Fall Gerardi vor dem Appellationsgericht
Fijáte 270 vom 9. Okt. 2002, Artikel 4, Seite 3
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Fall Gerardi vor dem Appellationsgericht
Guatemala, 26. Sept. Fünfzehn Monate nachdem das Gericht drei Militärs und einen Pfarrer als die Verantwortlichen für den Mord an Bischof Juan Gerardi verurteilte, wird der Fall vor dem Appellationsgericht noch einmal aufgerollt. Vor Gericht erschienen nur die drei Militärs, Byron Miguel Lima Oliva, dessen Vater Byron Disrael Lima Estrada und José Obdulio Villanueva. Der Pfarrer Mario Orantes Nájera befindet sich aus gesundheitlichen Gründen seit Februar 2000 im Spital. Rund 400 Personen füllten den Saal bei der Wiedereröffnung des Prozesses: Angehörige der Verurteilten, DiplomatInnen, Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen sowie die nationale und internationale Presse. Die Anwälte der Verurteilten stützten ihre Appellation vor allem auf die Tatsache, dass das Delikt der Mittäterschaft (die vier wurden für die 'intellektuellen Verantwortung am Mord' verurteilt) in der guatemaltekischen Rechtssprechung nicht existiert. Für die Ausführung des Mordes gäbe es nach wie vor keinen Verurteilten, erinnerten die Anwälte. An einer Pressekonferenz vor der Prozesseröffnung zogen sie noch einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel, den sie ins Spiel zu bringen gedenken. Ausgerechnet Celvin Galindo, ehemaliger Staatsanwalt im Fall Gerardi, der wegen Morddrohungen den Fall abgeben und ins Exil gehen musste, dient ihnen dabei als 'Beweis': In einem Radiointerview mit Radio Holland sagte dieser, die Verurteilung ausgerechnet dieser vier Personen sei Teil eines Deals gewesen, den Präsident Portillo eingegangen sei, da er gezwungen war, sein Wahlversprechen, nämlich die Aufklärung des Falles, in die Tat umzusetzen. In diesem Gespräch sagte Galindo weiter, in die Ermordung von Gerardi seien noch andere materielle und intellektuelle Täter involviert. Er kenne die Namen der verantwortlichen Militärs, gebe diese jedoch nicht preis. Nach oben |
Den Anwälten dient diese Aussage des ehemaligen Staatsanwaltes, unter anderen, als Beweis dafür, dass die Verurteilten unschuldig sind und sie fordern deren Freispruch. Der Staatsanwalt Mario Leal und der Anwalt der katholische Kirche, Mario Montejo, ihrerseits hoffen, dass das Urteil von 20Jahren für Pfarrer Orantes, bzw. 30 Jahren für die Militärs, bestätigt wird. Der definitive Entscheid wird auf den 8. Oktober erwartet. |
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