"Hier also leiste ich als Frau meinen Beitrag zur Entwicklung meines Volkes..."
Fijáte 330 vom 16. März 2005, Artikel 1, Seite 1
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"Hier also leiste ich als Frau meinen Beitrag zur Entwicklung meines Volkes..."
Vor einem Jahr ist Dominga Vásquez, Maya-Kaqchiquel-Indígena aus El Tablón, Sololá, als erste Frau in der Geschichte zur Indigenen Bürgermeisterin Sololás auf zwei Jahre gewählt worden. Die alcaldía indígena ist eine Institution, die parallel zum staatlich eingesetzten ,,offiziellen" Bürgermeisteramt in einigen wenigen Departements des Landes funktioniert. Dominga Vásquez hat ihr Büro in der vor ihrem Amtsantritt mit Geldern der UNESCO renovierten und mit Motiven der indigenen Kultur bemalten alcaldía indígena in der Stadt Sololá. Während alle Indigenen und Kommunalen BürgermeisterInnen (alcaldes/as auxiliares) ehrenamtlich arbeiten, werden die administrativen Kosten vornehmlich von internationalen Stiftungen und Organisationen gedeckt, der Fonds für indigene Angelegenheiten (FODIGUA) beteiligt sich geringfügig, sonstige staatliche Gelder erhält die alcaldía indígena nicht. In der offiziellen Gemeindeordnung übernimmt die/der Kommunale BürgermeisterIn durchaus die Repräsentation des offiziellen Bürgermeisters und wird von ihm ernannt. In der Realität jedoch gestaltet sich die Rolle der/s Kommunalen Bürgermeisterin/s eher als dorfeigene Autorität und Vertretung der/s indigenen Bürgermeisterin/s. In Sololá besteht aufgrund der Entscheidung der lokalen alcaldía indígena so gut wie keine Kooperation mit der offiziellen Bürgermeisterei. Im folgenden Interview erläutert Dominga Vásquez die Aufgaben und Rollen der alcaldía indígena und nimmt zu den Vorfällen in Los Encuentros Stellung, in deren Zusammenhang unter anderem gegen sie und ihren Mann, Alfonso Guárquez, der als lokaler Korrespondent für die Nachrichtenagentur cerigua arbeitet, Anzeige erstattet wurde. Frage: Welche Rolle hat die Indigene Bürgermeisterei inne? Dominga Vásquez: Die wichtigste Aufgabe der indigenen Bürgermeisterei ist die Stärkung der Identität der indigenen Völker und die Verteidigung deren Rechte, die ständig verletzt werden. Unsere Bürgermeisterei ist eine komplett indigene Autorität, die sich um Angelegenheiten der indigenen Bevölkerung kümmert. Dazu gehört die Förderung der Beteiligung aller, die Sensibilisierung hinsichtlich der Teilnahme speziell der Frau, denn wir sind ein bisschen marginalisiert und werden nicht beachtet. Es wird behauptet, wir Frauen könnten keine Meinung vertreten und keine Entscheidungen treffen. Aber heute mehr denn je sind wir präsent und nehmen teil, auch wenn wir vielleicht nicht alles 100 %-ig gut machen. Es gilt auch, ALLE zur Teilnahme zu bewegen, die Männer, Frauen, Jugendlichen, damit die Entscheidungen zu Gunsten ALLER getroffen werden, zu Gunsten der Entwicklung der Gemeinden. Frage: Wie sieht ein normaler Arbeitstag für Sie aus? D. V.: Dienstags und Freitags sind wir hier in der alcaldía. Am Dienstag empfangen wir gewöhnlich Familien, Personen, Gruppen, die uns über irgendein Problem informieren oder die wünschen, dass ein Problem auf der Basis und nach den Prinzipien des Gewohnheitsrechts der Mayas gelöst wird. Wir hören ihnen zu und machen einen Termin aus, an dem beide bzw. alle involvierten Parteien erscheinen. Dann setzen wir uns zwei, drei Stunden oder manchmal noch länger zusammen und versuchen, eine Lösung für den Konflikt zu finden. Das machen wir mittels Ratschlägen, einer Art von ,,Erziehung" und der Erinnerung daran, dass wir als Maya unsere Prinzipien, unsere Werte und Normen haben, die wir respektieren müssen, wie es uns unsere Vorfahren gelehrt haben. Viele