USA 'drohen' mit Einstellung der Militärhilfe
Fijáte 214 vom 19. Juli 2000, Artikel 7, Seite 5
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USA 'drohen' mit Einstellung der Militärhilfe
Guatemala, 6. Juli. Der 1998 in Rom gegründete Internationale Strafgerichtshof hat einen schweren Stand: Nur wenige Staaten haben seine Statuten bisher ratifiziert, ein Vorgang, der in vielen Ländern nur schwer vorankommt. Einige wichtige Länder - wie die Vereinigten Staaten, Russland und China - lehnen eine Ratifizierung grundsätzlich ab. Die Vereinigten Staaten gehen nun noch einen Schritt weiter: Am vergangenen 14. Juni präsentierten verschiedene Senatoren und Kongressabgeordnete dem US-Parlament den Entwurf für ein "Gesetz zum Schutz der Amerikaner im Dienst". Darin heisst es, dass in Zukunft Länder, die sich der Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofes unterstellen, keine US-amerikanische Militärhilfe mehr bekommen werden. Ausgenommen von diesem Gesetz sollen diejenigen Länder sein, die der NATO angehören. So dass eine solche Massnahme in erster Linie diejenigen Länder treffen würde, die ökonomisch oder politisch von den Vereinigten Staaten abhängig sind, wie das für Guatemala der Fall ist. Eingereicht wurde der Gesetzesentwurf von einer Gruppe Kongressabgeordneter um den Senator Jesse Helms, bekannt auch für seine Gesetzesvorstössen bezüglich des Kuba-Boykotts (Helms-Burton-Gesetz). Unterstützung findet der Vorschlag in Militär- und Geheimdienstkreisen. Die offiziell eingesetzte Wahrheitskommission (CEH) hat in ihren Empfehlungen an die guatemaltekische Regierung geraten, die Bestimmungen des Internationalen Strafgerichtshofes zu unterschreiben und sich somit seiner Gerichtsbarkeit zu unterstellen. Präsident Portillo hat bei der Übernahme seines Amtes versprochen, die Empfehlungen der CEH umzusetzten, er bezeichnete dies sogar als eine "staatliche Verpflichtung". In der selben Rede sprach Portillo auch über die Beziehung Guatemala - Vereinigte Staaten. Mit den USA verbinde ihn bilaterale Interessen, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit, den Kampf gegen den Drogenhandel, die Lösung des Migrationsproblems und der gemeinsame Wille, den Frieden in Guatemala und Zentralamerika zu festigen, erklärte Portillo in seiner Antrittsrede. Weiter sprach er von einer gleichberechtigten Beziehung zwischen den beiden Staaten. Nach oben |
Die Menschenrechtsorganisation Gruppe gegenseitiger Hilfe (GAM) befürchtet aber, mit der Drohung dieses neuen Gesetzes, sei die gleichberechtigte Beziehung zu Ende und Guatemala unterwerfe sich einmal mehr dem Diktat der Vereinigten Staaten. In einer Presseerklärung der GAM heisst es: "Wird dieses Gesetz vom US-amerikanischen Staat angenommen, wird sich Guatemala nie der Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofs unterstellen." Laut GAM sollen mit diesem Gesetz zwei Dinge erreicht werden: Die Stellung des Internationalen Strafgerichtshofs soll geschwächt werden, aus Angst davor, dass Anklagen gegen US-amerikanische BürgerInnen erhoben werden, die sich an Kriegen und Menschenrechtsverletzungen irgendwo auf der Welt beteiligt haben, (z.B. die Nato-Angriffe gegen Serbien). Zum andern soll es den Vereinigten Staaten auch weiterhin möglich sein, andere Länder anzugreifen, ohne dass sie mit juristischen Konsequenzen rechnen müssen. Die GAM ruft weltweit alle Menschenrechtsorganisationen auf, sich gegen den Versuch der USA auszusprechen, die Bedeutung des Internationalen Strafgerichtshofs zu schwächen. |
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