Morddrohungen erreichen Kirchenkreise
Fijáte 255 vom 13. März 2002, Artikel 4, Seite 4
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Morddrohungen erreichen Kirchenkreise
Guatemala, 5. März. Am 27. Februar besetzten rund 350 BäuerInnenfamilien die Finca San Luis, in El Carmen, San Marcos. Die BesetzerInnen protestierten damit gegen ihre miserablen Arbeitsbedingungen auf der Finca (sie erhalten einen Tageslohn von 3.15 Quetzales), gegen die sexuelle Belästigung, denen die Arbeiterinnen ausgesetzt sind und generell gegen die Übergriffe seitens der Fincaverwaltung und deren Sicherheitskräfte. Sie forderten von der Regierung, 1780 der insgesamt 2860 Hektar Land aufzukaufen, zu parzellieren und unter den BäuerInnen aufzuteilen. Dabei beriefen sie sich auf Landtitel, die ihnen während der Landreform unter der Regierung von Jacobo Arbenz ausgestellt wurden. Ausserdem hätten sie 1997 bereits einmal die Finca besetzt, sie jedoch freiwillig geräumt, da der Besitzer mit einer Parzellierung einverstanden war, erklärten die BesetzerInnen. Der Fincabesitzer, José Roberto Quintanal, beschuldigte die CNSP (vormals UASP) und die Diözese von San Marcos, die BäuerInnen aufgehetzt und zur Landbesetzung angestiftet zu haben. Weiter gab er bekannt, nicht zu Verhandlungen bereit zu sein und forderte das Gericht von Malacatán, San Marcos auf, einen Räumungsbefehl auszustellen, was dieses auch machte. Bischof Alváro Ramazzini von der Diözese San Marcos bedauerte die Situation und rief zu Verhandlungen auf. Die Diözese berät rund 100 Familien, die um dieses Land kämpfen, juristisch. Keine zwei Tage danach gab Ramazzini bekannt, dass er Morddrohungen erhalten habe. Er machte den Fincabesitzer und die Landwirtschaftskammer für diese Drohungen verantwortlich. Auch wenn die Drohungen nicht direkt von ihnen kämen, stifteten sie mit ihren verantwortungslosen Anschuldigungen Unruhe und Misstrauen. An einer Pressekonferenz erklärte Ramazzini, dass weder er noch seine MitarbeiterInnen die BäuerInnen beeinflusst hätten. Diese seien an die Diözese herangetreten mit der Bitte, einen Ort für mögliche Verhandlungen mit dem Fincabesitzer zur Verfügung zu stellen und die Verhandlungen zu begleiten. Weiter meinte Ramazzini, die problematische Situation auf der Finca San Luis sei kein Einzelfall, sondern im ganzen Land anzutreffen, wo die traditionell ausgeschlossene Bevölkerung wie BäuerInnen und die Indígenas für minimale Lebensbedingungen kämpften. Nach oben |
Weiter gab Ramazzini bekannt, dass auch sein Mitarbeiter, Juan José Aldáz, Pfarrer in der Gemeinde San José el Rodeo, Morddrohungen erhalten hat. Auch im Quiché gab es Anschläge gegen die katholische Kirche: Bei einem Brand im Pfarrhaus der Kirche von Santa María Nebaj verbrannten am 21. Februar wichtige historische Dokumente. Laut offizieller Version war ein Kurzschluss die Brandursache. Padre Rigoberto Pérez Garrindo glaubt jedoch, dass es sich um einen Brandanschlag handelte gegen seine Kirche, die sich stark für die Kriegsopfer engagiert. |
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