Personen können das für sich annehmen und viele haben hier in der Bürgermeisterei ihre Probleme gelöst. Einige Paare waren an dem Punkt, sich scheiden lassen zu wollen sie sind wieder zusammen, oder auch bei Nachbarschaftskonflikten versuchen wir, einen Ausweg zu finden. Am Dienstagvormittag kommen also die Leute zu uns. Nachmittags machen wir alle möglichen Besuche in den Gemeinden, wir suchen ein Komitee auf oder eine Institution oder halten Vorträge in einer Gemeinde. Unser Arbeitstag am Freitag sieht so aus: Sitzung mit den Kommunalen BürgermeisterInnen, momentan sind dies 50. Wir treffen uns mit ihnen, um zu informieren, zu organisieren, um Entscheidungen zu treffen über Aktivitäten, die mit den Gemeinden veranstaltet werden sollen. Am Nachmittag bleiben nur noch wir Mitglieder der Korporation, das sind elf Personen aus vier Ortschaften (aldeas) und neun Kantonen. Im Moment fehlen zwei Gemeinden, die nicht vertreten sind. Frage: Ihre ganze Arbeit beruht auf ehrenamtlichem Engagement? D. V.: Ja, das ist ad honorem. Aber in den ersten zwei Monaten dieses Jahres ist es für mich ein bisschen schwierig geworden, denn ich bin noch Lehrerin und arbeite Montags-, Mittwochs- und Donnerstagsvormittags in einer Schule. Frage: Sie sind die allererste Frau auf dem Posten der Indigenen Bürgermeisterin. Ist dies ein Zeichen für die Frauenrolle in der indigenen Kosmovision? D. V.: Ich denke schon. Denn in unserer Kosmovision liegt eine grosse Bedeutung auf der Dualität. Von Natur aus braucht es sowohl die Frau als auch den Mann. Hier also erfülle ich meines Erachtens meine Mission und leiste als Frau meinen Beitrag zur Entwicklung, zu all den Aktivitäten meines Volkes. Denn alle haben wir eine Mission, nicht nur der Mann, sondern auch die Frau. Ich denke also, dass ich bei dieser Gelegenheit einen Teil dessen forme, was es schon lange hätte geben müssen. Denn seit Gott die Welt schuf, dachte er an die Dualität, in zwei Verschiedene. Und hier in der alcaldía wird das mehr oder weniger erfüllt, auch wenn es viel mehr Frauen geben müsste. Frage: Aber konterkariert denn die Tatsache, dass vor Ihnen noch keine Frau in dieser Autoritätsfunktion akzeptiert worden ist, nicht das Denken der notwendigen Dualität? D. V.: Das stimmt, da dominiert das so genannte Macho-Kriterium die Kosmovision. Es überwiegt also ein bisschen Egoismus und vor allem der Machismo, demgemäss der Mann über der Frau zu stehen hat. Aber das stimmt nicht mit der Kosmovision sui generis überein. Frage: Welche Bedeutung hat denn für Sie Ihr Geschlecht für Ihre Funktion? D. V.: Es bedeutet einen Beitrag, es bedeutet auch rechtliche Gleichstellung, es bedeutet Fähigkeit, Demokratie. Es muss ab jetzt einfach mehr Frauen hier geben. Doch es ist eine schwierige Aufgabe - auch für mich - , dies auch tatsächlich zu erreichen. Frage: Wie wird ihre Rolle als eine Frau, die teilnimmt, von Seiten der Männer betrachtet? D. V.: Nun, es gibt ein paar Personen, die ausreichend gebildet sind - ich spreche von den Männern - die meine Teilnahme akzeptieren. Aber es gibt auch Männer, die nichts davon halten, die mich nicht unterstützen. Sie versuchen, mich falsch zu informieren. Ich habe bislang dem stets Paroli geboten. Wir sind in die Gemeinden gegangen, um die Frauen zu organisieren, um ihnen klarzumachen, dass wir Frauen zu allem fähig sind und nicht nur für die Familie oder den Haushalt oder, um Kinder zu gebären. Dabei hat uns eine Kollegin begleitet, die Expertin ist in Fragen der Gemeindeentwicklung, sie kümmert sich um die Organisationen in den Gemeinden und die Sensibilisierung und Weiterbildung mittels Workshops. Frage: Wie gehen die Frauen denn mit dieser für sie neuen Rolle um? D. V.: Sie