Drohungen gegen Angehörige von Comandante Everardo
Fijáte 275 vom 25. Dez. 2002, Artikel 5, Seite 3
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Drohungen gegen Angehörige von Comandante Everardo
Guatemala, 17. Dez. Auszüge aus einem Brief von Jennifer Harbury, der US-amerikanischen Ehefrau des 1992 vom guatemaltekischen Militär entführten und umgebrachten Guerillakommandanten Efraín Bámaca, alias Everardo: "Meine drei Schwägerinnen, Schwestern und Halbschwestern von Efraín, haben in den letzten Monaten Drohungen erhalten, eine von ihnen wurde vor ein paar Tagen vor den Augen ihrer Kinder von bewaffneten Männern verprügelt. Alle drei mussten mit ihren Familien ihre Häuser verlassen und leben nun in Verstecken. Ironischerweise hat alles begonnen, als sich ein Sieg unsererseits über den guatemaltekischen Staat abzuzeichnen begann: Vor einigen Wochen hat uns die Präsidiale Menschenrechtskommission (COPREDEH) mitgeteilt, dass die Regierung bereit sei, uns die Entschädigung zu überweisen, zu deren Zahlung sie der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof verurteilt hatte. Diese Mitteilung hat uns alle sehr überrascht, ich selber habe damit gerechnet, dass es weitere 20 Jahre dauern wird, um die guatemaltekische Regierung zu Entschädigungszahlungen in diesem spezifischen Fall zu bewegen. Die COPREDEH insistierte, dass ich nach Guatemala komme, um die entsprechenden Papiere zu unterzeichnen und beharrte ebenso darauf, dass es keine Publizität gebe. Dies hat mich etwas skeptisch gemacht, aber zusammen mit der Familie von Everardo entschieden wir, der Sache zuliebe auf diese Forderung einzugehen und erst an die Öffentlichkeit zu treten, wenn die Familie in Sicherheit ist. Unser Staunen wuchs, als eine Woche später das Geld eintraf: Die guatemaltekische Regierung hat die Entschädigung im Fall Everardo tatsächlich bezahlt! Nach oben |
Doch nun sind es erneut wir, die teuer zahlen müssen: Bereits vor einigen Monaten begannen die Repressionen gegen eine meiner SchwägerInnen. Als ich nach Guatemala reiste, um besagte Papiere zu unterschreiben, erfuhr ich, dass meine zweite Schwägerin ihren Wohnort verlassen musste und am 11. Dezember erreichten die Drohungen die dritte Schwester von Everardo. Offenbar ist das Militär wütend darüber, dass uns die Entschädigung ausbezahlt wurde und sucht eine Form, um sich zu rächen. Dazu kommt ihnen die Weihnachtszeit gerade gelegen, da die Öffentlichkeit mit anderen Dingen beschäftigt ist. Ihre Art, mich zu bestrafen ist, meine Familie zu bestrafen. Wahrscheinlich hätten sie auch nichts dagegen, wenn irgendwelche "gewöhnliche Kriminelle" jemanden der Familie entführen und das Geld zurückerpressen würden oder jemanden der Familie umbringen würden, um mir eine Lektion zu erteilen. Ich werde in diesen Tagen erneut nach Guatemala reisen. Zwar habe ich Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die entsprechenden Stellen informiert, doch kann es sein, dass das Militär versuchen wird, meine Einreise zu verhindern oder mich wegen "illegalen Reden" (Aufruf zu unbewilligten Demonstrationen, etc) anzuklagen, wie das in letzter Zeit vielen MenschenrechtsaktivistInnen passiert ist." |
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