Regierung lädt zu öffentlicher Kabinettsitzung
Fijáte 248 vom 14. Nov. 2001, Artikel 4, Seite 3
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Regierung lädt zu öffentlicher Kabinettsitzung
Guatemala, 30. Okt. Zu einer öffentlichen Kabinettsitzung im Kulturpalast waren rund 200 Personen eingeladen, vorwiegend VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen, der Kirche, der UnternehmerInnen und der internationalen Gemeinschaft sowie der StudentInnen und der Gewerkschaften. Anwesend waren ausserdem VertreterInnen der Staatsanwaltschaft und der juristischen Instanzen und natürlich Präsident Portillo und seine MinisterInnen. Thema der Sitzung war die Bekämpfung der Armut und des Hungers. Einleitend präsentierte George Carner von der staatlichen US-amerikanischen Entwicklungsbehörde AID eine Untersuchung über allgemeine und chronische Unterernährung von Kindern. Vizepräsident Reyes López seinerseits referierte über die 'Strategie zur Bekämpfung der Unterernährung und der ruralen Wirtschaftkrise', mit der die guatemaltekische Regierung gegen die Armut und den Hunger ankämpfen will. 80% der 11 Millionen GuatemaltekInnen leben in Armut und die Unterernährung betrifft 46% aller Kinder. Damit ist die Situation Guatemalas vergleichbar mit derjenigen in Bangladesh. Rund die Hälfte der 500'000 LandarbeiterInnen seien durch die Kaffeekrise ohne Arbeit, wer Arbeit habe, werde sehr schlecht bezahlt. Diese Daten seien beunruhigend und es müsse jetzt etwas unternommen werden um eine noch grössere Krise zu verhindern, erklärte Carner. Die Organisation will mit rund 650'000 US-$ die guatemaltekische Strategie zur Bekämpfung der Unterernährung unterstützen. Auch der anwesende Vertreter der Interamerikanischen Entwicklungsbank (AID) Carlos Barbey, versprach ein zusätzliches Darlehen von rund 400 Mio. US-$ für Projekte zur Reduktion der Armut und zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Nach oben |
Diese eher technischen Abhandlungen wurden gefolgt von einer Rede Präsident Portillos, in der er selbstkritisch zugab: "Diese Zahlen über Unterernährung und Armut sind der klare Beweis unseres Versagens als System" und "die Regierung allein kann dieses Problem nicht mehr bewältigen". Verschiedene TeilnehmerInnen der öffentlichen Kabinettsitzung zweifelten bereits im Vorfeld an der Ernsthaftigkeit des Anlasses und bezeichneten ihn als eine Show der Regierung. Dass dies eine etwas vereinfachte und verantwortungslose Sicht der Dinge ist, lässt der Direktor des Instituts für politische, wirtschaftliche und soziale Studien (IPES), Arnoldo Noriega, in einem Artikel durchschimmern: "Die Seriosität der vorgelegten Daten und ihrer Quellen sowie die Anerkennung der Hilflosigkeit seitens der Regierung sollte uns zum Nachdenken anregen. Was wir da nämlich vor uns haben, ist ein klarer und wachsender Beweis dafür, dass unser Wirtschaftsystem am Zusammenbrechen ist. Der Charakter des Problems und die Tatsache dass die zukünftigen Generationen zum Scheitern verurteilt sind, wenn wir jetzt das Steuer nicht herumreissen, sollte uns genügend wichtig sein, um die Diskussion nicht von der aktuellen Polarisierung zwischen der Regierung und der Privatwirtschaft bestimmen zu lassen. Dies zu tun, würde bedeuten, den aktuellen fundamentalistischen Diskurs von "wer nicht mit mir ist, ist gegen mich" zu übernehmen". |
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