"Sie wissen gar nicht, was wir sonst noch alles machen"
Fijáte 249 vom 28. Nov. 2001, Artikel 2, Seite 2
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"Sie wissen gar nicht, was wir sonst noch alles machen"
Teresa de Jesus Cardona, in welcher Organisation arbeiten sie und welche Funktionen haben sie? Ich bin Koordinatorin der Frauenorganisation AMPI (Asociación de Mujeres para el Progreso Ixcán), die nach der Rückkehr vieler Frauen aus dem Exil im Jahr 1993 gegründet wurde. Seit 1999 hat AMPI einen offiziellen juristischen Status. Mit AMPI arbeiten wir in fünfzehn Gemeinden der Region Ixcán und haben 300 Mitglieder. Ebenfalls bin ich Präsidentin des Kreditvereines (Banco comunal) der AMPI-Frauen in Cuarto Pueblo, dem zur Zeit 41 Frauen angehören. Was sind zur Zeit die prioritären Aktivitäten bei AMPI? Welche Ziele verfolgen Sie? Unser wichtigstes Ziel ist es, mit produktiven Projekten (Seifen, Shampoo, Konfitüren u.a.) Einkommensquellen für die Frauen zu schaffen. Wir haben das Ziel, unsere Aktivitäten zu einem Kleinbetrieb auszuweiten und eine entsprechende Marktstudie ist zur Zeit im Gang. Sieben der fünfzehn Gemeinden sind an diesem grösseren Projekt beteiligt. Das Ziel wird sein, in jeder dieser sieben Gemeinden ein Produktionslokal zu schaffen, die Produkte aber gemeinsam zu vermarkten. Ausserdem möchten wir unsere Vereinigung stärken und vor allem auch die Frauen bezüglich der Herstellung der einzelnen Produkte ausbilden aber auch zu vermehrter Beteiligung in den Gemeinden befähigen. Dazu gehören Workshops zu Menschenrechten und allgemeiner Bildung. Damit können wir unsere Arbeit verbessern und können uns in unseren Gemeinden für unsere Rechte wehren und unsere wirtschaftliche Situation selbständig verbessern. Der Machismo ist ein Problem. Die Situation hat sich etwas gebessert aber die Frauen sind nach wie vor stark isoliert. Ohne die Beteiligung der Frauen ist aber keine Entwicklung möglich. Auf welche Widerstände stossen Sie bei ihrer Arbeit von Seiten der Männer? Wie wirken sich die Aktivitäten der sogenannten Freundschaftskomitees in Cuarto Pueblo auf ihre Organisation aus? Zuerst gab es viel Probleme und starke Divisionen, aber dann haben wir Frauen realisiert, dass wir die Fähigkeiten haben, als Frauen eine Arbeit zu machen. Wir haben uns organisiert. Wir haben uns stark in den Gemeinden verankert und deshalb haben wir heute viel weniger Probleme. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen politischen Behörden ist gut, vor allem auch mit dem Bürgermeister der Region Ixcán, Marcos Ramirez. In AMPI machen wir auch Gesundheitsarbeit in den verschiedenen Gemeinden, und da laden wir auch Männer von öffentlichen Behörden, aber auch von den Freundschaftskomitees ein, mit uns zusammenzuarbeiten. Damit gibt es keine grösseren Probleme, weder im Ixcán noch auf gesamtregionaler Ebene. Neben den produktiven Projekten führen wir aber auch Ausbildungen zu Menschenrechten, Alfabetisierung, Stärkung des Selbstwertgefühles der Frauen durch. An diesen Kursen können auch Frauen teilnehmen, die nicht Mitglied von AMPI sind. Gibt es bei diesen Aktivitäten keine Konfrontationen mit den Freundschaftskomitees? Sie wissen manchmal gar nicht, was wir hinter den wirtschaftlichen Projekten sonst noch so alles machen, und wenn sie es wissen und bei uns vorbei kommen, dann wissen wir uns zu wehren. Deshalb ist es so wichtig, die Menschenrechte und die guatemaltekische Verfassung zu kennen. Ich selber konnte solche Sachen im Exil in Mexiko lernen. Wenn sie also kommen, denn sagen wir, was unsere Rechte sind, und sie haben keine Chance mehr, uns gegeneinander aufzubringen. Es gibt auch heute noch schwächere Gemeinden, wo diese Taktik der Ex-PAC immer noch verfängt, aber deshalb ist es ja so wichtig, unsere Organisation noch stärker in den Gemeinden zu verankern. Nach oben |
Neuerdings besteht ein Projekt, uns mit anderen Frauenorganisationen der Region Ixcán besser zu vernetzen. Mit der Unterstützung vom Bürgermeister Marcos Ramirez ist ein Büro zur verbesserten Koordination der Arbeit der Frauenorganisationen in der Region Ixcán geplant. Auch führen wir einen Kurs für Promotorinnen aus ganz Guatemala durch, der sich u. a. mit der Geschichte und den Rechten der Frauen beschäftigt und sowohl die individuelle (psychische Gesundheit) als auch die Stärkung der Organisation der Frauen auf nationaler Ebene zum Ziel hat. Dies sind unsere derzeitig wichtigsten Aktivitäten. Die Arbeit ist sehr streng und wir müssen dazu häufig um 3:00 Uhr morgens aufstehen und kommen erst um 23:00 Uhr ins Bett, weil wir neben AMPI auch noch für unsere Familien schauen müssen. Wir müssen stundenlange, beschwerliche Fusswege auf uns nehmen, aber wir machen das, weil wir von der Wichtigkeit unserer Arbeit überzeugt sind. Ohne Partizipation der Frauen ist keine Entwicklung möglich. |
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