Proteste der Ex-PAC legen den Petén lahm
Fijáte 263 vom 3. Juli 2002, Artikel 5, Seite 4
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Proteste der Ex-PAC legen den Petén lahm
Guatemala, 26. Juni. Rund 16'000 (25'000 laut Prensa Libre) ehemalige Zivilpatrouillisten (PAC) hielten während 48 Stunden die wichtigen Verkehrsverbindungen im Petén unter Kontrolle, so die Strasse zum Flughafen in Santa Elena, die Strasse zur Ölraffinerie in La Libertad und die Zugangsstrasse zum Nationalpark Tikal. Sie fordern, dass ihnen endlich die Abfindungssumme von 20'000 Quetzales ( ca. 2500 US-$) pro Person bezahlt werde, die ihnen von der Regierung bei ihrer Demobilisierung versprochen wurde. Die Regierung reagierte mit ungewohnter Schnelligkeit. Eine hochrangige Regierungsdelegation reiste unverzüglich in den Petén und verhandelte mit den protestierenden Ex-PAC. Noch für die selbe Woche bekamen sie einen Termin bei Präsident Portillo. Gabriel Aguilera, präsidialer Friedenssekretär meinte zwar, die Regierung sei nicht verpflichtet, den ehemaligen Patrouillisten eine Entschädigung zu bezahlen, da diese nie offizielle Angestellte des Militärs, bzw. des Staates, gewesen seien. Selbstverständlich sei man aber bereit, ihnen im Rahmen von Wiedergutmachungsprogrammen entgegenzukommen, z.B. mit dem Bau von Schulen und Strassen. Ebenso versprach die Regierungskommission die Weiterführung des Dialogs mit den Ex-PAC. Die schnelle Reaktion der Regierung auf die Prosteste der ehemaligen Patrouillisten wurde stark kritisiert. "Die Regierung hätte nicht in Verhandlungen eintreten dürfen", meinte die ANN-Kongressabgeordnete Nineth Montenegro, und fragte "weshalb werden die Proteste der BäuerInnen oder der Arbeiter, die seit Monaten vor dem Regierungsgebäude protestieren, nicht mit der selben Schnelligkeit behandelt?" Die zivilen Selbstverteidigungstruppen (PAC) wurden 1981 als eine aufstandsbekämpfende Massnahme eingeführt. Ihre Aufgabe war die Überwachung und Denunzierung der ländlichen Bevölkerung und die Mithilfe bei militärischen Aktionen. In den Untersuchungen der Wahrheitskommission (CEH) existiert ausführliches Material über die von den PAC verübten Verbrechen, ZeugInnenaussagen von PAC-Mitgliedern sowie von ihren Opfern. 1995 wurden die PAC offiziell aufgelöst, die Mobilisierung im Petén (und auch frühere Aktionen) zeigen aber, dass ihre Strukturen noch voll intakt sind. Und offenbar sind es nicht bloss die 'Veteranen', die die Organisation aufrechterhalten. Auf Fotos des jüngsten Protests fallen zahlreiche junge Menschen auf, die zur Zeit des bewaffneten Konfliktes noch Kinder waren. Interessant ist auch, dass es eine Frau ist, die als Sprecherin der protestierenden Ex-PAC im Petén auftritt, waren doch die Zivilpatrouillen eine ausschliessliche Männerorganisation. Nach oben |
In diesem Zusammenhang werfen verschiedene AnalytikerInnen die Frage nach dem Verhältnis der Regierungspartei FRG zu den ehemaligen Zivilpatrouillst(-Innen müsste man jetzt fast sagen) auf. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Ex-PAC eine wichtige Rolle spielten bei der Bekämpfung der Verfassungsreformen, es ist allgemein bekannt, dass die FRG bei den letzten Wahlen am meisten Stimmen machte in denjenigen Regionen, wo der Krieg am schlimmsten war und es soll in Erinnerung gerufen werden, dass es ehemalige Zivilpatrouillisten waren, die in Solidarität mit Kongresspräsident Ríos Montt demonstrierten, als dieser angeklagt war, das Alkoholsteuergesetz gefälscht zu haben. Zwar wird daran gezweifelt, dass hinter den Protesten im Petén direkt die FRG steckt. Doch ist nicht zu leugnen, dass die FRG und Ríos Montt wunderbar wahlpolitisches Kapital daraus schlagen können: Wenn sie jetzt die Ex-PAC mit Versprechen an sich bindet und vielleicht sogar einige davon einlöst, haben sie die beste WählerInnenbasis für die Wahlen 2003. |
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