Foro de Sao Paulo: Frauen bleiben aussen vor
Fijáte 275 vom 25. Dez. 2002, Artikel 9, Seite 5
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Foro de Sao Paulo: Frauen bleiben aussen vor
Guatemala, 6. Dez. Am Anfang Dezember in Antigua Guatemala abgehaltenen Foro de Sao Paulo diskutierte die lateinamerikanische Linke über die wichtigen weltpolitischen Themen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern blieb jedoch auch diesmal den Frauen vorbehalten und ihre Forderungen fanden keinen Eingang im Grundsatzpapier, das als Basis aller Diskussionen diente. Im Workshop zum Thema Geschlechtergerechtigkeit waren von den total 77 TeilnehmerInnen nur drei Männer, von den insgesamt 46 am Foro vertretenen Länder schickten bloss 12 überhaupt VertreterInnen in diesen Workshop. Die Frauen forderten, dass die Genderperspektive während des ganzen Foros und bei allen Diskussionen mit einbezogen wird. Laut den am Foro teilnehmenden Frauen ist auf zentralamerikanischer Ebene ein Rückschritt bezüglich der Beteiligung von Frauen an politischen Aktivitäten zu verzeichnen. Alba Estela Maldonado, ihres Zeichens Generalsekretärin der URNG, erklärt sich dieses Phänomen damit, dass diejenigen linken Parteien, die aus Guerillabewegungen hervorgegangen sind, beim Schritt in die Legalität vergessen haben, dass die Frauen, die in den Bergen unter den selben Bedingungen wie die Männer gekämpft haben, auch im zivilen Leben gleichberechtigt sein wollen. Oft gab es jedoch einen Rückfall in alte Rollenmuster: Die Frau an den Herd und der Mann in die Politik. Ein erster Schritt in Richtung Veränderung dieses Zustandes sieht sie darin, parteiintern das Problem überhaupt als solches zu erkennen und zu akzeptieren. Eine Massnahme, die in den meisten linken Parteien Lateinamerikas diskutiert wird, ist eine Quotenregelung. Im Fall der URNG ist die Quotenregelung im internen Parteigesetz verankert. Dort heisst es, dass kein Geschlecht mehr als 70% der Parteiämter besetzen darf, bzw. keines weniger als 30%. In der Praxis stellen die Frauen 29% der Parteileitung auf nationaler Ebene, auf lokaler Ebene und auf dem Land sei es schwieriger, diesem Anspruch gerecht zu werden, erklärte Maldonado. Die salvadoranische FMLN hat eine Quotenregelung von 35%, die Frauen innerhalb der Partei haben jedoch mit den selben Problemen wie ihre guatemaltekischen Kolleginnen zu kämpfen. Nach oben |
Nicht alle linken Parteien Lateinamerikas verteidigen eine Quotenregelung. So erklärte z.B. Manuela D'Avila von der sozialistischen Jugendvereinigung Brasiliens, dass ihre Organisation keine Quotenregelung fordere. Einzig mit einer Bewusstseinsveränderung könne die Geschlechterungleichheit durchbrochen werden. Mit der Einführung von Quoten sei noch keine Bewusstseinsveränderung erreicht. Einiges erreicht in Sachen Gleichstellung haben die Frauen in Venezuela. Sie berichteten am Foro darüber, dass die neue Verfassung unter der Regierung Chávez einige frauenfreundliche Punkte enthalte. So wird z.B. die Hausarbeit mit einem Mehrwert belegt, es gibt eine Sozialversicherung für Hausfrauen, es wurden Schritte unternommen, um die Frauenarmut und die Gewalt an Frauen zu bekämpfen und es gibt eine Bank, die Frauen Kredite gewährt. |
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