Schulversorgung mangelhaft
Fijáte 293 vom 10. Sept. 2003, Artikel 7, Seite 5
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Schulversorgung mangelhaft
Guatemala, 31. Aug. Während die Alphabetisierung der Männer laut Erziehungsministerium (MINEDUC) auf 74,9% gestiegen ist, erreicht die Schulabbruchrate von Mädchen in ländlichen Gegenden 81,5%, in der Stadt 50%. Dies fand die Analyse mit dem Titel "Die Situation der Frauen in Guatemala 2003" des Programms Demokratische Werte und politische Leitung (PVDGP) von der Organisation der Amerikanischen Staaten (OEA) heraus. Gemäss PVDGPOEA mangelt es dem nationalen Bildungssystem an Programmen und Inhalten, die an den Bedürfnissen der Frauen orientiert sind und die die Möglichkeiten der Eingliederung in das wirtschaftlich-produktive System und das Recht auf bessere Lebensqualität fördern. Ein Zeichen dafür ist, dass nur 17% der Mädchen ihre Grundschulausbildung beenden und in ländlichen Gebieten 66% die Schule verlassen, bevor sie die dritte Klasse abschliessen. Auch wenn 1998 die Alphabetisierungsrate von erwachsenen Frauen mit 59,7% angegeben wurde, gab der Entwicklungsbericht von 2002 an, dass 67,6% der Guatemaltekinnen Analphabetinnen seien und eine deutlich steigende Tendenz unter den Indígenas zu verzeichnen sei. Immer noch wird im guatemaltekischen Denken die Beteiligung der Jungen am wirtschaftlichen und politischen Leben als wichtiger bewertet, deshalb wird deren Schulbesuch vor dem der Mädchen Priorität eingeräumt. Um diese Situation zu verändern, ist es laut PVDGP-OEA notwendig, dass die verantwortlichen Institutionen in Bezug auf Themen wie Alphabetisierung, Erziehung und Fortbildung mit Schwerpunkt auf die Geschlechtergleichstellung beraten werden und die realen Bedingungen der Frauen anhand von Studien und Statistiken verdeutlicht werden. Währenddessen müssen die öffentlichen Schulen im Departement Zacapa komplizierte Antragswege bewältigen, um überhaupt pro SchülerIn einen Quetzal (ca. US-$ 0,15) vom Erziehungsministerium (MINEDUC) zur Verfügung gestellt zu bekommen, damit den Lernenden wenigstens einmal in der Woche ein Schulfrühstück angeboten werden kann. Catalina Pérez, Lehrerin und Verwaltungskoordinatorin in Río Hondo berichtet, dass viele SchülerInnen auf dem Land in Armut und extremer Armut leben und zu Hause keine ausreichende Ernährung erhalten, was sowohl ihre Lernleistungen, aber auch ihre Gesundheit und Entwicklung deutlich beeinträchtigt. Doch nicht nur fehlt das Geld für eine angemessene Schulspeisung. Im ganzen Land werden aufgrund des begrenzten Etats des MINEDUC rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche aus dem Bildungssystem ausgeschlossen, so der Bericht "Realität des Haushalts und der Programmatik des MINEDUC 2002-03 und seine Finanzierungsaussichten ab 2004", vorgelegt von der Ständigen Nationalen Kommission der Bildungsreform (CNPRE). Nach oben |
Laut diesem muss der Etat des MINEDUC für das kommende Jahr von derzeit 3,2 Mill. Quetzales (ca. US-$ 400 Mio.) auf mindestens Q 4,5 Mill. (ca. US-$ 560 Mio.) erhöht werden. Dies entspreche einem halben Prozentpunkt in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt, was laut Berater Miguel Angel Barrios zwar noch nicht ideal, aber immerhin ein Anfang sei. Vor allem die Versorgung auf der Ebene der weiterführenden Schulen ist mangelhaft. Gerade einmal zu 13% decken die vorhandenen Schulen, die zur Mittleren Reife ("básico") führen, den Bedarf ab, ganze 4% stehen im Sektor "diversificado" Abschluss mit Berufsausbildung oder Abitur - zur Verfügung, während die Vorschulversorgung, die bereits erste Lerneinheiten übernimmt, eine Flächendekkung von 44% erreicht. Der Besuch eines Kindergartens ist eher unüblich. Allein die Abdeckung des Grundschulsektors mit angeblich 100% laut CNPRE könne einen wichtigen Erfolg vorweisen. Angesichts der bisherigen Nichterfüllung der zwölf Abkommen, die die Nationale LehrerInnenvereinigung (ANM) nach ihrem 50 Tage währenden Streik Anfang des Jahres mit den verantwortlichen Ministern abgeschlossen hatte, war für Ende dieser Woche ein friedlicher Demonstrationszug angekündigt worden. Das Lehrpersonal fordert Informationen über den langfristigen Nationalen Bildungsplan, über die Fortschritte hinsichtlich der Bildungsreform und des Forum von Dakar, Initiativen, die vom MINEDUC, internationalen Organismen und der Konsultativgruppe vorangetrieben worden waren. Offensichtlich reichte die Ankündigung einer Demonstration aus, um Erziehungsminister Mario Torres zumindest zu dem Angebot von 12´000 neuen LehrerInnenstellen zu bewegen. Auf die Forderung des Ministers, den Zeitraum des Schuljahres zu verlängern, um die zweieinhalb bestreikten Monate zu ersetzen, antwortete ANM-Vertreter Joviel Acevedo kategorisch, dass sie keinen Tag länger arbeiten werden. Die angekündigte Demonstration wurde jedoch angesichts der teilweise erreichten Beschlüsse zeitweilig aufgehoben. |
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