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Maquilas: auf der Suche nach sicheren Nischen

Fijáte 292 vom 27. August 2003, Artikel 1, Seite 1

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Maquilas: auf der Suche nach sicheren Nischen

Von Seiten der Vereinigung VESTEX wird kein Wachstum hinsichtlich der Anzahl der Unternehmen erwartet, jedoch werden die Produktionskapazitäten der bestehenden Fabriken zunehmen müssen. Die BetreiberInnen der maquilas haben zwei grosse Sorgen in Bezug auf die wirtschaftlichen Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten: dass die Ergebnisse die Verhandlungsbasis verbessern, die bereits mit dem aktuellen Gesetz zur Handelsvereinigung (CBTPA) besteht, und ihnen weitere Auflagen u.a. in Bezug auf die Gewährung von Rechten für die Arbeitenden bescheren, und dass die Pflicht zur Herkunftsdeklaration keine Nachteile für die Region mit sich bringt gegenüber den Ländern des Andenpakts (VGBolivienNF, VGPeruNF, VGEcuadorNF, VGKolumbienNF, VGVenezuelaNF), Afrika und Asien. Für die Region hat das Problem des Handels nichts mit Zolltarifen zu tun, die im Allgemeinen relativ niedrig und für viele Bekleidungsprodukte sogar nicht existent sind. Im Fall der maquilas besteht das Problem im Zusammenhang mit Herkunftsvorschriften und Arbeitsnormen. In Bezug auf den ersten Aspekt traten die USA nur unter der Bedingung in die Verhandlungen ein, dass die Produktbestandteile, wie Fäden, Stoffe, Knöpfe etc., aus den Vereinigten Staaten zu stammen hätten. Währenddessen beschweren sich die zentralamerikanischen ProduzentInnen, dass die nordamerikanischen Materialien teurer seien und sie nicht mit den Fabrikationsstätten aus anderen Regionen konkurrieren könnten, wo nicht so strenge Herkunftsregeln herrschten. In Bezug auf die Situation der Arbeitsnormen erklärt ein Analyst von VESTEX, dass die Arbeitsgesetze für die maquilas ähnlich sein werden wie die Hygieneverordnungen im Fall des Exports von Früchten und Gemüse. Diese Vorschriften würden während der Erntezeit in den USA deutlich verschärft. In gleicher Weise wird erwartet, dass im Falle eines Überangebots an Kleidung die Vereinigten Staaten die Beobachtung der Arbeitsrechtssituation in den Handelspartnerländern verstärken wird. In Richtung eines wettbewerbsfähigeren Sektors Für die UnternehmerInnen von maquilas ist die Zukunft des Sektors sehr komplex. Die Freihandelsabkommen TLC und VGALCANF (ganz Amerika betreffend) stellen gleichzeitig Bedrohung und Chance dar, und für das Überleben des Sektors bedarf es wichtiger Veränderungen sowohl auf der Ebene jeder einzelnen Fabrik wie auf der jeweiligen Landesebene. Zum Abschluss des anfangs erwähnten maquila-Gipfels in El Salvador stellten die Anwesenden die Prioritäten für den Sektor auf: den Zugang zu Krediten für die ProduzentInnen verbessern, die Infrastruktur und das Zollsystem modernisieren, den Kundenservice und die Promotion des Sektors verbessern, die Auslieferung der Materialien und den Produktionszyklus beschleunigen und erreichen, dass in Bezug auf die Lieferungszeit immer kleinere und immer anspruchsvollere Bestellungen bearbeitet werden können. ,,Wenn wir nicht zügig Veränderungen vornehmen, werden wir keine Zukunft haben", warnte ein Teilnehmer in seinem Abschlussvortrag. Währenddessen hat die internationale Aufmerksamkeit in Bezug auf die Verletzung der Arbeitsrechte in Guatemala deutlich zugenommen. Allein zwischen Mai und Mitte Juli diesen Jahres sind 37 entsprechende Anzeigen beim Wirtschaftsministerium (MINECO) eingereicht worden. Von diesem und dem VGArbeitsministeriumNF wurden die Unternehmen, denen die Vergehen vorgeworfen werden, gewarnt, dass sie drastisch verfolgt würden. Dagegen versicherten UnternehmerInnen und AnalystInnen, dass die Regierung unter politischem Druck agiere und mit den derzeitigen Vorkommnissen einen ungünstigen Präzedenzfall für die Investoren setze. Zudem würden die Autoritäten internationalen Organisationen gehorchen, die die Realität des Landes nicht kennen. Als Beispiel für die aktuelle Situation kann eine Sitzung im Wirtschaftsministerium dienen, bei der die zuständigen Verantwortlichen der Regierung mit denen der Textilindustrie der Firmen Chichin, S.A. und Cimatextiles. S.A. sowie VertreterInnen der VGGewerkschaftenNF beider Unternehmen öffentlich über

die Probleme diskutierten. Als Zeugen waren VertreterInnen der US-amerikanischen Firma Liz Clairbone, bei der beide maquilas unter Vertrag stehen und Mitglieder der Gewerkschaftsvereinigung Fair Labor Association, FLA, ebenfalls aus den Vereinigten Staaten, zugegen. Anfang Juni hatte das Wirtschaftsministerium die genannten Firmen der Verletzung von Arbeitsrechten angeklagt. Laut Wirtschaftsministerin Patricia Ramírez würden die Akten minutiös unter die Lupe genommen und das Gesetz mit aller Strenge angewendet. ,,Wir sind uns klar über die Kosten, die für das Land entstehen, wenn diese Unternehmen geschlossen würden, aber wir glauben, dass der Nutzen auf mittlere und lange Sicht grösser ist, wenn das Gesetz erfüllt wird," so Ramírez. Arbeitsminister Victor Moreira berichtete, dass die Mehrheit der eingereichten Anzeigen sich auf ,,ungerechtfertigte" Kündigungen gegen schwangere Frauen und GewerkschaftsführerInnen beziehen würde. Aber auch überlange Arbeitszeiten und inadäquate Arbeitsbedingungen in den Fabriken gehören zu den Ursachen der Beschwerden. Moreira erklärte, dass die Sanktion gegen die Unternehmen darin bestehe, den Gewinn des Dekrets 29-82 zu streichen, das die maquiladoras von der Zahlung der Einkommenssteuer befreit und ihnen die Mehrwertssteuer für Exporte zurückzahlt. Diese Strafe ist im Gesetz für den Fall von Arbeitsrechtsverletzungen festgeschrieben.


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