Neuer Zeuge im Mordfall Gerardi
Fijáte 228 vom 7. Feb. 2001, Artikel 15, Seite 6
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Neuer Zeuge im Mordfall Gerardi
(29.1.) Kurz vor Beginn des Prozesses zur Aufklärung des Mordes an Bischof Gerardi hat sich Hugo Enrique Izquierdo Banini als neuer Zeuge gemeldet, der Aussagen zur Verwicklung von Ex-Präsident Arzú und einigen Militärs machen will. Gleichzeitig wurde der Tod eines Mannes, der als Entlastungszeuge für den verdächtigten Priester Orantes auftreten sollte, bekannt und der zuständige Staatsanwalt erhält permanente Morddrohungen. Banini verbrachte im vergangenen Jahr mehrere Wochen in einer Zelle mit Hauptmann Byron M. Lima Oliva, der des Mordes an Bischof Juan Gerardi beschuldigt wird, und wurde nach eigener Aussage dessen Vertrauter. Vor der 3. Strafkammer erklärte er, dass Ex-Präsident Alvaro Arzú telefonischen Kontakt mit Lima Oliva gehalten habe und dass Major Francisco Escobar Blas und Oberst Rudy Pozuelos dafür sorgten, dass Lima Oliva eine einflussreiche Stellung in dem Untersuchungsgefängnis, in dem er sich befindet, einnehmen konnte. Roy Dedet Catsprowits, ein weiterer Militär, sei zuständig dafür, eine Strategie zum Schutze von Lima Oliva zu entwickeln. Laut Aussage von Banini habe Lima Oliva behauptet, dem Priester Mario Orantes Anweisungen gegeben zu haben, den Bischof zu erschießen. Lima Oliva soll außerdem erzählt haben, dass mehrere Videos existieren, eins, das die Überwachung des Monseñor Gerardi dokumentiere, eins vom Tag des Verbrechens und ein weiteres von den Tagen danach "Er sagte mir sogar, daß derjenige, der ihn in dieser Nacht hat herausgehen sehen, geköpft und verstümmelt werde". Lima Oliva habe auch behauptet, dass er durch die Schuld der Bande Valle del Sol im Gefängnis sei. Lima Oliva hingegen bezeichnete die Aussagen von Banini als "Blödsinn" und wies darauf hin, daß dieser Ratschläge von der Staatsanwaltschaft (MP) und vom erzbischöflichen Menschenrechtsbüro (ODHA), das Nebenklägerin ist, erhalte. Diese Erklärungen wurden zum Ende der Beweisaufnahme bekannt. Die Anhörungen der Rechtsanwälte der Angeklagten und der ZeugInnen sind abgeschlossen, so dass jetzt das Gericht nur noch das genaue Datum des Prozeßbeginns festlegen muss. Nach oben |
Im Vorfeld wurden von der Staatsanwaltschaft und dem ODHA 94, von der Verteidigung 110 ZeugInnen benannt, 28 Sachverständige berufen, 6 Videos und die einzelnen Anträge geprüft. Der Staatsanwalt Leopoldo Zeissig übergab eine Liste mit 50 Namen und Nery Rodenas vom ODHA eine mit 44. Beide stimmen darin überein, den Ex-Direktor der Nationalploizei (PNC) Àngel Conte, den Ex-Verteidigungsminister Marco Tulio Espinosa und die Militärs Francisco Escobar Blas und Rudy Pozuelos, vorzuladen. Am 29.01. wurde Luis Carlos García Pontaza, der wegen Banküberfälle und Verwicklungen in den Mord an Gerardi angeklagt war, tot in seiner Zelle des Untersuchungsgefängnisses in der Zone 18 aufgefunden. Er starb durch einen Kopfschuss und der Direktor der Strafanstalt, Yuri Búcaro Chicas geht davon aus, dass es sich um einen Selbstmord handelte. Der Gefangene habe Eheprobleme gehabt und sei einige Tage vor dem Tod in schwere Depressionen verfallen, sagte er. Rechtsanwalt José Toledo, der Verteidiger des Priesters Mario Orantes, der verdächtigt wird, Gerardi getötet zu haben, erklärte, García Pontaza hätte ein wichtiger Entlastungszeuge in der anstehenden mündlichen Verhandlung sein können. "Wir bedauern den Tod des Mannes und gehen davon aus, dass er eine wichtige Aussage zu machen gehabt hätte. Wir hatten ihn als Zeugen vorgeladen, weil er eine der ersten Personen war, die den Tatort sahen", sagte Toledo. Zeissig und Rodenas forderten eine umfassende Untersuchung, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Selbstmord handelte und um zu klären, wie die Waffe in das Gefängnis gelangen konnte. Leopoldo Zeissig selbst hatte bereits am 15. Januar bekannt gegeben, dass die Morddrohungen gegen ihn und die telefonischen Belästigungen zugenommen haben. |
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