Nein zum ALCA, ein anderes Amerika ist möglich!
Fijáte 235 vom 16. Mai 2001, Artikel 2, Seite 2
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Nein zum ALCA, ein anderes Amerika ist möglich!
Das folgende Kommuniqué wurde von der Alianza Social Continental ASC (kontinentale soziale Allianz) anlässlich des Gipfeltreffens in Quebec von Ende April veröffentlicht. Die ASC wehrt sich darin gegen die Bildung einer gesamtamerikanischen Freihandelszone (ALCA), deren Gründung auf diesem Treffen beschlossen wurde. Die ASC ist ein überregionales Netzwerk sozialer Bewegungen in Amerika. Als einzige guatemaltekische Organisation ist bisher das US/Guatemala Labor Education Project (US/GLEP) in der Allianz vertreten. (mehr Infos über die ASC sind auf www.sommetdespeuples.org zu finden). Wir, die Delegierten des 2. Gipfels der Völker Amerikas, bekräftigen unsere Opposition gegenüber dem Projekt einer gesamtamerikanischen Freihandelszone (ALCA). Wir sind die soziale kontinentale Allianz und kommen aus allen Ecken Amerikas, um den Stimmen der Gewerkschaften, der Volks- und Umweltorganisationen, der Frauen, der Menschenrechtsgruppen, der internationalen Solidarität, der indigenen Vereinigungen, der BäuerInnen, der StudentInnen und der ökumenischen Gruppen Gehör zu verschaffen. Wir sind gegen dieses neoliberale, sexistische, ungerechte und umweltzerstörerische Liberalisierungs- und Investitionsprojekt, dessen Folgen Deregulierung und Privatisierungen sind und schlagen neue Wege der kontinentalen Integration vor, die auf Demokratie, Gleichberechtigung, Solidarität, den Menschenrechten und dem Umweltschutz aufbauen. Unerfüllte VersprechenSeit dem Gipfel von Miami 1994 versprechen die Staatschefs und Regierungen die Demokratie und die Menschenrechte zu stärken und die Armut in Amerika zu senken. Dies war vor sieben Jahren und bisher ist nichts geschehen. Das einzige, was vorangetrieben wird, sind die Verhandlungen über Freihandelszonen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Präsidenten eine bessere Welt versprechen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie uns bitten, abzuwarten, bis die Früchte des freien Handels zu ernten sind. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihre Versprechen nicht halten. Das gesamtamerikanische Freihandelsabkommen ALCA stärkt die Rechte und Freiheiten der Investoren, erhebt das Kapital über die Arbeit, transformiert das Leben und die Erde in eine Handelsware. Ungleiches AmerikaWir leben in einem Amerika, das von untolerierbaren Ungerechtigkeiten und ungerechtfertigten politischen und wirtschaftlichen Asymmetrien geprägt ist: Von den 800 Millionen BewohnerInnen Amerikas leben 500 Millionen in Lateinamerika, die Hälfte davon in Armut. Das Kapital, die Technologie und die Patentrechte hingegen konzentrierten sich im Norden des Kontinentes. Die USA und Kanada beherschen 80% des Marktes. Die Freihandelsabkommen vergrössern die Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich, zwischen Frauen und Männern, zwischen den Ländern des Südens und den Ländern des Nordens. Auch zerstören sie das Gleichgewicht zwischen den Menschen und der Natur. 20% der Menschheit konsumiert 80% der Naturressourcen unseres Planeten. Die Freihandelsabkommen zerstören die familiären und sozialen Gefüge, was einen gravierenden Einfluss auf die jüngeren Generationen haben wird. Die Freihandelsabkommen fördern die Vermarktung der Gemeingüter der Menschheit und der Erde. Die neoliberale Logik reduziert die BürgerInnen zu simplen KonsumentInnen. Dies ist eine sehr kurzfristige Logik. Nach oben |
Die Freihandelsabkommen bedrohen die lokalen Landwirtschaften, die zu einem Grossteil auf der Arbeit der Frauen basieren. Die Dumpingpolitik der grossen Agroindustrien bedrohen die Ernährungslage vieler Menschen. Die Freihandelsabkommen fördern die Privatisierung des öffentlichen Dienstes wie Gesundheitswesen, Erziehung und Sozialprogramme durch Strukturanpassungsprogramme in den Ländern des Südens und Budgetkürzungen in den Ländern des Nordens. Die Freihandelsabkommen tragen zur Feminisierung der Armut bei und verstärken die existierenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern bezüglich Lohn und Arbeitsbedingungen. Unbezahlte Arbeit, die sie für die Familie und die Gemeinschaft leisten, eine Zunahme der häuslichen Gewalt und Frauenhandel sind die Konsequenzen, die Frauen zu tragen haben werden. Was wir fordernWir fordern die Einhaltung der Menschenrechte und der kollektiven Rechte, wie sie in den internationalen Handelabkommen definiert sind. Diese Rechte müssen eingehalten werden, unabhängig vom Geschlecht, dem Alter, den sexuellen Ausrichtungen, der Ethnie, der Nationalität, der Religion, der politischen Einstellung und der wirtschaftlichen Situation einer Person. Wir fordern die Einhaltung der Menschenrechte, die universell, für alle gleich und unteilbar sind. Wir wollen Brücken bauen zwischen den Völkern Amerikas, die von der Vielfalt unserer Geschichten und Kulturen inspiriert sind und uns gegenseitig bei der Ausübung einer repräsentativen und partizipativen Demokratie unterstützen. Wir fordern eine tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Wir fordern die uneingeschränkte Respektierung des Arbeitsrechtes, u.a. des Rechtes auf Versammlungsfreiheit, auf kollektive Arbeitsverträge und des Streikrechts. Diese Rechte sollen auch für MigrantInnen gelten. Wir schliessen uns den Forderungen des Gipfels der indigenen Völker vom 29. - 31. März in Ottawa an und fordern die Anerkennung ihrer fundamentalen Rechte. Wir fordern die Staaten auf, das Eigentum der Allgemeinheit zu schützen, die Menschenrechte zu achten, inklusive das Recht der Frauen auf eine frei gewählte Schwangerschaft. Wir fordern die Staaten auf, die Demokratie zu stärken und das Recht auf freie Meinungsäusserung zu garantieren. Wir fordern die Staaten auf, den freien Zugang zu Bildung, Sozial- und Gesundheitswesen zu garantieren, sich gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen und sich für den Schutz der Umwelt zu engagieren. Wir fordern Investitionen, die auf sozialen Grundsätzen basieren und ökologisch verantwortbar sind. Sie müssen auf eine lange Sicht geplant sein und eine wirtschaftliche Stabilität bezwecken. Wir fordern einen gerechten und gleichberechtigten Handel. Wir fordern die Aufhebung des us-amerikanischen Embargos gegen Kuba. Wir fordern die Suspendierung des 'Plan Colombia', der die Militarisierung der ganzen Region zur Folge hat und gegen die Menschenrechte verstösst. Wir fordern die Einhaltung der demokratischen Mechanismen bei der Aushandlung jeglicher Freihandelsabkommen, was eine Ratifizierung per Volksabstimmung bedeutet. Wir rufen die Völker Amerikas auf, sich gegen das Projekt eines gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens zu mobilisieren, und andere Wege der Integration zu suchen, die auf Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und dem Schutz der Umwelt aufbauen. Andere Amerikas sind möglich! |
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