Migrationswarnung
Fijáte 379 vom 21. Februar 2007, Artikel 4, Seite 4
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Migrationswarnung
Guatemala, 15. Feb. Das guatemaltekische Aussenministerium ist dabei, eine Warnkampagne zu starten, um die Bevölkerung des süd-westlich gelegenen Küstendepartements Escuintla anzuhalten, sich genau klar zu machen, welche Risiken sie eingehen, wenn sie sich ohne Dokumente auf den Weg in die USA machen. Die Behörden kündigten diese Massnahme in Folge der wachsenden Zahl tragischer Vorfälle an, denen guatemaltekische MigrantInnen sowohl in Mexiko als auch in den USA zum Opfer fielen. Erst diese Woche verfolgten AgentInnen des mexikanischen Nationalen Migrationsinstituts (INM) zusammen mit der Bundespolizei in der Gegend von Arriaga, San Cristóbal de las Casas, im mexikanischen Bundesstaat Chiapas mit brutaler Gewalt eine Gruppe von MigrantInnen, unter diesen 44 GuatemaltekInnen, die sich auf einem Güterzug in Richtung Norden bewegten. Zahlreiche der Verfolgten, die bei dieser Jagd vom Zug sprangen und im Dunkeln wegrannten, wurden verletzt, eine Guatemaltekin verlor ihr Bein, da sie vom Zug ergriffen wurde. Informationen des INM an die mexikanische Presse zufolge, werde die Verletzte nach ihrer Krankenhausentlassung in ihr Heimatland deportiert und aus "gutem Willen" käme das Regierungssekretariat für die Kosten der medizinischen Behandlung und die Verpflegung ihrer Begleitperson auf. Die Vize-Aussenministerin Marta Altolaguirre gab in der Presse bekannt, dass die Warnkampagne auch in den Departements San Marcos, Huehuetenango und Quiché lanciert werden würde, die mit Escuintla die Regionen darstellen, aus denen die meisten MigrantInnen stammen. Altolaguirre wies die Migrationsinteressierten auf die Verschärfung der Kontrollen auf mexikanischem Terrain hin, wo bereits eine Grenzpolizei speziell zum Aufgreifen von undokumentierten Personen eingesetzt wurde. Seit Ankündigung durch US-Präsident George W. Bush während des letzten Jahres, die Einreise von so genannte "Illegalen" in die Vereinigten Staaten durch erhöhte Patrouillen, Repressionsmassnahmen gegenüber zivilen AktivistInnen und die sich im Bau befindenden Grenzmauer zu Mexiko einzuschränken, haben sich die Gefahren, den Weg nicht, wenn überhaupt, heile zu überstehen, deutlich erhöht. Dennoch, so die Erfahrung von MenschenrechtsaktivistInnen, würde diese Aussicht nichts an der Entschlossenheit der MigrantInnen ändern, die aus den grundlegenden Bedürfnissen erwächst, ihr eigenes und das Überleben ihrer in der Heimat verbliebenen Familien zu sichern. Nach oben |
Noch am Donnerstag der vorhergehenden Woche wurde ein guatemaltekischer Migrant im US-amerikanischen Tucson, Bundesstaat Arizona, getötet und eine Guatemaltekin verletzt, als mutmassliche Kidnapper das Fahrzeug unter Feuerbeschuss nahmen, in dem die so genannten "Koyoten" oder Schleuser die MigrantInnen transportierten. Das guatemaltekische Aussenministerium forderte die US-amerikanischen Behörden auf, diesen Vorfall, den es als ausländerfeindlich motiviert verurteilt, aufzuklären, das Menschenrechtsprokurat (PDH) unterstützt diesen Appell, weist jedoch darauf hin, dass es sich bei diesem Fall um eine von vielen sehr ähnlichen Taten sowohl auf mexikanischem wie US-amerikanischem Gebiet handele. Einer Studie der US-amerikanischen Anti-Diffamierungsliga zufolge, die die Aktivitäten von rassistischen Gruppen in den USA unter die Lupe nimmt, warnt derweil vor dem Wiederaufleben des Ku Klux Klans, der sich als neues Objekt seines Diskriminierungswahns die lateinamerikanischen EinwanderInnen ausgesucht habe. Per Flugzeug und in Reisebussen werden monatlich im Schnitt 1´500 guatemaltekische MigrantInnen ohne Dokumente nach Guatemala zurückdeportiert, Anzahl aufgrund der verschärften Verfolgung steigend. Auch wenn diese Menge bereits im vergangen Jahr üblich war, berichten MenschenrechtsbeobachterInnen, die die Deportierten bei deren Ankunft in Guatemala interviewen, dass bei den Festnahmen inzwischen deutlich mehr Gewalt angewendet würde. |
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