Neues im Fall Gerardi
Fijáte 279 vom 26. Feb. 2003, Artikel 3, Seite 3
Original-PDF 279 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte
Neues im Fall Gerardi
Guatemala, 13. Feb. Der Höchste Gerichtshof entschied nun die Aufhebung des Urteils der Vierten Berufungskammer im Fall Gerardi, eine Resolution, die die Verurteilung gegen die drei Militärs Byron Disrael Lima Estrada, dessen Sohn Byron Lima Oliva und Obdulio Villanueva, verurteilt zu 30 Jahren Haft und den Priester Mario Orantes Nájera, zu 20 Jahren Haft verurteilt, annulliert hatte. Die RichterInnen akzeptierten damit die Berufungen, die von der Katholischen Kirche, der Staatsanwaltschaft und den Verteidigern der wegen Mittäterschaft am Mord an Bischof Juan José Gerardi am 26. April 1998 Angeklagten eingelegt worden war. Durch die Zurkenntnisnahme von Beweisen und der Berufungsverweigerung in erster Instanz gegenüber den Militärs verstiess die genannte Kammer gegen das Gesetz und muss die Einsprüche nun erneut überprüfen. Sollten die Prozessbeteiligten keine Berufung vor dem Verfassungsgericht einlegen, muss zudem ein neues Urteil gefällt werden. Die Entscheidung des Gerichtshofes wurde wenige Stunden nach einer Meuterei in der Männerhaftanstalt in der Zone 18 der Hauptstadt bekannt gegeben, bei der sechs Personen ermordet wurden. Unter den Toten befindet sich auch der Armeespezialist Obdulio Villanueva, einer der für den Mord an Gerardi Verurteilten. In Bezug auf die Revolte der Gefangenen und dem Mord an Villanueva kursieren verschiedene Erklärungsversionen. Offensichtlich handelt es sich um eine seit längerem geplante Verschwörung der "zivilen" Gefangenen und Strassenbandenmitglieder gegen die einsitzenden Mitglieder von Militär und Polizei, die gewisse Privilegien geniessen. Unter ihnen befinden sich General Édgar Godoy und die beiden Oberste Guillermo Oliva und Juan Valencia, diese drei sitzen im Zusammenhang mit dem Mord an Myrna Mack ein (siehe S. 6). Nach oben |
Oberst Byron Lima Oliva, der wie Villanueva in den Fall Gerardi verwickelt ist, spielt als "der Kapitän" des Gefängnissektors 7 wohl eine besondere Rolle. Seit Monaten hatten die Mitgefangenen Beschwerden gegen die harte Kontrolle und Geldforderungen durch Lima Oliva vorgetragen, seit zwei Wochen hatte das Erzbischöfliche Menschenrechtsbüro (ODHA) entsprechende anonyme Briefe erhalten. Zudem war seit längerem von den Mitgefangenen die Verlegung Limas in ein anderes Gefängnis beantragt worden. Doch dieser weigerte sich selbst nach dem Vorfall, seiner Verlegung zuzustimmen, während die drei "Mack-Insassen" nun ihre Haft im Hochsicherheitsgefängnis El Boquerón absitzen. Von Anfang ihrer Haft an hatten die im Fall Gerardi Verurteilten ihre Verlegung ins Militärgefängnis beantragt, was jedoch wiederholt verweigert wurde, da sie einer zivilen Gerichtsbarkeit zu unterstellen seien. Helen Mack, Schwester der ermordeten Myrna Mack, äusserte indes die Überlegung, der Aufstand sei von diesen Militärs selbst provoziert, um ihre Verlegung zu erzwingen. Angeblich hatte eine Gefangenengruppe des Sektors 1 am 12. Februar eine günstige Gelegenheit während der Besuchszeit genutzt und die Männer in Sektor 7 mit Schuss- und Stichwaffen angegriffen. Vier der Getöteten wurden dabei mit Macheten enthauptet, einer verbrannt und einer erschossen, weitere Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht |
Original-PDF 279 --- Voriges Fijáte --- Artikel Nr. 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 --- Nächstes Fijáte