Gerangel um die Beute
Fijáte 283 vom 23. April 2003, Artikel 5, Seite 5
Original-PDF 283 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte
Gerangel um die Beute
Guatemala, 11. April. Dem neuen Analyse- und Informationsservice für Drogenbekämpfung (SAIA) ist ein grosser Fisch ins Netz gegangen: Anfang April wurden in der Hauptstadt bei einer Razzia mehr als 14 Mio. US-$ beschlagnahmt, die aus dem Verkauf von Drogen stammen (siehe ¡Fijáte! 282). Das durchsuchte Haus ist im Besitz von Otto Roberto Herrera, der als Kopf des "GolfKartells" und als Mittelsmann zwischen den Kartellen von Calí (Kolumbien) und Sinaola (Mexiko) gilt. Ausser Bargeld wurden die Besitzurkunden von 17 Häusern und zwei Fincas im Departement Izabal sichergestellt, sowie Quittungen für den Kauf von Kleinflugzeugen, Helikoptern, Fahrzeugen und Booten, die offensichtlich für den Transport der Drogen benötigt wurden. Dieser "Fund" war der Höhepunkt einer Reihe von Razzien und Sicherstellungen von Drogen und Drogen-Geldern. Im guatemaltekischen Kongress entbrannte umgehend ein Streit darüber, was mit den über 14 Mio. US-$ geschehen solle. Gemäss Anti-Drogengesetz müsste alles Geld ins Justizwesen fliessen. Nun forderte aber Generalstaatsanwalt David de León Argueta, das Gesetz dahingehend zu ändern, dass bloss ein Viertel dem Justizwesen zukommt, ein weiteres Viertel dem Innenministerium und die Hälfte der Staatsanwaltschaft. Die FRG-Abgeordnete Zury Montt forderte ebenfalls eine Gesetzesänderung, will jedoch das Geld zwischen Justizwesen, der Zivilen Nationalpolizei und dem Militär aufteilen. Der URNG-Abgeordnete Pablo Ceto seinerseits fordert, dass die 14 Mio. Nach oben |
ins Sozialwesen, z.B. für den Kauf von Medizin für Spitäler oder den Kauf von Land für BäuerInnen, investiert werden. Insgesamt wurden im Verlauf der ersten drei Monate des Jahres bereits mehr Drogen beschlagnahmt als im ganzen letzten Jahr. Gemäss Polit-AnalytikerInnen hat der Druck der Vereinigten Staaten und deren Drohung, Guatemala die Zertifizierung und somit einiges an (finanzieller) Unterstützung zu entziehen, Wunder gewirkt (siehe ¡Fijáte! 277). Und die Antwort aus den USA kam umgehend: Falls das so weitergehe, werde man sich überlegen, Guatemala im September, bei der nächsten Evaluation, wieder von der schwarzen Liste des Drogenhandels zu streichen. Doch will die Bush-Administration noch mehr, unter anderem die Auslieferung von 12 Personen, die des Drogengeschäfts verdächtigt sind. Eine weitere, vorläufig unausgesprochene Bedingung der USA, um Guatemala wieder zu den "Guten" zu zählen, ist laut Pablo Ceto die Verurteilung Kubas wegen Menschenrechtsverletzungen vor der UNO-Menschenrechtskommission. Dieses Thema, ein jährlich wiederkehrendes, ist heuer besonders brisant: Einerseits steht die besagte Zertifizierung mit finanziellen Folgen auf dem Spiel, andererseits haben Guatemala und Kuba in letzter Zeit freundschaftlichere Beziehungen gepflegt (siehe ¡Fijáte! 281) und im Gegensatz zum Vorjahr, ist Präsident Portillo für einmal stolz auf die kubanischen ÄrztInnenbrigaden im Lande. Als erste Belohnung und Anreiz, mit den beginnenden Antidrogenbemühungen weiterzumachen, wurde Guatemala gerade anlässlich der 46. Sitzungsperiode des Drogen- und Betäubungsmittel-Komitees der UNO in Wien in eben diese Kommission gewählt. |
Original-PDF 283 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 --- Nächstes Fijáte