"Natürliche Krankheitserreger": Feuer, Wasser, Luft
Fijáte 282 vom 9. April 2003, Artikel 11, Seite 6
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"Natürliche Krankheitserreger": Feuer, Wasser, Luft
Guatemala, 2. April. Während das Umweltministerium (MARN) ein Seminar über "Forstprojekte, Klimawechsel und Entwicklungsmechanismen in Guatemala" abhält, um Vorschläge zur Erfüllung der Abkommen im unterzeichneten Kyoto-Protokoll zu erarbeiten, wurde am 25. März von der Regierung der Nationale Notstand aufgrund der verheerenden, ausser Kontrolle geratenen Waldbrände im Land ausgerufen. Besonders betroffen sind davon die Biosphäre Maya und andere Bereiche im Departement Petén, Sololá und Quetzaltenango, so Diana García vom Nationalsystem zur Prävention und Kontrolle von Waldbränden SIPECIF. Die mangelhafte ökonomische und technische Ausstattung der entsprechenden lokalen Einrichtungen wie im Petén der Nationalrat für Schutzgebiete (CONAP) macht es unmöglich, die Feuer zu kontrollieren oder ihnen gar entgegenzuwirken, was den Verlust und die Zerstörung eines grossen Teils der teilweise bereits aussterbenden Flora und Fauna zur Folge hat. Die hohen Temperaturen und starken Winde sorgen für die Verbreitung der Flammen. Dabei würde nur 1% der Brände durch "natürliche Umstände" ausgelöst, so García, 25% sind auf landwirtschaftliche Brandrodung zurückzuführen, doch den Grossteil macht provozierte Brandlegung aus, die die Absicht verfolgt, das entsprechende Gebiet anschliessend z.B. zu Weideland zu machen. Diese Intention wird v.a. den Fincabesitzern zugesprochen. Eine andere Vermutung hegt Magalí Rey Rosa von der Umweltorganisation Madre Selva: die Mehrheit der Brände befinde sich in Schutzgebieten; das Feuer könne eine Strategie jenes Sektors sein, der genau hier potentielle Ölquellen nutzen wolle. Schlimmer als die intendierten Brände ist für die Umweltaktivistin jedoch die Haltung der Autoritäten, die erst im allerletzten Moment reagierten. Auch die Regierung regt sich nur langsam und hat schliesslich doch Q 8,7 Mio. zur akuten Bekämpfung disponiert. Teilweise wurden bereits ganze Schule geschlossen, da nicht nur die SchülerInnen von durch die Asche und den Rauch provozierten Atem- Kreislauf-, Hautund/oder Bindehauterkrankungen betroffen sind. Nach oben |
Jedoch auch ohne die Brände ist eine grundsätzliche nationale Forstpolitik dringend von Nöten: Zum generellen Bevölkerungswachstum, das die Verschiebung der Waldgrenzen zu Gunsten eines erweiterten Kulturlandes mit sich bringt gesellt sich die steigende Arbeitslosigkeit aufgrund der Schliessung nicht mehr rentabler Kaffeefincas an der Küste. Nun versuchen die Leute mit dem Verkauf von Feuerholz sich über Wasser zu halten. Aspekte wie Biodiversität, Nachhaltigkeit oder gar Aufforstungsprogramme bleiben dabei aussen vor. Die Folgen davon sind momentan v.a. im Hochland zu spüren: es herrscht akuter Wassermangel. Unsachgemässer Umgang in den regenreichen Wintern, keine Pflege der Quellen, unkontrollierte Flussabzweigungen zur Feldbewässerung und starke Verschmutzung durch Industrie und Haushalte von den 331 Munizipien wenden lediglich 15 irgendeine Behandlungsform der Abwasser an, die übrigen leiten diese ungeklärt zurück tragen das Ihre zur Katastrophe bei. Diese verschlimmert sich durch die jährlich drastischer werdenden Sommer, die die Quellen und Flüsse austrocknen lassen. Allein an der Pazifikküste ist heuer ein Rückgang des "blauen Goldes" um 45% zu verzeichnen. Zudem wird erwartet, dass der Winter in diesem Jahr einen Monat länger auf sich warten lässt, ein Fiasko für die Landwirtschaft, die schon durch die schlechten Verteilung von Düngemitteln und dem schwierigen Zugang zu Krediten gebeutelt ist. In Zacapa schritt man bereits zur Tat: die Versorgung der Haushalte mit Rohrleitungswasser wurde auf täglich 2 Stunden rationalisiert im Vergleich zu anderen Gebieten noch ein Luxus! wer beim "Missbrauch" erwischt wird, den erwartet ein Bussgeld von Q 150 (ca. US$ 19). Doch auch dieses hilft nicht gegen Mangelerkrankungen und Verdursten oder Gastroenteritis und Ruhr durch verschmutztes Wasser. Der Sommer an der Atlantikküste bringt ganz anderes mit sich: Die dortigen heftigen Regengüsse, vereint mit hohen Temperaturen, stellen die besten Bedingungen für Mücken aller Art, u.a. auch jene, die das Dengue-Fieber verbreiten, an dem in diesen Tagen bereits ein 6 Monate altes Baby gestorben ist. Doch damit nicht genug. Die für diese Jahreszeit ebenfalls typischen Orkane hinterliessen allerorts Verwüstungen: umgestürzte Bäume und Strommasten, abgedeckte Wohnhäuser und Schulen sowie zerstörte Feldanpflanzungen. Atemwegsbeschwerden und Fieber bei Kindern gehören landläufig dazu. Bleibt zu hoffen, dass die Projekte jenes MARN-Seminars zum einen umgesetzt, zum anderen schnelle und nachhaltige Wirkung zeigen. |
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