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Rosenbergs Video

Fijáte 435 vom 20. Mai 2009, Artikel 3, Seite 4

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Rosenbergs Video

Zweifelhafte Mittelsmänner

Auch die beiden Mittelsmänner von Rosenberg, die genannten Luis Mendizabal, der die DVDs verteilte, und Mario David García, der das Video aufgenommen hat, tragen mit ihren Lebensläufen zur Polemik bei. Luis Mendizabal, der sich selbst politisch als ultra-rechts bezeichnet und in einem Interview mit der Tageszeitung VGelPeriódicoNF seine erfolgreiche Beteiligung bei der Aufklärung von Geiselnahmen in den 80er Jahren heraushebt, gilt als der Leiter der sogenannten "oficinita", einer parallelstaatlichen Gruppe aus Militärs und VGGeheimdienstenNF, die in Zusammenhang gebracht werden mit aussergerichtlichen Hinrichtungen und anderen VGMenschenrechtsverletzungenNF. Zudem habe Mendizabal dafür gesorgt, dass unter anderem in die Ermittlungen im Fall des Mordes an Bischof VGGerardiNF Falschinformationen geflossen sind. In seiner Herrenbekleidungsboutique hat sich offenbar die rechtsgerichtete, kürzlich an der Regierung von VGEl SalvadorNF abgelöste Partei VGARENANF gegründet. In der Regierung Colom hatte er einen Posten als Sicherheitsberater inne

Mario David García, Anwalt und Journalist mit einem eigenen Radioprogramm im Radiosender VGEmisoras UnidasNF, der, wie alle anderen kommerziellen Sender, von der BANRURAL gesponsert wird, war Präsidentschaftskandidat der inzwischen aufgelösten rechten Bewegung der Nationalen Befreiung (VGMLNNF) und ist ebenfalls aufgrund seiner konspirativen antikommunistischen Vergangenheit bekannt. Auch er wird in Verbindung gebracht mit Militärs der VGAufstandsbekämpfungNF und den VGTodesschwadronenNF des militärischen Geheimdienstes. Laut García sei Rosenberg zu ihm gekommen, da sie ein Interview für seine Sendung aufnehmen wollten. Als Rosenberg García dabei in seine Situation einweihte, habe der Journalist dem Anwalt vorgeschlagen, doch gleich auch ein Video zu drehen. Da er schon etwas Erfahrung damit habe, sei diese Aufnahme direkt bei ihm im Haus gemacht worden.

Gegen Ende der Aufnahme ruft Rosenberg nicht nur dazu auf, dem Unternehmerflügel und seinen Gremien zu vertrauen, die Rechtsstaatlichkeit im Land wieder herzustellen, sondern appelliert explizit an Vizepräsident VGRafael EspadaNF, den er aus seinen Vorwürfen der Diebe und Mörder ausnimmt, er solle der erste sein, der eine Bewegung anführe, "um unser Guatemala zu retten und durchzusetzen, dass die Gesetze erfüllt werden mit der Hilfe der guten Guatemalteken, die ihn ohne Einschränkungen unterstützen." Auffällig lange liess Espada darauf warten, Stellung zu beziehen, beschränkte sich dann schliesslich darauf, dass die Ermittlungen der Vorfälle an erster Stelle stünden und die Rechtsstaatlichkeit des Landes nicht untergraben werden sollte.

Y Ahora?

Fraglich ist, ob alle Sektoren, die die vollständige Aufklärung des Falles einfordern, tatsächlich daran interessiert sind, dass alle Details ans Tageslicht kommen, denn dass die Morde in Zusammenhang mit weitverzweigten und langgehegten parallelen Netzwerken stehen, liegt wohl auf der Hand.

Doch es stellen sich noch viel handfestere Fragen: Wenn sich Rosenberg bedroht fühlte, warum ist er nicht zur Staatsanwaltschaft, Polizei oder gleich zur CICIG gegangen, um Anzeige zu erstatten? Laut Mendizabal wollte er am Montag nach VGWashingtonNF fliegen, um bei der VGInteramerikanischen MenschenrechtskommissionNF vorzusprechen. Rosenbergs Familie sagt, überhaupt nichts von dessen Situation gewusst zu haben.

Und wenn er sich in der Form, wie er es darstellt, des Mordes bedroht fühlte: woher nahm er das Vertrauen, allein aufs Fahrrad zu steigen und sich zu exponieren?

Warum haben weder Mendizabal noch García, die vom Inhalt des Videos wussten, sich um Rosenbergs Sicherheit bemüht?

Eine der vielen Spekulationen um Rosenbergs Mord geht davon aus, dass dieser hinters Licht geführt wurde: Dass die Colom-Kritiker, die von den BANRURAL-Disputen wussten, ihm erzählten, Colom und seine Crew wollten ihn umbringen und nachdem er das Video aufgenommen hatte, hätten sie ihn selbst umgebracht.

Nach wenigen Tagen, in denen Colom seine Aktivitäten eingestellt hatte, um sich mit der CICIG, auf der alle Hoffnung ruht, den Fall aufzuklären, dem diplomatischen Korps und der Staatsanwaltschaft zu treffen - wobei ihm letzteres gleich als Einmischungsversuch angekreidet wurde - nahm er seine Agenda inzwischen wieder auf.

Das Video ist im Internet auf youtube.com einzusehen.


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