsradius traditionell oft auf die Hausarbeiten beschränkt, die sie nicht vernachlässigen könnten. Zu diesen Schwierigkeiten müsse man laut Gómez hinzufügen, dass der Raum zur Beteiligung der Frauen an der Politik so gut wie nicht existiere und die Abwertung des starken Potentials der Frauen in den traditionellen politischen Parteien weit verbreitet sei. |
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