Schluss mit der Lynchjustiz!
Fijáte 278 vom 12. Feb. 2003, Artikel 5, Seite 3
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Schluss mit der Lynchjustiz!
Guatemala, 30. Jan. Mit dem Ziel der in Guatemala weit verbreiteten Kultur der Lynchjustiz ein Ende zu bereiten, hat die Nationale Kommission für die Verfolgung und Unterstützung der Stärkung der Gerechtigkeit zusammen mit verschiedenen sozialen Organisationen und Justizeinrichtungen den "Nationalen Rundtisch gegen die Lynchmorde" einberufen. Neben indigenen, Menschenrechts- und religiösen Gruppen beteiligen sich auch die UN-Mission MINUGUA sowie VertreterInnen der Medien gemeinsam daran, die Kampagne der Prävention und Abschaffung von Massengewaltausschreitung in die Wege zu leiten. Die MINUGUA teilte in ihrem letzten Bericht mit, dass zwischen 1996 und Ende 2002 von ihr 482 Fälle von Lynchjustiz registriert worden seien, denen 943 Personen zum Opfer fielen, 240 von ihnen starben bei bzw. an den Folgen der Tat. In diesen Zahlen tauchen jedoch weder die Versuche noch die Androhungen von Steinigungen, mit die häufigste Art des Lynchens, auf. Auch jene Fälle, in denen Sicherheitskräfte und MenschenrechtsaktivistInnen eingeschritten sind und Schlimmeres verhindern konnten, fehlen bei den statistischen Angaben. Die Departements, in denen es zu den meisten Zwischenfällen dieses Phänomens gekommen ist, sind vor allem jene, die vom internen bewaffneten Konflikt besonders betroffen waren: dazu gehören Huehuetenango, Quiché, Sololá, Guatemala, San Marcos, Petén, Alta und Baja Verapaz, so der Vertreter der MINUGUA. Die UN-Mission stellte als Hauptgründe, die die Bevölkerung zu dieser Art von Verbrechen veranlassten, verschiedene Aspekte fest. Neben der anhaltenden Kultur der Gewalt, extremer Armut und sozialem Ausschluss wurde auch die mangelnde institutionelle Reaktion genannt. Higinio Pú von der Defensoría Indígena Wajxaqib' Noj fügte hinzu, dass auch die Aufstandsbekämpfungspolitik des Staates gegen die Bevölkerung, die in der Vergangenheit zur Tagesordnung gehörte, als Erklärung heranzuziehen sei. Laut Pú gehörten oft die, die bestimmte Gruppen zum Lynchen anstifteten zum Grossteil zu den ehemaligen Zivilpatroullien (PAC) und paramilitärischen Gruppen. Nach oben |
Als erster Schritt in Richtung "Ausrottung" dieses Phänomens wurde von den beteiligten Gruppierungen ein Basis-Dokument erarbeitet, das Kriterien über die verschiedenen Ursachen der Lynchjustiz enthält. Darin wird auch klargestellt, dass die Steinigungen weder Ausdruck von indigenem Recht noch auf den Mangel an Rechtsanwendung zurückzuführen seien. Erst in den letzten Tagen wurden Lynchfälle im Alta Verapaz bekannt, in denen drei Personen auf diese Weise ermordet wurden und die dortige Polizeistation zerstört wurde, da der Bevölkerung untersagt worden war, die "Gerechtigkeit durch eigene Hand" gegen zwei vermutliche Verbrecher anzuwenden. Auch in San Marcos fanden zwei verdächtigte Diebe ihren Tod durch ihre Nachbarn: erst wurden sie zusammengeschlagen und dann angezündet. |
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