EuroBonos, der grosse Flopp
Fijáte 275 vom 25. Dez. 2002, Artikel 7, Seite 4
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EuroBonos, der grosse Flopp
Guatemala, 15. Dez. Während sich der Oberste Gerichtshof und das Verfassungsgericht noch mit der Frage beschäftigten, ob der von der Regierung geplante Verkauf von Staatsanleihen überhaupt rechtsgültig sei, wurden die sogenannten EuroBonos im Wert von 700 Mio. US-$ (von der Regierung Friedensanleihen genannt und vom Volksmund in Korruptionsanleihen umgetauft) bereits an der guatemaltekischen Börse angeboten. Doch die Nachfrage nach den umstrittenen Anleihen ist gering. Umstritten sind sie deshalb, weil nie ganz klar wurde, worin das aus dem Verkauf der Anleihen erwirtschaftete Geld investiert wird. Die ursprüngliche Idee Präsident Portillos war, daraus die versprochenen Entschädigungszahlungen an die Mitglieder der ehemaligen Zivilpatrouillen zu leisten, die Schulden des Verkehrs- und Kommunikationsministeriums zu tilgen, Land für die protestierenden BäuerInnen zu kaufen und noch eine Reserve anzulegen. Doch widersprechen sich die einzelnen Regierungsmitglieder wenn es um Auskünfte über die Verwendung dieses Geldes geht und die Opposition befürchtet, dass das Geld in die Wahlkampagne und Taschen der FRG fliessen wird. In einem Zeitungsinserat rief die Guatemaltekische Industriekammer (CIG) die "guten Guatemalteken und die Finanzinstitutionen" dazu auf, keine Staatsanleihen zu kaufen. Und tatsächlich, das Geschäft läuft schlecht. Von den Anleihen im Wert von 150 Mio. US-$, die zu verkaufen die Regierung noch in diesem Jahr vorhatte, konnte sie bisher gerade mal 8,7 Mio. verkaufen. Am ersten Tag erhielt die guatemaltekische Nationalbank (BANGUAT) Angebote in der Höhe von 29,5 Mio. Nach oben |
US-$, verkaufte jedoch nichts, da die Zinsforderungen zu hoch waren (zwischen 6,7 und 13% jährlich). Ein paar Tage später wurden dann erstmals Anleihen im Wert von 8,5 Mio. US-$ und zu Zinssätzen von 6,6 und 8,25% verkauft, 7,5 Mio. allein ans Guatemaltekische Sozialversicherungsinstitut IGSS. Diese Nachricht stiess auf grosse Kritik, handelt es sich doch bei dem vom IGSS eingesetzten Geld um die Beiträge der Versicherten, die hier in ein relativ riskantes Geschäft investiert werden. Ausserdem wird dem IGSS nachgesagt, stark unter dem Einfluss der FRG zu stehen. Und, ein weiteres interessantes Detail, der Staat schuldet dem IGSS rund 6 Milliarden Quetzales (was umgerechnet etwa 750 Mio. US-$ sind) an Arbeitgeberbeiträgen für die staatlichen Angestellten. Danach lief ein paar Tage lang gar nichts im EuroBono-Geschäft. Am letzten Verkaufstag vor Weihnachten griff nun noch das Nationale Elektrifizierungsinstitut (INDE) zu und kaufte, ebenfalls aus den Pensionsgeldern ihrer Angestellten, Anleihen im Wert von 7.3 Mio. US-$. |
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