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Stürmische Zeiten am Izabal-See

Fijáte 374 vom 13. Dezember 2006, Artikel 3, Seite 4

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Stürmische Zeiten am Izabal-See

Falls das MARN den Entscheid des CONAP akzeptieren sollte, bliebe der CGN noch der Landweg, um das für die Erweiterung der Mine notwendige Material zu transportieren. Diese Möglichkeit ist jedoch nicht sehr attraktiv und in der Umweltverträglichkeitsprüfung gar nicht erst vorgesehen, da die Strassen entsprechend ausgebaut und verbreitert werden müssten. Die Bevölkerung der Zone ist zudem laut Eloyda Mejía nicht bereit, ihr Land dafür herzugeben.

Ausdruck für den Widerstand der lokalen Q'eqchi'-Bevölkerung sind zahlreiche VGLandbesetzungenNF und Proteste. Mitte November besetzte eine Gruppe von rund 60 Familien ein Stück Land gegenüber dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit der Guatemaltekischen Nickelkompanie (CGN). Dies war die vierte Landbesetzung, mit der die CGN gleichzeitig konfrontiert war, bereits im September wurden drei weitere begonnen. Die Polizei versuchte, diese vierte Besetzung gewaltsam zu räumen, wobei es mindestens zwei verletzte Personen gab - derweil eine Delegation der BesetzerInnen mit dem Sekretariat für Agrarfragen (SAA) ergebnislos verhandelte. Laut der Version der Staatsanwaltschaft räumten die BesetzerInnen nach Gesprächen mit einem Abgeordneten der Staatsanwaltschaft das Gelände freiwillig. Gemäss der Version der BesetzerInnen und der Defensoría Q'eqchi' kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, wurden mehrere Personen festgenommen, zwei verschwanden und einer wurde am darauf folgenden Tag schwer verprügelt und bewusstlos gefunden. Offenbar dehnten sich die Zusammenstösse auch auf die anderen besetzten Gelände aus und vertrieben u.a. 200 Familien von dem Landstück La Revolution. Diese kehrten aber unmittelbar nach dem Abzug der Polizei dorthin zurück - in der darauf folgenden Nacht brannte das Büro für Öffentlichkeitsarbeit der CGN nieder, ein Tag später ein Haus des Bürgermeisters von El Estor, der dafür bekannt ist, die Minentätigkeit tatkräftig zu unterstützen. Ursache des ganzen Streites sind unklare Besitzverhältnisse über das Land. Das VGMinenunternehmenNF hat zwar Landtitel vorgelegt, ebenso aber die besetzenden BürgerInnen, die ausserdem sagen, dass gewisse relevante Dokumente vom unterdessen aufgelösten Institut für landwirtschaftliche Entwicklung (INTA) spurlos verschwunden seien. Weiter beziehen sie sich auf das Gewohnheitsrecht: Ihre Grosseltern seien vor über 50 Jahren auf diese Ländereien gekommen, viel früher als die erste Besitzerin der Mine, Exmibal.

Vorläufig haben sich die vier Gruppen von den besetzten Gebieten zurückgezogen und fordern Verhandlungen mit der CGN, was die Staatsanwaltschaft zu dem Kommentar verleitete, die ganze Besetzungsgeschichte sei von aussen gesteuert und die BesetzerInnen manipuliert worden - womit sie einen Seitenhieb auf die Defensoría Q'eqchi' austeilte.


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