Frauennetzwerke gegen Gewalt gegen Frauen
Fijáte 335 vom 25. Mai 2005, Artikel 2, Seite 3
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Frauennetzwerke gegen Gewalt gegen Frauen
Guatemala, 12. Mai. Der Bericht über Femizid, erstellt von der Nationalen Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG) und präsentiert am Internationalen Interparlamentarischen Dialog über Gewalt gegen Frauen, der in Mexiko D.F. stattfand, macht wiederholt aufmerksam auf den drastischen Anstieg von Morden an Frauen in Guatemala sowie auf die anhaltende Straflosigkeit und Ineffizienz von Seiten des Staates, diesem Phänomen Einhalt zu gebieten. Die Untersuchung fasst die Gewaltsituation in deutliche Zahlen, bezieht dabei aber noch nicht einmal die erschrekkende Entwicklung mit ein, die sich seit dem letzten Jahr abzeichnet: Allein von 2000 bis 2004 seien laut URNG die Verbrechen gegen Frauen um 112% gestiegen, insgesamt wurden in diesem Zeitraum 1´501 Frauenmorde registriert. Gemäss dem URNG-Dokument zeigen einige Fälle Ähnlichkeiten mit den physischen und sexuellen Gewaltformen auf, die während der Aufstandsbekämpfung im internen bewaffneten Konflikt in Guatemala gegen die Frauen angewendet wurden. Die dem Bericht angehängte Statistik weist die Mehrheit der weiblichen Opfer der tödlichen Gewalt in den letzten Jahren als ladinische, Hausfrauen, Studierende, Hausangestellte, Vertreterinnen der informellen Wirtschaft, als Sekretärinnen sowie als Fabrik- und Sexarbeiterinnen aus. Die Studie beinhaltet zudem Aussagen von einigen Kongressabgeordneten, darunter die von Nineth Montenegro, die davon überzeugt ist, dass das organisierte Verbrechen und der Drogenhandel zum hohen Prozentteil hinter den Morden an den Frauen stehen und diese als Strategie nutzen, die Aufmerksamkeit der Autoritäten abzulenken. Angesichts der offensichtlichen Passivität eben jener Autoritäten scheint dieser Plan jedoch nicht aufzugehen. Der URNG-Bericht unterstreicht die Notwendigkeit einer engen und koordinierten Zusammenarbeit zwischen Regierung und dem Menschenrechtsprokurat (PDH), um die (privaten) Sicherheitskräfte zu entmilitarisieren, die Ermittlungen der Morde zu verstärken und vor allem die Immunität der Staatsorganismen aufzuheben, die in Verbindung mit dem organisierten Verbrechen, den Mafias und den klandestinen Sicherheitsapparaten stehen. Ein erster Schritt auf internationaler Ebene wurde auf dem eingangs erwähnten Dialogtreffen in Mexiko getan. Dort wurde zwischen den anwesenden Abgeordneten der Regierungen Mexikos, Spaniens und Guatemalas der Beschluss gefasst, das Netz für das Recht auf ein Leben ohne Gewalt zu gründen, das sich für die Klassifizierung des Femizids als Verbrechen gegen die Menschlichkeit einsetzen und die Strafjustiz zu Gunsten der Frauen fördern soll. Nach oben |
Strategisch sollen dabei Normen erarbeitet werden, die sich an die internationalen Statuten anpassen, die von den jeweiligen Ländern unterzeichnet und ratifiziert worden sind. Innerhalb des Netzwerkes sollen gemeinsame Pläne und Projekte erarbeitet und realisiert werden, Informationen, Ideen und Erfahrungen mit Politikansätzen ausgetauscht werden, die positive Ergebnisse für die Bürgerinnen der einzelnen Länder mit sich gebracht haben. Zudem sollen in jedem Land Analysen durchgeführt werden, um die Hauptmerkmale des Femizids jeweils zu bestimmen. Der Internationale Interparlamentarische Dialog über Gewalt gegen Frauen ist von der mexikanischen Abgeordnetenkammer koordiniert worden und zählte neben den Abgeordneten aus den drei Ländern mit der Beteiligung von Funktionärinnen der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Aus Guatemala nahm Myrna Fryneé Ponce Brocke, die Präsidentin der Frauenkommission des Kongresses teil. Die Mitglieder eines anderen Frauennetzwerkes richteten ihre Forderungen an eine spezielle Adresse: Das Netzwerk der Katholikinnen für das Recht auf freie Entscheidung verlangt von Papst Benedikt XVI die Untersuchung und Bestrafung sexuellen Missbrauchs gegen Nonnen, begangen von Priestern in Lateinamerika. Ausserdem zeigt es die ständige Verfolgung von Ordensschwestern und Minderjährigen durch die Kapläne an. Diese Information, erschienen auf der Internetseite Mujereshoy, unterstreicht die Notwendigkeit der Ermittlung der Fälle. Der Papst könne sich schliesslich nicht als Nichtwissender angesichts der auf der ganzen Welt stattfindenden Übergriffe gegen die Würde und Rechte der Schwestern ausgeben, so Consuelo Mejía, Leiterin des Netzwerkes in Mexiko. Der Papst müsse sich dafür einsetzen, so Mejía, dass die Täter zur Verantwortung gezogen und die Opfer für den erlittenen Schmerz und Schaden entschädigt würden. Nicht selbten wurden die Frauen, nachdem sie die Tat angezeigt hatten, dazu gewungen, abzutreiben. Gleichzeitig weist Pilar Sánchez, die das Netzwerk beratend unterstützt, darauf hin, dass viele der vergewaltigten Nonnen keine Anzeige erstattet hätten, da sie ihr Gehorsams- und Schweigegelübde abgelegt hätten, weswegen sie es vorzögen ihre Scham- und Schuldgefühle alleine zu ertragen. Der Papst wird vom Netzwerk der Katholikinnen für das Recht auf freie Entscheidung zudem aufgefordert, grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der wachsenden Anzahl von Anzeigen wegen sexuellem Missbrauchs und Verfolgung Minderjähriger durch Priester in Lateinamerika und anderen Regionen der Welt zu treffen. |
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