Gemeinden ohne Polizeischutz
Fijáte 348 vom 23. Nov. 2005, Artikel 5, Seite 3
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Gemeinden ohne Polizeischutz
Guatemala, 19. Nov. Die Schliessung von Kommissariaten der Nationalen Zivilpolizei (PNC) in zahlreichen Munizipien des Landes ist eine Massnahme, die das Menschenrechtsprokurat (PDH) nicht mittragen könne, so dessen Leiter Sergio Morales Alvarado. Laut Angaben der Polizeikräfte sind mindestens acht Gemeinden der Departements Totonicapán, Huehuetenango, Sololá, Chimaltenango und Guatemala ohne Polizeipräsenz. Dort wurden die Wachen geschlossen, da die Bevölkerung ihre Anwesenheit nicht mehr duldete. Erwin Sperisen, Direktor der PNC, erarbeitet derzeit einen Vorschlag zur Vorlage beim Präsidenten Oscar Berger und Innenminister Carlos Vielmann, in denen der definitive Rückzug der Polizei aus diesen Zonen analysiert wird. Gemäss dem Chef der öffentlichen Sicherheitskräfte des Landes, entbehre die Polizei der notwendigen finanziellen Ressourcen, um Wachen und Fahrzeuge instand zu halten, die von der Bevölkerung beschädigt würden. Ausserdem könne man nicht die physische Integrität der AgentInnen aufs Spiel setzen, so Sperisen. Dass just diejenige staatliche Institution, die laut Verfassung zum Schutz der Bevölkerung da ist und für diese Aufgabe ausgebildet und ausgerüstet sein sollte, Angst vor eben ihren Schützlingen haben soll und deswegen die Ausführung ihres Auftrages verweigert, lässt doch zu denken übrig. Nach oben |
Für den Menschenrechtsprokurator ist denn auch die ablehnende Haltung der lokalen Bevölkerung gegenüber der Polizei verständlich. Diese wollten einfach nicht länger ,,korrupte Polizisten" in ihren Gemeinden haben. An der Institution der Sicherheitskräfte läge es nun, gegen die besagten AgentInnen zu ermitteln, um festzustellen, ob sie tatsächlich in Ungereimtheiten verwickelt sind. Es lägen, so Morales, viele Klagen vor, in denen die AnwohnerInnen PolizistInnen beschuldigen, an Erpressungen, Entführungen und Morden beteiligt zu sein. Der jüngste Fall ist der Tod eines vierjährigen Mädchens Anfang November, das bei einer illegalen Hausdurchsuchung durch eine Gruppe von Polizisten in Palencia, Guatemala, von einer Kugel tödlich getroffen worden war. Die Polizisten hätten, so sagt die Mutter des Mädchens aus, bereits im Vorfeld zwei ihre Söhne illegal verhaftet gehabt und für die Freilassung je 1´000 Quetzales gefordert. Am besagten Abend wurden drei andere ihrer Söhne und ein Neffe von der Polizei beschuldigt, auf einer Party geschossen zu haben. Ohne Durchsuchungsbefehl stürmte die Polizeigruppe das Haus der Familie und schoss wahllos um sich. Immerhin sind in diesem Fall bereits ein Unterkommissar und drei Agenten festgenommen, 21 mussmasslich involvierte Agenten jedoch noch auf freiem Fuss. Ähnlich wie die Polizeiwachen, seien derweil auch einige Friedensgerichte geschlossen worden. Auch hier habe sich die Bevölkerung organisiert und das Leben der Justizangestellten in Gefahr gebracht, so die offizielle Erklärung. |
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