nehmen es tatsächlich an. Doch sie wollen in erster Linie konkrete Lösungen für ihre Probleme. Es gibt viel innerfamiliäre Gewalt, es gibt viele Trennungen, es herrscht viel Armut, gerade für die Frau, denn sie bleibt zu Hause, kümmert sich um die Kinder, macht sauber, den Haushalt und geht nicht hinaus, um zu arbeiten. Deshalb hat sie kein eigenes Einkommen, sie ist fast zu 95% von ihrem Ehemann abhängig. Das macht sie sehr verletzlich. Und das betrifft den Grossteil der Frauen, was uns sehr besorgt. Doch wir haben keine konkreten Lösungen an der Hand, denn wir haben keine Ressourcen, ihnen zu helfen. Ich glaube, das ist Aufgabe des Staates, Programme zu starten, insbesondere für die Frauen. Frage: Und wie gehen die Männer damit um, wenn Sie nun die Frauen zur Aktion aufrufen? D. V.: Einige sind sehr zufrieden und unterstützen die Beteiligung ihrer Ehefrauen. Aber andere zeigen deutlich ihren Unmut. Frage: Sie sind jetzt seit einem Jahr auf Ihrem Posten: Was war für Sie die grösste Herausforderung und was war einfacher, als Sie vorher erwartet hatten? D. V.: Nun, ich dachte immer, dass alles sehr schwierig und kompliziert sein würde, denn als Frauen hatten wir bislang stets nur einen sehr eingeschränkten Handlungsraum. Ich befürchtete also, dass es schwierig sein würde, alle Aktivitäten durchzuziehen. Aber dann im Amt hab ich festgestellt, dass ich dazu fähig bin, auch wenn ich vielleicht nicht alles 100%ig gut mache. Aber ich stehe an der Front, ich bereue nichts und habe vor, dieses Jahr zu einem guten Ende zu bringen. Was ich als einfacher erwartet hatte war, dass die Herren Kommunalbürgermeister ihre Beiträge leisten würden, um die ganze Arbeit abzudecken. Doch das ist nicht ganz so einfach, denn die Mehrheit von ihnen ist nicht zur Schule gegangen und sie erhalten auch kein Honorar, um die Aktivitäten durchzuführen. Sie machen nur das, was sie können. Man muss ihnen also ziemlich viel helfen, ihnen Fortbildungen anbieten und sie besser orientieren. Aber in ihren Gemeinden sind sie doch Autoritäten. Sie sind es, die Entscheidungen treffen, sie lösen alle möglichen Probleme. Frage: Wer kommt denn dann hier in die alcaldía, wenn die Kommunalen BürgermeisterInnen bereits die Konflikte in den Gemeinden lösen? D. V.: Manchmal werden die Probleme bereits in der Gemeinde mit dem/r Kommunalen BürgermeisterIn behandelt, aber wenn sie keine Lösung finden, kommen sie hierher. Andere wollen gar nicht erst zu dem/r lokalen BürgermeisterIn gehen. Es gibt auch die Situation, dass nicht alle Gemeinden eineN eigeneN BürgermeisterIn haben. Manchmal sind die Kommunalen BürgermeisterInnen für vier, fünf oder gar acht Dörfer zuständig, da wird es für sie etwas schwierig, sich um alle Probleme zu kümmern. Frage: Wer wählt denn die Kommunalen BürgermeisterInnen? D. V.: Die Gemeindemitglieder selbst. In einer Versammlung wählen sie zwei, drei KandidatInnen aus, abhängig von den Kriterien. Und auf Orts- und Kantonebene finden ebenfalls Wahlversammlungen statt. Und schliesslich kommen auf munizipaler Ebene alle RepräsentantInnen der Gemeinde für die Wahl zusammen. Abhängig von den Stimmen werden die Ämter verteilt. Die/der mit den meisten Stimmen wird ersteR BürgermeisterIn, die/ der Nächste zweiteR, deren VertreterInnen, die Räte und die Kommissionen und so weiter. Frage: Anfang dieses Jahres hat der Oberste Gerichtshof angekündigt, das indigene Recht in die offizielle Gesetzgebung aufzunehmen. Was ist von dieser Meldung zu erwarten? D. V.: Nun, das ist für uns von grosser Bedeutung. Denn es würde die Form der Konfliktlösung der Maya berücksichtigt, es würden die indigenen Autoritäten gewürdigt werden, denn einen Konfliktfall vor das Justizsystem des Staates