Guatemala und der Krieg gegen den Irak
Fijáte 281 vom 26. März 2003, Artikel 4, Seite 3
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Guatemala und der Krieg gegen den Irak
Guatemala, 20. März. Auch in Guatemala spricht sich ein grosser Teil der Bevölkerung gegen den Krieg gegen den Irak aus (laut einer Umfrage von Prensa Libre sind es 74%). Bereits in den vergangenen Wochen fanden sowohl in der Hauptstadt wie auch in Quetzaltenango Friedensdemos statt. Am Mittwoch, noch vor Ablauf des US-amerikanischen Ultimatums an Saddam Hussein, protestierten Mitglieder der URNG und der Allianz gegen Straffreiheit vor der USamerikanischen Botschaft. Dabei wurden sie vom Botschaftspersonal fotografiert, was der Professor für Menschenrechte der Universität Rafael Landívar, Ramón Cadena, als klare Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäusserung bezeichnete. In ihren Stellungnahmen solidarisiert sich die guatemaltekische Zivilgesellschaft mit der Bevölkerung des Iraks. In Guatemala kenne man die Auswirkungen von Krieg und Zerstörung zu Genübe, heisst es in verschiedenen Erklärungen. Menschenrechtsorganisationen riefen zum Boykott US-amerikanischer Produkte auf. Obwohl er ein entsprechendes Dokument der zentralamerikanischen Präsidenten nicht mitunterzeichnete, liess Präsident Portillo seinen Kollegen Bush wissen, dass Guatemala ein Alliierter der USA sei. Internationale Terroristen hätten Guatemala als Brücke benutzt, um in die Vereinigten Staaten einzureisen. Das allein sei Grund genug für eine Allianz, sagte Portillo. ExpertInnen befürchten, dass der Krieg gegen den Irak unweigerlich Auswirkungen auf die guatemaltekische Wirtschaft hat. Befürchtet wird eine Erhöhung der Benzinpreise, was sich in kurzer Zeit auf alle Waren sowie auf den Strompreis auswirken wird. Zentralbankpräsident Lizardo Sosa bedauert, dass der Kongress nicht auf seinen Antrag eingestiegen ist, einen Teil des Erlöses der sogenannten "Friedensanleihen" als Reserve für schwierige Zeiten zurückzustellen. Eine Wirtschaftskrise als Folge des Irakkriegs wäre genau so ein Fall, erklärte er. In UnternehmerInnenkreisen befürchtet man einen Rückgang der Exporte nach Saudi Arabien, den Arabischen Emiraten, Israel und Kuweit. Nach oben |
Letztes Jahr wurde für 60 Mio. US-$ Kardamom und Sesam in den Mittleren Osten exportiert. Auch guatemaltekische MigrantInnen in den USA bekommen die Folgen des Krieges zu spüren. Seit der sog. Krieg gegen den Terrorismus begonnen hat, gehörten LateinamerikanerInnen zu den "suspekten Elementen" in den Vereinigten Staaten und seien vermehrt Diskriminierung und Repression ausgesetzt, sagte Walter Arreage vom Menschenrechtsbüro des Haus der MigrantInnen. Dies habe direkte Auswirkungen auf die ins Heimatland Guatemala zurückgeschickten Gelder, den remesas. Eine weitere Konsequenz des Krieges nennt Juan Pablo Corlazzoli, Koordinator der UNO in Guatemala: Wenn Staaten militärisch aufrüsten, ziehen sie die Gelder meist aus der internationalen Zusammenarbeit ab. Auch die Hilfswerke und Organisationen der UNO werden ihre Mittel für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau des Iraks zu Lasten der Entwicklungszusammenarbeit in andern Regionen umverteilen. |
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