Exponierte Lage, alternativer Baustil...
Fijáte 284 vom 7. Mai 2003, Artikel 7, Seite 5
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Exponierte Lage, alternativer Baustil...
Guatemala, 23. April. Trotz der Gründung des Guatemaltekischen Fonds für Wohnungsbau (Foguavi) im Rahmen der Friedensverträge, steigt das Defizit an Wohnraum stetig, wie Untersuchungen der Nationalen Siedlungskoordination Guatemalas (Conag) feststellen. Laut der erhaltenen Daten schätzt man den Mangel an bewohnbarem Raum auf 1 Mio. 600 Tausend fehlende Wohneinheiten, wobei diese Angaben jedes Jahr um 50 Tausend anwüchsen. Diese Situation, die eine Krise riesiger Grössenordnung hervorrufe, sei laut Conag-Koordinator Luciano Colorado vor allem auf die mangelnde Aufmerksamkeit der Regierungen zurückzuführen. Dank des Engagements von zivilen Organisationen wurde immerhin erreicht, mit Hilfe einer 2001 gegründeten Kommission Zugang zu öffentlichem Raum zu bekommen, wobei ein Verhandlungstisch zur Lösung der Wohnraumproblematik geschaffen wurde. Bislang wurden 382 Familien in 11 Munizipien in den Departements Huehuetenango, San Marcos und Quiché Beihilfen gewährt, was im Vergleich zur aktuellen Mangelsituation jedoch so gut wie nichts ist. Häuser aus Karton und Wellblech sind nun einmal unangemessene Orte zum Leben und sind auch nicht als "Wohnraum" zu bezeichnen. So verschleiere, laut Colorado, der neulich durchgeführte Wohnraumzensus auch die guatemaltekische Realität. Nach Aussagen der Nationalen Koordination zur Katastrophenreduktion (CONRED) gelten zudem 26 Siedlungen, davon 9 im Landesinneren und 17 in der Hauptstadt seit 1999 als Zonen hohen Risikos, da sie einsturz- bzw. verschüttungsgefährdet sind. Dies ist sowohl der dort wohnhaften Bevölkerung als auch den Ortsautoritäten bekannt. Doch trotz wiederholter Warnungen verändert sich nichts. Auch die BewohnerInnen des Dorfes San Francisco Chichicaste in einer weit entlegenen Region im Department San Marcos waren des öfteren dazu angehalten worden, diesen Ort zu verlassen. Doch da sie ausser diesen Aufforderungen weder finanzielle Unterstützung noch akzeptable Alternativen für einen Umzug erhielten, war es ihnen nicht möglich, vergangene Woche dem immensen Erdrutsch zu entgehen, der 22 Wohnhäuser, diverse Felder, Weiden und zahlreichen Viehbestand der Gemeinde unter sich begrub. Nach oben |
Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 14, 22 Personen werden noch vermisst. Laut eines Kommentars in der Tageszeitung Siglo XXI reichten Warnungen nicht aus, um solche Unglücke wie gerade in Chichicaste oder vor wenigen Monaten in einem Dorf von San Lucas Tolimán, Sololá, zu vermeiden. Es sei dringend notwendig, dass der Staat eine zwingendere Soforthaltung einnehme, die jedoch auf die Zukunft auszurichten sei. Dabei müsse sich vergegenwärtigt werden, dass die Menschen, die sich in gefährlichen Gebieten ansiedeln, dies nicht freiwillig täten, es vielmehr das Ergebnis davon sei, dass die verschiedenen Regierungen bis heute unfähig gewesen sind, der Bevölkerung angemessene Optionen zu bieten. |
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