Eine Frage des Geldes?
Fijáte 293 vom 10. Sept. 2003, Artikel 6, Seite 4
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Eine Frage des Geldes?
Guatemala, 19.Aug. Eine gründliche Analyse in Bezug auf die Herkunft der Gelder, mit denen die diversen politischen Projekte im Rahmen der aktuellen Wahlkampagne finanziert werden, soll laut Eduardo Antonio Velásquez Carrera, Dekan der Wirtschaftsfakultät der Universität San Carlos (USAC), hilfreich sein, die Agenden der verschiedenen Parteien zu enthüllen. In seiner Studie über die derzeitige Wahlkonjunktur hat Velásquez festgestellt, dass vornehmlich von der neuen Klasse der nicht-traditionellen "Schwellen-Kapitalisten" die Rede ist, die in Verbindung mit dem Finanzierungssystem stehen, während wenig oder gar nicht (mehr) von den traditionellen Gruppen der Wirtschaftsmächtigen gesprochen wird. Velásquez hält es dennoch für unumgänglich, in diesem Wahlprozess die finanzierende Rolle gerade des traditionellen Wirtschaftssektors in Augenschein zu nehmen, der sich im Laufe der Geschichte Guatemalas als "das Kapital" konsolidiert hat dank der öffentlichen Mittel und der Verhandlungen zwischen seinen Unternehmen und dem Staat. Unter den Financiés der Republikanischen Front Guatemalas (FRG) finden sich laut Velásquez sowohl der Bankier Francisco Alvarado Macdonald gegen den immer noch ein Gerichtsverfahren läuft wegen Dokumentenfälschung in den Zwillingsbanken Promotor und Metropolitano, die sich nach ihrer Insolvenzverkündung im Prozess der Liquidierung befinden. Weitere UnterstützerInnen findet die FRG in den UnternehmerInnen des öffentlichen Transports, des Handels, der Industrie darunter "grosse" und "mittlere", die in Verbindung mit FunktionärInnen der aktuellen Regierung sowie Militärs stehen, die sich an Schmuggelhandel und Steuerhinterziehung bereichert haben. Die Finanzquellen der Kampagne der Grossen Nationalen Allianz (GANA), für die der Unternehmer Oscar Berger als Präsidentschaftsaspirant kandidiert, stammen aus Firmen, die an den UnternehmerInnenverband CACIF angeschlossen sind, in dem sich die Sektoren Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie und Finanzen zusammengetan haben. Ursprünglich hatte der CACIF die Partei des Nationalen Fortschritts (PAN) unterstützt, aus der Oscar Berger ausgestiegen ist, um die GANA zu gründen. Nach oben |
Als die jetzigen UnterstützerInnen für die Wahlpropaganda der PAN identifizierte der USAC-Dekan kleine und mittlere Unternehmen des internen und externen Handels, der Industrie, des Baugewerbes, der Pharma-Industrie und der Elektrizitätsgewinnung. Was die potentiellen Financiés der Nationalen Einheit der Hoffnung (UNE) betrifft, ist laut Velásquez aufgrund der politischen Rechtslastigkeit des Vizepräsidentschaftskandidaten Fernando Andrade Díaz-Durán nicht auszuschliessen, dass es Gruppen von nicht weiter spezifizierten "IntrigantInnen" gibt, die die Partei unterstützen. In Bezug auf seine Beobachtung der linken Parteien weist Velásquez darauf hin, dass diese keine bedeutende Finanzierung von Seiten der traditionellen Wirtschaftssektoren erhalten und ihr Etat, der von ihren AnhängerInnen stammt, begrenzt sei, genauso wie die Unterstützung, die sie aus dem Ausland erhalten. Der Wirtschaftswissenschaftler ist der Meinung, dass die nächsten Wahlen zwischen zwei Fraktionen des nationalen Bürgertums ausgefochten werden, während die alternativen Parteien wenige bis gar keine Chancen haben werden, ausser vielleicht auf Gemeindeebene. |
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