zu bringen, hat viele Nachteile. Der Einbezug des Maya-Systems ist uns sehr wichtig, aber auch, dass es tatsächlich angewendet wird. Das bedeutet also, dass die Person, der ein Delikt zugeschrieben wird, die Chance bekommt, wieder in die Gesellschaft eingebunden zu werden und v. a. in den Dienst der Gemeinde genommen wird, anstatt eingesperrt und abgesondert zu werden, wo sie im Zweifel noch viel schlimmere Dinge lernt... Aber dieses Problem haben wohl noch andere Länder ausser Guatemala. Frage: Die indigene alcaldía in Sololá ist eine von wenigen in diesem Land. Gleichzeitig gibt es hier Niederlassungen des Menschenrechtsprokurats (PDH) und des offiziellen Justizsektors. Besteht zwischen diesen drei Institutionen eine Zusammenarbeit? D. V.: Es gibt viele Angelegenheiten, in denen wir uns miteinander koordinieren. Aber es gibt auch viele eher simple Aspekte, die wir alleine bewältigen und zu denen wir nicht noch mehr Leute zusammenrufen. Es gibt durchaus ernste, schwierige Fälle, in denen wir um Unterstützung bitten, zum Beispiel auch das Innenministerium oder die Staatsanwaltschaft. Frage: Ich kann Ihnen natürlich eine Frage zum Thema der Minen und den gewalttätigen Vorfällen in Los Encuentros am 11. Januar nicht ersparen. Vor wenigen Tagen hatten Sie mit einer Delegation ein Gespräch mit Regierungsfunktionären wie Vizeminister Stein und anderen.Was ist bei diesem Treffen herausgekommen? D. V.: Ich würde Ihnen gerne den Ursprung des Konflikts etwas näher erläutern. Denn in Guatemala ist es leider so, dass die Gesetze für einige wenige gemacht werden, die nicht die Interessen des Volkes berücksichtigen. Ich beziehe mich dabei auf das Minengesetz. Nach oben |
Wir indigenen Völker sind noch nie konsultiert worden und werden auch nicht informiert. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Bevölkerung und Organisationen versuchen, sich die Informationen selbst zu beschaffen, obwohl dazu eigentlich der Staat verpflichtet ist. Wir haben also herausgefunden, dass es im Land viele Konzessionen für den Abbau von Bergwerkminen gibt, die die Mineralvorkommen völlig ausbeuten und dabei Chemikalien verwenden, die alles Leben auslöschen und die gesamte Natur verschmutzen und zerstören. Aber wir Indígenas leben von der Mutter Natur. Deswegen sind wir empört, traurig, gar wütend, wenn irgendwelche AusländerInnen kommen und sie ausbeuten. Das ist der Grund dafür, dass die BewohnerInnen von Sololá zusammengekommen sind und manifestierten: ,,Wir sind dagegen, dass unsere Mutter Natur zerstört wird." Anfangs hatten wir erfahren, dass ein Zylinder nach Huehuetenango transportiert werden sollte, wo angeblich eine Brücke gebaut werden sollte. Es wurde uns nicht gesagt, dass er für den Minenabbau in San Marcos gedacht war. Der Brückenbau hätte uns nicht gestört, aber es sollte die Fussgängerbrücke in Los Encuentros abmontiert werden, weil der Zylinder nicht darunter herpasste. Das führte zum Konflikt. Und die Leute hier sind sehr spontan. Sie sagen: ,,Das ist nicht in Ordnung, wir werden die Aktion aufhalten!" Es gibt niemanden, der ihnen sagt, was sie machen sollen. Die Leute denken selbst nach und analysieren die Situation. Das Resultat war also die Blockierung des Zylinders. Die Bevölkerung erwartete, dass die Regierung uns eine Erklärung geben würde, wenn der Zylinder passierte, warum es Minenlizenzen in Sololá gibt, und egal, ob es sich um die Exploration oder den Abbau handelt, wo diese stattfinden sollten. Aber da kam nichts. Darum sind wir auf den Gouverneur von Sololá zugegangen, um ihn um einen Dialog zu bitten. Wir haben uns mit ihm getroffen und ihm einen Stapel von Petitionen überreicht, die er in Empfang genommen hat. Aber bis heute