Wem gehören die heiligen Maya-Orte?
Fijáte 245 vom 3. Okt. 2001, Artikel 9, Seite 6
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Wem gehören die heiligen Maya-Orte?
Guatemala, 20. Sept. Mit einem Regierungserlass wurde die Wiederaufnahme der Arbeit der Kommission der Definition der heiligen Maya-Orte beschlossen. Die Aufgabe dieser Kommission ist "die Anerkennung, Definition, und Vermessung der heiligen Orte, die Erarbeitung eines Planes für deren Restauration und Administration, die Definition der Rolle des Staates bezüglich dieser Orte und die Anerkennung und Respektierung der spirituellen FührerInnen der indigenen Bevölkerung und deren Organisationen". Diese Aufgaben entsprechen dem Abkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über indigene Völker und den guatemaltekischen Friedensabkommen. Im Namen der spirituellen Mayaführer von Sololá und der Koordination der guatemaltekischen Mayaorganisationen (COPMAGUA) begrüsste Tránsito Domingo Yaxón Yac die Wiederaufnahme dieser Arbeit. Er bezeichnete es als einen Sieg der Indígenaorganisationen, die sich stark für diese Kommission eingesetzt haben. Etwas mehr Skepsis ist aus einem Artikel von Jesús Gómez herauszulesen, der in der Zeitung Siglo XXI erschienen ist und der im Folgenden ausschnittweise zitiert wird. "Die erste Epoche der Spezialkommission für heilige Maya-Orte war zwischen 1997 und 1998, während der Regierung Arzú, als eine Folge der Friedensabkommen. In der Kommission , die mehr schlecht als recht funktionierte, waren einige Indígenas (jedoch nie VertreterInnen des Rates der Weisen und spirituellen FührerInnen Ajq'ijab') und Abgeordnete der Regierung. Das einzige Interesse der Regierung war, mehr Informationen über die heiligen Orte der Mayas zu erlangen. Forderungen von Ajq'ijab' wie die Zurückgabe dieser Orte an die Mayas entlockten der damaligen Regierung nur ein müdes Lächeln - und der heutigen einen Lachanfall. Die heiligen Orte der Mayas, abschätzig auch "archäologische Fundorte", "Ruinen" oder "Touristenattraktionen" genannt, sind für die Weisen und spirituellen FührerInnen der Mayas traditionelle Orte, wo sie ihren Glauben und ihre Religion praktiziert haben. Zu diesen Orten gehören antike Städte wie Tikal, Iximché, Q'u'ma'rka'aj, Saqulew. Solche Orte können aber auch Quellen, Hügel oder Altare sein, die eine spezielle Energie ausstrahlen. Nach oben |
Für die Regierung sind diese Orte nichts als eine Einnahmequelle von Devisen durch den Tourismus und die Folklorisierung der Maya-Kultur. Deshalb auch das Interesse, mehr über diese Orte zu wissen und die (administrative) Kontrolle darüber zu haben. In der guatemaltekischen Verfassung heisst es, dass das Recht auf die Ausübung aller Religionen garantiert sei. Und so wie sich die Regierung nicht in die Kirchen, Kapellen oder Gebetshäuser der ChristInnenen oder der ZeugInnen Jehovas einmischt, soll sie sich auch nicht in die Gebetshäuser der Mayas einmischen. Die Regierung muss diese heiligen Orte ihren BesitzerInnen zurückgeben. So wie Prinzipien nicht verhandelbar sind, sind es auch heilige Orte nicht." |
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