Indigene Völker: Eine Dekade ohne Erfolg
Fijáte 317 vom 25. Aug. 2004, Artikel 8, Seite 6
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Indigene Völker: Eine Dekade ohne Erfolg
Guatemala, 13. Aug. Vor einigen Wochen trafen sich 64 Indigene Völker und Nationalitäten im Rahmen ihres II. Kontinentalgipfels in Quito, Ecuador. In ihrer Abschluss-Deklaration unterstrichen sie die Rechte der indigenen Bevölkerung mit dem Hinweis darauf, dass "die Territorien, auf denen wir leben, unsere sind aufgrund der Zeit, der Geschichte und des Rechtes. Deswegen sind sie unveräusserlich, unentbehrlich und nicht beschlagnahmbar; wir haben eigene Modelle, die die Reproduktion unserer Völker und Nationalitäten in Harmonie mit der Natur garantieren und die sich auf die Grundlage unseres anzestralen, kulturellen Erbes stützen." Mit dem Jahr 2004 geht das Internationale Jahrzehnt der Indigenen Völker seinem Ende zu, das 1992 auf Insistenz und Nachfrage hin von der Generalversammlung der UNO für den Zeitraum zwischen 1994 und 2004 ausgerufen wurde. Der 9. August wird seither als Internationaler Tag der indigenen Bevölkerung begangen. Gemäss der Defensoría Indígena Wajxaqib'No'j, in der sich Organisationen der Völker Maya, Garífuna und Xinca zusammengeschlossen haben, hat sich in diesen zehn Jahren so gut wie nichts getan. Und trotz der Tatsache, das vor nun acht Jahren die Friedensabkommen, und darin speziell das Abkommen über die Identität und Rechte der indigenen Bevölkerung (AIDPI) unterzeichnet wurden, belegen alle Studien in Bezug auf die menschliche Entwicklung, dass die indigene Bevölkerung in diesem Kontext weiterhin auf der untersten Stufe zu finden sei. Entsprechend fordern die AktivistInnen, die sich anlässlich des 9. Augusts gemeinsam mit den anderen indigenen Organisationen des Landes artikulierten, dass die Regierung sich endlich der Erfüllung der nationalen wie internationalen Vereinbarungen, Verträge und Konventionen widme, die die Rechtsgarantie für die indigene Bevölkerung gewährleisten. Dafür sei zudem eine grundlegende Transformation des Staates vonnöten. "Nach Jahrzehnten des gemeinsamen Kampfes und des Widerstandes nehmen wir Fortschritte in Hinblick auf die Anerkennung unserer Rechte wahr. Doch wir sehen mit Besorgnis ihre Nichterfüllung und die beharrliche politische, wirtschaftliche und soziale Stagnation unserer Völker ebenso wie den Rassismus und die Exklusion, die vornehmlich auf dem Weiterbestehen der zentralistischen, monokulturellen und autoritären Staaten beruhen." Gemäss Mariano Morente von der Denfensoría Maya in Baja Verapaz ist vor allem die Manipulationspolitik, der anhaltende Missbrauch und die Ausbeutung des Bildes der Indigenen Völker abzulehnen, die vom Staat und einigen FunktionärInnen als Attraktionsobjekte für den Tourismus operationalisiert würden. Neben anderen Forderungen stehen die reale und effektive Anerkennung des AIDPI und der weiteren Friedensabkommen, die Respektierung ihre sozialen Organisationen sowie der indigenen Autoritäten als Ausdruck der freien Selbstbestimmung. Nach oben |
Zu dieser gehören ausserdem die Anwendung des indigenen juristischen Systems und die Praxis ihrer Kosmovision, ferner die Übergabe der juristischen Sicherheit über den Besitz, den Gebrauch, den Schutz und die Verwaltung der heiligen Stätten, natürlichen Reservate und kommunalen Ländereien. Die Indígenas des amerikanischen Kontinents repräsentieren 6,7 % der Gesamtbevölkerung desselben, so eine Veröffentlichung der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPS), die schätzt, dass rund 45 bis 50 Mio. Indígenas in 745 Völkern in der Region leben. 90 % von diesen konzentrieren sich in Zentralamerika und der Andenregion, während in den USA rund 1,6 Mio. und in Kanada ca. 500´000 Indigene leben. Die Länder mit dem grössten indigenen Bevölkerungsanteil sind Bolivien, Guatemala, Peru und Ecuador, wobei die Proportionen zwischen 40 und 70 % schwanken. Für Guatemala ist von 60 % die Rede. Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, die zum Indigenen Volk der K'iche gehört, schickte anlässlich des Gedenktages einen Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan und beantragte darin die Verabschiedung der Universalen Deklaration der Indigenen Völker. Mit dieser gäben die UN eine Gelegenheit zur Neudefinition der (UN-) Agenda in Bezug auf die Indigenen Völker. Schliesslich seien die UN-Mitgliedsstaaten mit der Eröffnung der Dekade eine Verpflichtung in Bezug auf die Indigenen Völker eingegangen, die sich in keinem dieser Länder im politischen Handeln niedergeschlagen habe. |
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