Gesetzeswidriges Sprachdefizit
Fijáte 438 vom 01. Juli 2009, Artikel 4, Seite 5
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Gesetzeswidriges Sprachdefizit
Guatemala, 16. Juni. Selbst sechs Jahre nach der Verabschiedung des Gesetzes der Nationalen Sprachen, das ein System aufstellt, demgemäss der öffentliche Verwaltungsverkehr in den Sprachen abzuhalten ist, die von den jeweiligen Gemeinden gesprochen werden, wurde bis heute nicht das entsprechende Reglement veröffentlicht, dass die Umsetzung des Gesetzes in die Praxis erläutert und festlegt. Dieses hätte gemäss der üblichen Verordnung innerhalb von 90 Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes geschehen müssen. Gemäss Artikel 8 desselben "können auf guatemaltekischem Territorium die Sprachen der Maya, Garífuna und Xinca ohne Einschränkungen sowohl im öffentlichen wie privaten Bereich genutzt werden, bei Bildungs-, akademischen, sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aktivitäten". Doch die Realität sieht ganz anders aus. So weist Martín Sacalxot vom Büro der Indigenen Völker des Menschenrechtsprokurats (PDH) darauf hin, dass die Indígenas weiterhin durch die Nicht-Erfüllung dieses Gesetzes beeinträchtigt werden. Als einen wesentlichen Grund, der die Erreichung der hehren Gesetzesziele behindere, nennt Scalxot das Fehlen eines wirklichen politischen Willens, erkennbar darin, dass bislang jeglicher Vorschlag zur Formulierung des Reglements abgewiesen worden sei. Derweil, so der Aktivist, seien die Vorschläge, die von der Exekutive selbst kommen, äusserst spärlich und unzureichend, um eine tatsächliche Zweisprachigkeit zu fördern. Das sei in Bereichen der Bildung, der Gesundheit und dem Justizsystem mehr als offenkundig, in denen der Grossteil des unter Vertrag genommenen Personals nur Spanisch spreche. Nur im Bildungssystem sei ein kleiner Fortschritt erkennbar mit der Zunahme von zweisprachigem Lehrpersonal und von Schulen, in denen Spanisch, aber eben auch die lokale indigene Sprache gelehrt werde. In den anderen beiden Bereichen sei die Situation weitaus dramatischer; in der gesamten Staatsanwaltschaft gebe es gerade einmal knapp 40 DolmetscherInnen. Gleichzeitig ist es schwierig festzustellen, wie viele Personen eine der 24 indigenen Sprachen sprechen, da es keinen entsprechend detailierten Zensus gibt. Carlos Marcial, Vizedirektor für Sprach- und Kulturpolitik des Bildungsministeriums, schätzt die Zahl auf mehr als 6,5 Mio. indigene EinwohnerInnen, von denen mehr als die Hälfte ihre "Muttersprache" sprächen. Nach oben |
Neben der Zweisprachigkeit in der mündlichen Kommunikation sieht das Gesetz noch zwei weitere Aspekte vor, die jedoch ebenfalls von der mangelnden Umsetzung geprägt sind: demzufolge sollen alle Normen und nationalen Anordnungen in die 24 anerkannten Sprachen übersetzt werden, und es soll ein staatlicher Fonds eingerichtet werden, um diejenigen Sprachen zu retten, die vom Aussterben bedroht sind, wie das Itza´, das im Petén noch von sehr wenigen Personen gesprochen wird. Menschenrechtsaktivist Sacalxot informiert indes, dass es im ganzen Land rund 157 Verwaltungsbezirke (von insgesamt 332) gibt, mit einem Anteil an indigener Bevölkerung von 80%, die die historischen und diskriminierenden Vorurteile derjenigen zu spüren bekäme, die den kulturellen Wert der indigenen Sprachen verkannten und ihr Erlernen als Rückschritt betrachteten, so Sacalxot. Derweil geht die Sprachengemeinde der Chorti´ aktiv gegen den drohenden Verlust ihrer Sprache an. So hofft Petronila Pérez López von der Akademie der Maya-Sprachen Guatemalas (ALMG), dass mit den 30 Sprachzentren, in denen das Chorti´ gelehrt wird, und dem Druck von Dokumenten in Chorti´ viele Personen motiviert werden, diese Sprache zu lernen. Manche SprachwissenschaftlerInnen sind der Ansicht, dass der Einfluss durch das Ausland hinsichtlich der Verbreitung vornehmlich des Englischen und englischsprachiger Musik Faktoren darstellen, die zur Abwertung der lokalen Sprachen bei den Jugendlichen beitragen, die vor allem von den Erwachsenen und nur noch wenigen jungen Menschen in den ländlichen Regionen gesprochen werden. |
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