Erste Nationalversammlung des Maya-Volkes
Fijáte 293 vom 10. Sept. 2003, Artikel 9, Seite 6
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Erste Nationalversammlung des Maya-Volkes
Guatemala, 26. Aug. Mit dem Ziel, die Einheit untereinander zu stärken und die Repräsentation der diversen comunidades und Sektoren der indigenen Völker zu institutionalisieren, hat in diesen Tagen unter Beteiligung von 300 Delegierten des Landes, der erste Nationalkongress des Maya-Volkes stattgefunden, bei dem die Nationalversammlung der VertreterInnen des MayaVolkes gegründet wurde. An einer Pressekonferenz gab der Koordinator der Versammlung, Santiago Conos López, bekannt, dass diese Körperschaft, die aus VertreterInnen und Autoritäten der Regionen und comunidades, in denen die Indígenas leben, besteht, ein politisches Instrument darstelle, das gemeinsame Aktionen und die Konsultation der indigenen Bevölkerung durch den Staat vorsieht sowie die Absicht verfolgt, stärkeren Einfluss auf die zahlreichen Prozesse des öffentlichen Lebens und die Entscheidungen der Regierung zu üben. Dabei stützt sich die Funktionsweise dieses Repräsentationsorgans auf die Praxis der Selbstbestimmung und zielt darauf ab, mit kurz-, mittel- und langfristigen Ansätzen und Entwürfen die Bestrebungen und Entwicklungsprojekte zu Gunsten des Maya-Volkes zu stärken. Conos hält es für fundamental, dass die indigenen Völker ihre Repräsentation und Beteiligung in den Prozessen der Demokratisierung des Landes institutionalisieren, um so der Diskriminierung, dem Ausschluss, Rassismus, dem Benutztwerden und der Manipulation zu begegnen und auch die politische wie wirtschaftliche Dezentralisierung des Staates zu unterstützen. Die Gründungsergebnisse sowie das grundlegende Dokument "Kemom Tzij", das die Ziele, die Vision, Mission, Funktion, Struktur und Organisation der Repräsentationsausübung des Maya-Volkes beinhaltet, sind Resultat eines zweijährigen Arbeitsprozesses. Juana Batzibal, Mitglied der gegründeten Konsultationskommission, erklärt, dass angesichts des Fehlens eines institutionellen Raums, der zur Vermittlung zwischen dem Maya-Volk und dem Staate dienen könne, die Nationalversammlung im Rahmen des Aufbaus einer nationalen Identität gegründet wurde, die die Multiethnizität, Plurikulturalität und Mehrsprachigkeit der guatemaltekischen Bevölkerung würdigt. Die von der Nationalversammlung erarbeiteten Rahmenpolitiken werden der nächsten Regierung sowie internationalen Organismen und privaten Institutionen vorgelegt. "Wir wollen über unsere Kultur, unsere Rechte und letzten Endes über die Art der Entwicklung Guatemalas entscheiden", so Batzibal. In ihrer ersten Deklaration definiert die Versammlung ihren politischen Gedanken, mit dem sie ihre Vorschläge für eine Transformation jenes Systems verfolgen will, das während Jahrhunderten die indigene Bevölkerung aus der Gesellschaft ausgeschlossen hat. "Der Staat, sein Gesetzesrahmen, die Form der Machtverteilung, das Fällen von Entscheidungen und die Verteilung von wirtschaftlichen Gewinnen entsprechen nicht der plurikulturellen Zusammensetzung der guatemaltekischen Gesellschaft". "Jetzt liegt es an uns, die Verantwortung zu übernehmen, uns zu unserer eigenen Entwicklung zu verpflichten und selbstverständlich von der Regierung zu verlangen, die unterzeichneten Abkommen zu erfüllen", so das Dokument. Dazu gehört das Übereinkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), das den Staat politisch und juristisch dazu verpflichtet, die indigenen Völker zu konsultieren, wenn Entscheidungen über Themen gefällt werden, die in Zusammenhang mit deren Leben, Interessen, Bestrebungen und Rechten stehen. Nach oben |
Für die Konsultationskommission werden 93 Personen aus den Dörfern und Munizipien der 16 Departements gewählt, in denen die indigenen Völker vertreten sind. Damit sei ein ausreichend repräsentatives Organ geschaffen, das befragt werden kann und dessen Antwort über die notwendige Legitimation verfügt, so die Verantwortlichen. Edmundo Urrutia vom Sozialforschungsinstitut ASIES macht indes darauf aufmerksam, dass es bereits den Nationalrat der Mayavölker gibt, der die gleiche Philosophie verfolgt und die Unterstützung der Mission der Vereinten Nationen für Guatemala (MINUGUA) geniesst. Dennoch erklärt Rosalina Tuyuc, dass sie als Mitglied des besagten Rates nicht an der Gründung der neuen Versammlung teilgenommen hat, diese aber für eine positive Initiative hält. |
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