wissen wir nicht, ob er sie mit zum Präsidenten genommen hat, denn er hat uns keine Informationen mehr zukommen lassen. Am 11. Januar besetzten die Polizei und die Armee die Panamericana hier in der Region, was die AnwohnerInnen verwunderte, denn nach den Friedensverträgen wurde die Zone demilitarisiert und die meisten Militärbasen im ganzen Land aufgelöst. Die jetzige Invasion provozierte Ärger in der Bevölkerung, die hinging, um zu fragen, was da vor sich ginge und warum. Plötzlich wurde geschossen und Tränengas geworfen. Es gab viele Verletzte. Viele sind sogar ernsthaft verletzt worden und ein Mann aus Los Encuentros ist gestorben. (Während bislang stets davon die Rede war, dass dieser Mann aus Neugier auf die Strasse gelaufen und auf dem Rückweg bzw. beim Weglaufen von hinten in den Rücken geschossen worden war, stellt der Bürgermeister von Sololá, Esteban Toc Tzay, der als Vermittler zur Stelle gerufen worden war, die Behauptung auf, er selbst habe aus einiger Entfernung gesehen, dass der Mann bewaffnet gewesen sei und auf die Polizei geschossen hätte. Gleichzeitig belegen Fernsehbilder von der Szene, dass die den Zylinder zu Fuss eskortierenden Polizeikräfte auf dem Streckenabschnitt von Los Encuentros ziellos in die Hänge schossen. die Red.) Die Regierung sagt, dass es an der Bevölkerung selbst gelegen habe. Sie wirft uns nun vor, dass wir Waffen hätten was nie der Fall war. Wir verfügen überhaupt nicht über das Geld, uns welche zu kaufen und wir brauchen sie ja auch gar nicht, denn wir sind weder PolizistInnen, noch Militär, noch Kriminelle. Aus Anlass der Vorkommnisse hat der Herr Gouverneur Klage eingereicht und ganz bestimmte Leute als Verantwortliche aufgeführt, mit Namen, Arbeitsstelle und Verwandtschaftsbeziehungen. Nun, am 11. Februar haben wir uns dann mit dem Vizepräsidenten Stein getroffen. Dem haben wir die ganze Ge- schichte erzählt. Er hatte jedoch so seine Zweifel, da die Medien die These verbreitet hatten, dass das alles von uns geplant gewesen sei. Zudem meinte er, dass er hinsichtlich der Anklagen nichts machen könne, da die verantwortliche Instanz unabhängig sei und die Staatsanwaltschaft und das Innenministerium den Rechtsermittlungen folgen würden. Hinsichtlich der Minenlizenzen teilte uns der Vizepräsident mit, dass eine Konzession bereits zurückgezogen wurde, während die andere mit Namen Palästina in der Gegend von Santa Clara la Laguna, San Juan und San Pedro, noch besteht. Beide liegen im Departement Sololá. Frage: Welches ist denn der Stand der Dinge in Bezug auf die Anzeigen gegen Sie und ihre KollegInnen? D. V.: Diesbezüglich ist uns nichts Neues bekannt. Die Staatsanwaltschaft rührt sich nicht und informiert uns auch nicht, ob der Fall weiterverfolgt wird. Aber allem Anschein nach hat der Gouverneur keine Beweise, die er vorlegen könnte. Er lässt sich nicht blicken und geht auch nicht ans Telefon, wenn wir ihn anrufen. Frage: Waren Sie denn überhaupt am 11. Januar persönlich am ,,Ort den Geschehens"? D. V.: Nun, ich war auf dem Weg zu meiner Schule und musste da vorbei. Und just sehe ich mich der Polizei gegenüber. Ein paar BewohnerInnen klärten mich über den Vorfall auf und fragten, was zu tun wäre. Aber man konnte nichts machen. Es war keine Autorität zugegen und niemand, mit dem wir hätten reden können. Ich habe mich dann zurückgezogen, ich war so empört und bin zur Indigenen Bürgermeisterei gekommen. Aber es waren viele Personen vor Ort, die die Geschehnisse verfolgten. Laut Angaben des Menschenrechtsprokurats (PDH) waren 2´050 PolizistInnen und 300 Militärs im Einsatz. Das war so ein grosser Zylinder! Unglaublich! Vielen Dank für das Gespräch! |
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