Keine Medikamente für HIV-Positive
Fijáte 250 vom 12. Dez. 2001, Artikel 2, Seite 2
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Keine Medikamente für HIV-Positive
Guatemala, 13. Nov. Nur rund ein Viertel der 15'000 HIV-positiven Personen in Zentralamerika haben Zugang zu den für sie lebensnotwendigen Medikamenten. Die anderen warten darauf, dass die Pharmaunternehmen die Preise senken oder ihre Länder die Gesundheitspolitik ändern. Rund 400 Personen nahmen Mitte November am 2. Zentralamerikanischen HIV/Aids-Kongress (CONCASIDA II) in Antigua Guatemala teil. Am zweiten Tag hatten HIV-positive Personen aus den sieben zentralamerikanischen Ländern die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Dabei kam heraus, dass nur 3'500 Personen Zugang zu antiretroviralen Medikamenten haben (ein sog. 'Coktail' aus mindestens drei verschiedenen Medikamenten), davon 1'500 in Guatemala und 1'000 in Costa Rica. Dies zeigt, wie unterschiedlich in den einzelnen Ländern auf politischer Ebene mit der Frage umgegangen wird. (Im Sommer 1999 kam es in Guatemala zu einem Skandal, als im staatlichen Spital San Juan de Dios unter einer Gruppe von 90 HIV-positiven PatientInnen vier "Medikamenten-Pakete" verlost wurden. Ein Teil dieser Medizin wurde von Privatpersonen aus den USA gespendet, der Rest waren Medikamente von bereits verstorbenen Aids-PatientInnen.) Es wird davon ausgegangen, dass es in der Region 180'000 infizierte Menschen gibt. Doch bei nur einem geringen Prozentsatz dieser Personen ist die Krankheit so weit ausgebrochen, dass sie eine Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten brauchen. "Nicaragua ist das Land mit den meisten Gesetzen diesbezüglich, doch ist es auch das Land, wo am wenigsten gemacht wird", sagte Wilford López, Sprecher der HIV-Positiven seines Landes. Offiziell sind in Nicaragua 800 HIV-infizierte Personen registriert, man geht aber davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. Costa Rica ist das einzige zentralamerikanische Land, dass die staatliche Bezahlung der teuren Aids-Medikamente übernimmt. Panamá und Guatemala garantieren die Medikamente denjenigen Personen, die im Sozialversicherungssystem aufgenommen sind, jedoch nicht den ArbeiterInnen im informellen Sektor, sprich den SexarbeiterInnen. In Belice werden keine Medikamente staatlicherseits abgegeben, ausser an ein sechsjähriges Mädchen, dass während eines Spitalaufenthaltes infiziert wurde. In Honduras wurde vor wenigen Wochen der Betrag von rund 190'000 US-$ bewilligt, um ein HIV-Medizinprogramm zu starten. In El Salvador wurde die Regierung mit einem Gerichtsentscheid dazu verpflichtet, Medikamente abzugeben. In der Praxis befinden sich aber nicht mehr als 200 Personen in (staatlicher) medikamentöser Behandlung. In El Salvador wurde kürzlich auch ein Gesetz erlassen, das Arbeitsgebern erlaubt, einen Aids-Test zu verlangen, bevor jemand eingestellt wird. Nach oben |
In Guatemala sind 16'000 HIV-positive Menschen registriert. Zwei Drittel davon sind Männer, ein Drittel Frauen. Im Folgenden Ausschnitte aus der Schlussrede von Ismar Ramírez, guatemaltekischer Vertreter der Personen, die mit HIV/Aids leben (PVVS) und Mitorganisator des Kongresses: "Dieser Kongress hat uns PVVS die Möglichkeit gegeben, unsere Bedürfnisse und Ziele zu formulieren und zu merken, dass wir nicht allein sind. Für einmal waren wir mehr als blosse Zahlen einer kalten Statistik. Wir konnten das Schweigen brechen und der Krankheit ein Gesicht geben. Wir haben auch gemerkt, dass noch viel zu tun bleibt, um die Schwächsten unter den Schwachen dieser Gesellschaft zu integrieren: Schwule, SexarbeiterInnen, Strassenkinder, etc., die HIV-positiv sind. Als in Zentralamerika die ersten Fälle von HIV/Aids bekannt wurden, konnte sich niemand vorstellen, welche Auswirkungen dieses Phänomen auf die Gesellschaft und die soziale und wirtschaftliche Stellung vieler Familien haben würde. Noch heute, sechzehn Jahre später, gibt es Personen, die ihre Diagnose leugnen und sich aus Angst vor Diskriminierung im Schweigen verstecken. (...) Die guatemaltekische Regierung hat sich unter anderem verpflichtet, eine nationale Kommission zum Schutz der PVVS einzurichten. Aufgabe dieser Kommission ist es, Präventivprogramme (speziell auch Mutter/Kind-Programme) zu entwickeln, Tests anzubieten sowie ambulante Behandlungsmöglichkeiten und antiretrovirale Medikamente zur Verfügung zu stellen. Das einzige, das bisher unternommen wurde, ist die Eröffnung eines Heims für Aidskranke. Herr Minister, mit dem Recht, das mir die Verfassung zugesteht, um das von Ihnen Versprochene einzufordern, frage ich Sie: Weshalb investieren Sie in den Aufbau eines Ortes, an dem wir würdevoll sterben können, wenn das einzige, das wir wollen, ein würdevolles LEBEN ist? Ein Jahr, vier Monate und 28 Tage nachdem das Aids-Gesetz verabschiedet wurde, gibt es noch kein Reglement, um es umzusetzen. Ich bitte Sie, reden Sie nicht nur schön, handeln Sie auch! Und trotz allem träume ich von einer Zukunft für alle Männer, Frauen und Kinder dieser Region, in der unsere Regierungen ihre Verantwortung anerkennen. Dazu gehört: - Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Aufklärung des Gesundheitspersonals über HIV/Aids. - Gesetze, die uns Schutz und Respekt garantieren, speziell auch den HIV-positiven Frauen. Aufklärung und Prävention und integrale Behandlung für zukünftige Generationen." |
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