Guatemala neuer Handelsknotenpunkt?
Fijáte 281 vom 26. März 2003, Artikel 8, Seite 5
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Guatemala neuer Handelsknotenpunkt?
Guatemala, 17.März. Mit der Unterzeichnung von Konventionen in den Bereichen Erziehung, Kultur und Energie endete das bilaterale Treffen von Guatemala und Kuba in diesen Tagen. Im Bildungssektor vereinbarte man eine verstärkte Kooperation in Form von gegenseitiger Teilnahme an Veranstaltungen zum Thema, dem Austausch in der pädagogischen Forschung und der Weitergabe von Erfahrungen im Gebrauch von neuen Methoden, wie dem Fernsehen oder Radio zur Alphabetisierung. Kuba verpflichtete sich zudem zur Fortsetzung seiner Programme zur Vergabe von Schulstipendien und medizinischer Hilfe; regelmässig führen ca. 490 kubanische Ärzte in 15 Departements medizinische Einsätze durch. In Sachen Kultur will man hinsichtlich der Pflege des kulturellen Erbes, dem Umgang mit AutorInnenrechten und dem Feld der künstlerischen Lehre voneinander profitieren, während die Zusammenarbeit im Energiesektor darauf abzielt, dass Kuba sein Wissen in Bezug auf die Nutzung von Solarenergie für die Beleuchtung im ländlichen Raum, das Einsparen und Optimieren von Energie und den Einsatz von Nuklearenergie in der Medizin weitergeben will. Während dessen überlegt man sich in guatemaltekischen Diplomatenkreisen, in der UNO-Menschenrechtssession, welche Ende März in Genf beginnt, für einmal nicht gegen Kuba zu stimmen, sondern sich "lediglich" der Stimme zu enthalten. Doch noch ist das letzte Wort diesbezüglich nicht gesprochen und aus früheren Jahren weiss man, dass da wohl auch die USA noch ein Wörtchen mitreden wird... Wenige Tage vorher wurde ein Freihandelsabkommen zwischen Guatemala und Taiwan verabschiedet, wobei das Land des ewigen Frühlings als Tür zum Einzug Taiwans in den amerikanischen Kontinent und die ostasiatische Inselrepublik als Trampolin für die Verbreitung guatemaltekischer Produkte nach Asien dienen soll. Nach oben |
Unterdessen werden auch die Kontakte in den Süden gepflegt: Der im bilateralen Freihandelsabkommens-Protokoll von 1999 geplante Fortschritt der Verhandlungen zwischen Guatemala und Chile wurde mit der Einigung vollzogen, dass Chile in den nächsten fünf Jahren 55% seiner Produkte ohne jegliche Tarife nach Guatemala einführen darf. Im vergangenen Jahr betrug die Exportbilanz US$ 70,9 Mio. (Benzin, Münzen, Schnittholz, Tomatensaft u.a.) während für US$ 9,4 Mio. u.a. raffinierter Rohrzucker, Gummi, Insektizide und Zahncreme die Reise in den Süden antraten. Hinsichtlich der Verhandlungen des Freihandelsabkommens CAFTA mit den USA herrscht unterdessen in guatemaltekischen UnternehmerInnenkreisen sowohl verbreitete Unwissenheit als auch grosse Skepsis. Neben der nationalen wirtschaftlichen Stagnation und der hohen Arbeitslosigkeit, von denen die Kleinbetriebe eh schon betroffen sind 59 % der Arbeitenden sind derweil im informellen Sektor tätig sorgen fehlende gesetzliche Regelungen des guatemaltekischen Banken- und Wirtschaftsmarktes und die Uneinigkeit zwischen den zentralamerikanischen Ländern für Beunruhigung, die durch die von den USA gesetzten Restriktionen und Bedingungen nicht gerade aufgehoben wird. Für Guatemala stellt die Ware Zukker das Hauptinteresse im CAFTA dar, dieses steht bislang jedoch auf der "sensiblen" Liste und soll separat verhandelt werden. Für Kleidung öffnet sich der Markt der Supermacht im Norden generell gerne, jedoch unter der Voraussetzung, dass diese auch von Grund auf angefangen beim Faden aus der amerikanischen Union stammen muss. Grundsätzliche Bedingung für die Beteiligung Guatemalas am CAFTA stellt ja bekanntlich eh die Erfüllung der USamerikanischen Drogenkampferfolgsforderung von u.a. jährlich 10´000 kg beschlagnahmtem Kokain dar. Nach neunmonatiger Unterbrechung nahm die USA nun ihre Unterstützung diesbezüglich wieder auf und stellte der Polizei 14 Fahrzeuge und Kommunikationsmittel im Wert von US$ 400´000 zur Verfügung. |
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