Fall Myrna Mack: Prozess gegen drei Militärs verschoben
Fijáte 247 vom 31. Okt. 2001, Artikel 4, Seite 4
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Fall Myrna Mack: Prozess gegen drei Militärs verschoben
Guatemala, 22. Okt. Am 10. Oktober hätte die Verhandlung gegen die drei der intellektuellen Verantwortung am Mord der Anthropologin Myrna Mack beschuldigen Militärs beginnen sollen. Wie erwartet, reichten die Anwälte der Angeklagten Rekurse ein, um den Beginn der Verhandlung weiter zu verzögern, was ihnen auch gelang. Ihre Begründung war, dass die Berichte der Wahrheitskommissionen REMHI und CEH nicht als Beweismaterial beigezogen werden dürfe. Ebenso verstosse es gegen das Gesetz, nochmals die selben ZeugInnen herbeizuziehen, die bereits gegen den zu 25 Jahren Gefängnis unbedingt verurteilten Täter, Jesús Betata Alvarez, ausgesagt hätten. An einer Pressekonferenz beschuldigten die Anwälte der drei Militärs die Klägerin und Schwester der Ermordeten, Helen Mack, die Mitglieder des Gerichts unter Druck zu setzen. Ausserdem zweifelten sie die Neutralität der zuständigen Richterin, Yassmin Barrios, an und bezeichneten sie als 'Antimilitaristin'. Helen Mack ihrerseits äusserte sich besorgt über die aktuelle Entwicklung des Falles und über die laufende Verleumdungskampagne gegen sie. Sie befürchtet, dass sie Opfer eines Anschlags werden könnte, da die Angeklagten kürzlich öffentlich sagten, dass "es an der Zeit sei, sich zu verteidigen". Mack forderte die Behörden auf, ihr und allen in den Fall verwickelten Personen Sicherheit zu garantieren. Sie lasse sich jedoch durch diese Einschüchterungsversuche nicht von ihrem Ziel abbringen, und dieses sei die endgültige Aufklärung des Falles, auch wenn dies noch weitere zwanzig Jahre dauern würde. Hätte sie tatsächlich den ihr unterstellten Einfluss auf das Gericht, wären die Angeklagten längst verurteilt, meinte Helen Mack. Auch die Mission der Vereinten Nationen MINUGUA ist über den Verlauf des Prozesses enttäuscht. In einer Presseerklärung bezeichnete sie die eingereichten Rekurse als eine eindeutige Verzögerungstaktik. Weiter wies MINUGUA den guatemaltekischen Staat auf seine Verantwortung bei der Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen hin, speziell, wenn es sich bei den Angeschuldigten um Mitglieder oder Ex-Mitglieder staatlicher Institutionen handelt. Nach oben |
Mitte letzten Jahres wurde der Fall Myrna Mack vom Interamerikanischen Menschenrechtshof (CIDH) anerkannt. Falls das Gericht in Guatemala nun zu Gunsten der drei Militärs entscheiden würde, ginge der Prozess auf internationaler Ebene weiter. Zwar nicht mehr gegen die drei, sondern gegen den guatemaltekischen Staat, denn beim CIDH sind Anklagen gegen Einzelpersonen nicht möglich. Während die Straflosigkeit im Fall von Myrna Mack ihren Lauf nimmt, werden weiterhin MenschenrechtsaktivistInnen eingeschüchtert: Seit etwa einem Monat wird die Historikerin Matilde Leonor González Izas bedroht. González arbeitet ebenso wie damals Myrna Mack bei der Vereinigung für den Fortschritt der Sozialwissenschaften (AVANCSO). Im Moment arbeitet sie an einer Studie über die Kontrolle, die das Militär dank der Zivilpatrouillen und der Militärkommissäre über die Bevölkerung im Quiché hatte. Während eines Auslandaufenthaltes wurde ihr Haus überwacht und schliesslich darin eingebrochen. Dabei wurde ein Laptop entwendet, auf dem sie die Daten ihrer Untersuchung hatte. Seit González aus dem Ausland zurück ist, wird sie beschattet und verfolgt. |
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