Kampagne gegen Frauenmorde
Fijáte 289 vom 16. Juli 2003, Artikel 9, Seite 6
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Kampagne gegen Frauenmorde
Guatemala, 8. Juli. "Keine ermordete Frau mehr!" ist die Parole einer Kampagne des Netzwerkes gegen Gewalt gegen Frauen. Gestartet wurde die Aktion mit einer Demonstration vor dem Gebäude der Staatsanwaltschaft (MP) und des Kongresses. Gefordert wird die Untersuchung der in den letzten Monaten drastisch zugenommenen Morde an Frauen sowie eine frauengerechte Verfassung. Die Initiatorinnen der Kampagne kritisieren, dass Fälle von Gewalt gegen Frauen nicht untersucht würden und dass den Frauen oft Hindernisse in den Weg gestellt würden, wenn sie eine Klage einreichen wollten. Nur in der Hauptstadt und in Quetzaltenango betreibe die Staatsanwaltschaft eine spezielle Abteilung, die Gewaltfälle gegen Frauen untersucht. Diese Situation zwinge die Frauen, entweder in jene Städte zu reisen oder von Personal "bedient" zu werden, das nicht auf das Thema sensibilisiert sei. Rund 1200 Anzeigen gehen monatlich bei der Abteilung "Gewalt gegen Frauen" bei der Staatsanwaltschaft ein. Untersuchungen von Frauenorganisationen kommen zu dem Schluss, dass die meisten dieser Fälle in Schubladen verschwinden oder abgebrochen würden bzw. eine aussergerichtliche Lösung gesucht würde, womit natürlich die Statistiken völlig verfälscht würden. Die Zusammenarbeit der Frauenorganisationen mit der Sonder-Staatsanwaltschaft für Frauen sei gut, doch fehle dieser die finanzielle und personelle Kapazität, um die Fälle mit der nötigen Sorgfalt zu behandeln, bedauern die Frauenorganisationen. Die Kampagne "Keine ermordete Frau mehr!" fordert ausserdem die sofortige Untersuchung der Frauenmorde, die im Verlauf des Jahres bereits die Zahl von 158 erreicht haben (siehe ¡Fijáte! 280). Eine empirische Untersuchung anhand der Meldungen in den Tageszeitungen zeigt, dass die Zonen 7, 17 und 18 der Hauptstadt die für Frauen "gefährlichsten" sind. Das Innenministerium wird aufgefordert, in diesen Gebieten vermehrt Polizeipatrouillen einzusetzen. Nach oben |
Giovana Lemus von der Gruppe guatemaltekischer Frauen (GGM) führt die mangelnde Aufmerksamkeit der Behörden hinsichtlich dieses Problems darauf zurück, dass Polizei und Staatsanwaltschaft davon ausgehen, dass die Frauenmorde Teil der Bandenkriege zwischen einzelnen maras oder Drogenringen seien, bzw. sie der "häuslichen Gewalt" zuzuordnen seien. Drei Themen, die anzugehen aus unterschiedlichen Gründen bedeuten würde, ein Tabu zu brechen. Innenminister Adolfo Reyes Calderón seinerseits wird dafür kritisiert, im Zusammenhang mit den Frauenmorden von satanischen Riten gesprochen zu haben, womit sein Frauenbild aufschlussreich erklärt ist... |
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