Wege aus der Kaffeekrise?
Fijáte 276 vom 15. Jan. 2003, Artikel 8, Seite 6
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Wege aus der Kaffeekrise?
Guatemala, 8. Jan. Bereits Mitte Dezember erklärte Präsident Portillo die Nationale Kaffeekrise und als dringendes soziales Interesse, diese zu bekämpfen. Alle zuständigen staatlichen Stellen wurden aufgerufen, dem zu erarbeitenden Sozialreformplan Priorität einzuräumen. Dieser Plan sollte Arbeitsprodukt einer interinstitutionellen und multisektoriellen Kommission sein, die vom präsidialen Sekretariat für Agrar-Angelegenheiten (SAA) zusammenzustellen sei. Dabei repräsentiere das Agrar-Forum, bestehend aus der Nationalen Indígena- und BäuerInnenkoordiation CONIC, dem Sozialforschungsinstitut FLACSO und des Menschenrechtszentrums CALDH, sowie der Interdiozösäne Landpastorale (PTI) die Zivilgesellschaft, die schliesslich auch die Wahl der Begünstigten mitbestimmten. Aufgabe des Landwirtschaftsministeriums sei es, sich um den Kauf von Fincas zu kümmern, wobei fachliche Gutachten bzgl. der juristischen Bestimmungen und landwirtschaftlichen Tauglichkeit einzuholen seien. Die Zuschreibung der Ländereien würde auf den Landfonds FONTIERRA ausgestellt. Das Finanzministerium solle die Gelder für den Kauf zur Verfügung stellen, und das Arbeitsministerium sei dafür zuständig, zu überprüfen, dass in den von der Kaffeekrise betroffenen Regionen der entsprechende Mindestlohn und die Arbeitszusatzleistungen gewährleistet seien. Grundsätzlich wurde dieser Plan, der laut Agrar-Forum Resultat langjähriger Verhandlungen, des BäuerInnenkampfes sowie des Drucks verschiedener Seiten sei, von diversen Sektoren als positiv bewertet, doch die Skepsis, dass es sich bloss um ein weiteres Versprechen Portillos, das unerfüllt bleiben wird, oder lediglich eine politische Strategie handle, um der eigentlichen Lösung des Problems aus dem Weg zu gehen, ist vorherrschend. Nach oben |
Anstelle dieses Akutprogramms, das lediglich einem Teil der ca. 700´000 von der Krise direkt Betroffenen kurzfristig helfen wird, müsse es strukturelle Veränderungen geben, die vor allem die Verbesserung des Handelsklimas allgemein mit einschliesse, um den Aussenhandel anzukurbeln, Investitionen anzulocken und auf Dauer Arbeitsplätze und Wirtschaftsaktivitäten zu schaffen. Eine noch unbeantwortete Frage ist die nach der Finanzierung des Plans, doch weder der träge Verkauf der hochgepriesenen Eurobonos (siehe ¡fijáte! 275), noch der Staatsetatplan für 2003 können (derzeit) für solche Notprogramme herangezogen werden. Obwohl dieser Punkt immer noch nicht geklärt ist, einigten sich das Agrar-Forum und das Sozialkabinett der Regierung inzwischen auf konkrete, noch bis Juli zu realisierende Schritte der Massnahme. Dazu gehören die Verteilung von Mais, Frijól und Reis in den betroffenen Gebieten auf der einen, die gerichtliche Klärung von Agrarkonflikten auf der anderen Seite. Wenn sich zudem ArbeitgeberInnen auf den Kaffeefincas weigerten, den geforderten Mindestlohn und Zusatzleistungen zu zahlen, drohe ihnen Enteignung. Um dem Vorschlag Nachhaltigkeit zu verleihen, sieht der letzte Punkt der Einigung die Unterstützung von produktiven Projekten vor. Allein von 2000 bis 2001 war der Kaffeepreis um fast 50% gefallen, die Produktion schon dadurch um 12,5%. |
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